 Genesis - When In Rome 2007
Genre:
Progressive Rock
Review vom: 23.05.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 23.05.2008
Label: Virgin
Die letztjährige Genesis Tournee in der „Fast Original Besetzung“ (Peter Gabriel und Steve Hackett hatten trotz Millionenangebot keine Lust) war neben der Gastspielreise von The Who mit Abstand das wichtigste, weil hochwertigste Live Event (Jetzt komm' mir ja keiner mit den Stones....).
Kommerziell wurden sogar sämtliche Rekorde gebrochen, bereits wenige Tage nach Beginn des Kartenvorverkaufs wurden die ersten Zusatzshows bekannt gegeben und auch dafür waren die Tickets in Windeseile vergriffen.
Ende 2007 folgte dann prompt die Doppel CD „Live Over Europe“, die nun erscheinende DVD sollte eigentlich bereits im Februar das Marktlicht erblicken. Solche Verzögerungen haben meist verkaufstechnische Gründe, doch hier dürfte der Fall etwas anders liegen. Es wurde tatsächlich bis in das letzte Detail und bis zur letzten Sekunde an der Technik gefeilt – und zwar unübersehbar!
Denn – und da gibt es keine Diskussion! - die drei Silberscheiben sind nicht nur schlicht und ergreifend perfekt, wohl kaum eine andere Band hat ihren Fans jemals mehr Value for Money auf diesem Medium geboten.
„Masse UND Klasse“ drückt es wohl am besten aus. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf dem Konzert aus Rom vom 14.7. 2007, das in voller Länge gezeigt wird. Wobei der Begriff Konzert schon fast einer Untertreibung gleicht. Eine halbe Million (!!!) Fans drängt sich im altehrwürdigen Circus Maximus der ewigen Stadt, um bei freiem Eintritt (!!!) dem Abschluss - Gig der Progressive Rock Institution aus England beizuwohnen.
Es erübrigt sich fast, auf den Auftritt näher einzugehen. Schon die Setlist mit einigen Überraschungen, sprich Ausflügen in das Frühstadium der Bandgeschichte, sorgte bei vielen Hardcore Fans für freudig überraschte Gesichter. Man kann also auch ohne Peter Gabriel „richtigen“ Prog zocken. Dennoch kamen auch die „poppigen“ Sachen, die ja letztendlich von der breiten Masse gewünscht wurden, nicht zu kurz.
Eine nette Mischung also, die für alle eine akzeptable Lösung darstellt.
Nahezu unbeschreiblich ist freilich die Video / Lightshow des legendären Trios. Die Effekte bei „Domino“ beispielsweise besitzen locker Kino – Niveau. Genesis schaffen es, ihre Fans in eine komplett andere Welt eintauchen zu lassen. Dabei wirken die Video Wände über und neben der Bühne nie überdimensioniert oder protzig. Es klingt widersprüchlich, aber die Show ist gigantisch und doch subtil, geschmackvoll eben und der anspruchsvollen Musik angemessen.
Das die ganze Geschichte nicht zu steril und klinisch wirkt, dafür sorgt Phil Collins. Sein spitzbübischer Humor lockert die Atmosphäre ständig auf und mit seinen z. T. ialienischen Ansagen (auch wenn sie vom Zettel abgelesen werden) kann der Frontman bei den Römern doppelt punkten.
Den Beweis, das er von gelernter Drummer ist, stellt er wie immer beim schon legendären Drum Duell mit Chester Tompson unter Beweis. Die beiden spielen zunächst synchron auf zwei Barhockern und verlagern ihre Performance dann hinter zwei überdimensionale Schiessbuden.
Grandios!
Seine beiden Bandkumpels halten sich dagegen wie gewohnt dezent zurück. Tony Banks ist der introvertierte Ruhepol, dabei ist der Gute der Hauptkomponist und zaubert unfassbare Melodien aus seiner Keyboard - Burg.
Mike Rutherford wechselt sich bei Gitarren und Bass Parts mit Daryl Stuermer ab und gibt wie immer den Strahlemann.
Wer das als zu statisch empfindet, hat nichts verstanden.
Ein ganz wichtiger Aspekt bei einem derartigen Großereignis ist selbstredend die Kameraführung. Hier wird erwartungsgemäß ebenfalls in der obersten Liga gearbeitet. Lange Fahrten zu und von der Bühne weg, geschmackvolle Überschneidungen, exzellente Nahaufnahmen und hin und wieder eine atemberaubende Totale des Geschehens.
