Squealer-Rocks.de DVD-Review
Michael Schenker - Temple of Rock - Live in Europe

Genre: Hardrock
Review vom: 11.02.2013
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: inakustik



Es ist mir bis heute ein Rätsel, weshalb Michael Schenker selbst in den goldenen '80ern es nicht geschafft hat, mit MSG zum Mega – Act zu werden. Die Frühwerke waren allesamt erste Sahne, auch die von Kritikern gern verspottete „poppige“ Phase mit Robin McAuley am Gesang, als das Kürzel nicht für „Michael Schenker Group“, sondern für „McAuley Schenker Group“ stand, war bärenstark, auch wenn man etwas zu offensichtlich in Richtung U.S.A. geschielt hat.
Es gab also schon damals Ungerechtigkeit, auch wenn wir es nicht gerne zugeben und Herr Schenker mitnichten am Hungertuch nagen muss.
Das hat zwar nix mit der DVD zu tun, die hier Thema sein soll, muss aber auch mal gesagt werden.

Seit 2011 und dem Album „Temple of Rock“ brilliert der Bruder von Scorpions Klampfer Rudolph wieder unter seinem eigenen Namen, was eigentlich völliger Quatsch ist, da der als nicht einfach geltende Exzentriker auch bei MSG Alleinherrscher war.
Sei's drum – die visuelle Darbietung des letzten Live – Programms macht ziemlich viel Spaß, auch wenn es ein bisserl was zu meckern gibt und so mancher MSG Altfan enttäuscht sein dürfte.

Es macht (LEIDER) schon Sinn, dass die VÖ unter dem Namen Michael Schenker und nicht MSG läuft. Von den 19 Tracks stammen ganze 11 von UFO oder den Scorpions. Sicherlich auch ein Tribut an Schenkers aktuelle Bandmitglieder Herman Rarebell (Ex Scorpions Drummer) und Francis Buchholz (Ex Scorpions Bassist), denn ein „Rock You like a Hurircane“ oder ein „Blackout“ hat mit dem Schaffen eines Michael Schenker während seiner Zeit bei den Hannoveranern sehr wenig zu tun.
Zudem geraten diese Songs zur mitellschweren Katastrophe.
Sänger Doogie White gehört ohne Zweifel zu den ganz Großen, wie er in unzähligen Projekten, bei Rainbow und aktuell bei Tank beweist. Nur liegen ihm eben keine Scorpions Songs.
Klaus Meine mag kein Englisch können, aber er kann singen und er ist unkopierbar.

Den verlorenen Boden macht der Frontman allerdings bei den UFO Tracks wieder gut. Das ist seine Stimmlage. So werden Evergreens wie „Doctor Doctor“, „Lights out“ oder „Shoot Shoot“ zu echten Highlights.
Auch die MSG Klopper wie „Armed and Ready“ oder „On and on“ meistert der sympathische Brite mit Bravour (zum Teil mit rollendem „R“ - dafür ein Extra – Lob).

Und der Meister himself? Nun, er gibt sich sehr nahbar, teils enthusiastisch, nichts mehr zu spüren von der früheren Zurückhaltung. Sollte der „Klaus Kinski des Hardrock“ am Ende zu einem netten Typen mutieren? Glaubt man Doogie White, der Fans gegenüber seinen Unmut über Schenker kundtat, wohl eher nicht.
Das soll dem Zuschauer aber egal sein, denn sobald der Blondschopf zum Solo ansetzt, ist Holland in Not. Der instrumentale Opener „Into the Arena“ ist Magie pur! Da ist man starr vor Faszination. Hätte er dann noch „Captain Nemo“ gezockt, wären Tränen der Freude geflossen!

Und das ist der Punkt. Wenn ich Scorpions Lieder hören will, gehe ich zu den Scorpions. Die können das besser. Wenn ich UFO Songs hören will, gehe ich zu denen.
Bei einem Michael Schenker Konzert will ich MSG hören!
Ich will „Lost Horizons“, ich will „Rock will never die“ und ich will den „Desert Song“.
Sicher, (fast) alle Songs, die hier dargeboten werden, gehören zum Schaffen des Saitenmagiers.
Doch seinen größten kompositorischen Input hatte er nun mal bei der MSG.

Und da wir gerade am meckern sind: Die Bildqulität des Hauptprogramms, dem Konzert aus Tilburg, ist bescheiden, ebenso wie die Kamerführung: verwackelt und ziemlich öde. Man fühlt sich streckenweise eher an ein Bootleg erinnert.
Da ist das „Bonus Concert“, das 5 Songs vom High Voltage Festival aus London (mit Michael Voss am Mikro) zeigt, von einem ganz anderen Kaliber.
Super Bild und super Kamera. Zudem ist bei 3 der 5 Stücke Rudolf Schenker mit auf der Bühne, der ja nun unbestritten nicht nur zu den sympathischsten Rockstars ever gehört, sondern mit seiner Spielfreude auch stets ein enormer Spaßfaktor für's Publikum ist.

Natürlich verhebt sich auch der Voss, der Michael am rockenden Hurricane, doch ansonsten gibt der Mann eine ebenso gute Figur wie sein britisches Pendant ab.
Der kommt übrigens zum grandiosen Finale „Doctor, Doctor“, ebenso wie UFO Basser Pete Way und Gottsänger Jeff Scott Soto auf die mittlerweile fast übervölkerte Bühne und alle zusammen bieten eine Performance dieses Klassikers, die zum Besten gehört, was ich in meinen 35 Jahren als Rockfan je sehen durfte.
Alleine, wie sich die drei Sänger Voss, Soto und White im Wechsel das Mikro übergeben, ist Gänsehaut pur! Dazu die Spielfreude der Schenker Brüder, ein offensichtlich drogenfreier Pete Way und die eh geniale Begleitband – ohne Scheiss, diesen Ausklang habe ich mittlerweile locker an die zehnmal geglotzt und immer noch packt es mich.

Was im Grunde für die komplette DVD gilt. Denn trotz der vielen Kritikpunkte muss ich gestehen, dass ich selten einen Mitschnitt vor dem Schreiben einer Kritk so oft wie diesen gesehen habe und auch weiterhin sehen werde.
Vielleicht macht gerade der Fakt, das hier nicht alles perfekt ist den Charme dieser VÖ aus.
Sollte man, nein, MUSS man gesehen haben!

Den relativ kurzen zwoten Bonus „Before the Show“ lasse ich mal unkommentiert. Nur soviel: Man sieht einen Haufen netter Musiker und einen, der wohl nicht so nett zu sein scheint...

Tracklist:

"Live In Tilburg":
Into The Arena
Armed And Ready
Lovedrive
Another Piece Of Meat
Hanging On
Cry For The Nations
Let Sleeping Dogs Lie
Coast To Coast
Assault Attack
Before The Devil Knows You're Dead
Lights Out
On And On
Let It Roll
Shoot Shoot
Rock You Like A Hurricane
Rock Bottom
Holiday
Blackout
Doctor Doctor


"Live At High Voltage":
Armed And Ready
Another Piece Of Meat
Rock You Like A Hurricane
Hanging On
Doctor Doctor

DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

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