Die Bildqualität ist phänomenal!! Ich hätte nie gedacht, dass meine 8 Jahre alte Glotze so ein tolles Bild haben kann. Wie muss das erst auf einem guten Gerät aussehen?
Der Sound des Konzerts ist unfassbar gut. Ob Dolby 5.1. oder DTS 5.1., alles perfekt. Selbst bei geringer Lautstärke bekommt man eine tolle Dynamik geboten.
Alles perfekt also? Soweit ja, doch es kommt noch besser – noch viel besser!
Die sog. Extras, die im Normalfall gerade mal eine Slideshow oder ein paar Interviews enthalten, sind hier von einer derartigen Dimension, dass es mir fast den Atem verschlägt.
Während des Konzerts taucht bei jedem Song am oberen Bildrand ein Männchen auf. Klickt man auf dieses, öffnen sich Specials zu exakt diesem Track.
Beispiele:
Bei „Ripples“ sieht der Fan eine akustische Version des Songs, die die Truppe in einem Hotelzimmer spielt.
Beim Klick zu „Invisible Touch“ darf man beobachten, wie die Band während der Proben darüber streitet, ob man das Ding nun einen Ton tiefer oder höher spielen soll.
Benutzt man diese Funktion während des tollen Drum Solos, wird man Zeuge, wie Phil Collins und Chester Thompson das Teil auf einem Hocker – wieder – im Hotelzimmer spielen; ein fast besseres Happening als auf der großen Bühne.
Bei den begleitenden Boni zu „I Can't Dance“ und „Domino“ wird schnell deutlich, wie sehr die Band an der einzigartigen Video Show mitgearbeitet hat und wie viel Wert auf Feinheiten gelegt wurde.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz, wenn sich z. B. keins der Bandmitglieder daran erinnern kann, wie man bestimmte Songs in den 70ern gespielt hat und Phil Collins dringend nach CDs seiner eigenen Aufnahmen verlangt.
Tja, das ist aber beileibe nicht alles an Bonus - Kloppern! Meine Zeilenvorgabe und mein diktatorischer Chefredakteur, der ständig die Lesbarkeit der Artikel im herrischen Auge hat, zwingt mich nun aber zu der angeblich so würzigen Kürze.
So kann ich mich nur wenig zu DVD Numero 3 auslassen.
Was eine Schande ist, denn dort gibt es nochmal richtig was auf die Augen.
Knappe 2 Stunden sehen wir die Dokumentation „Come Rain Or Shine“, deren Unterhaltungswert genauso hoch ist wie der Lerneffekt, der dem Film schon fast den Charakter einer Reportage verleiht.
Angefangen bei der ersten Bandprobe seit 15 Jahren bis hin zum Abschlusskonzert in Rom, wird vor allem die Vorbereitung zur Tour filmisch dokumentiert.
Neben dem angenehmen Bild, das man sich hier von drei Weltstars machen kann, die so gar nicht in dieses Schema passen wollen und eher wie der nette Kumpel von nebenan wirken, sind es vor allem die Leute hinter den Kulissen, denen viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Ich habe wirklich mit offenem Mund bestaunt, wie viel Arbeit alleine im Vorfeld in so eine Tournee gesteckt wird.
Man sieht, wie die Bühne erst geplant und dann in einer riesigen Werkshalle gebaut wird, wie das mit den Video Wänden funktioniert, warum Regen bei einem Open Air nicht nur für das Publikum sehr unangenehm werden kann, und, und, und.....
Trotz des sachlichen Inhalts gibt es den emotionalsten Moment dieses Pakets ausgerechnet am Ende der Doku: die Sequenz zeigt vom (verregneten) Konzert im polnischen Kattowitz während des letzten Songs „Carpet Crawlers“ lediglich einzelne Zuschauer, die ergriffen mitsingen. Gänsehaut pur!
Unbedingt erwähnen muss ich noch, dass die zuschaltbaren Untertitel selbst bei den Ansagen während des Gigs erscheinen.
Ein toller Service, der das I- Tüpfelchen auf diese 3 Hammerscheiben mit einer Laufzeit von 5 Stunden und 42 Minuten ist.
Ich will nicht unken, aber diese Box werden selbst Rush mit ihrer demnächst erscheinenden DVD nicht toppen können.
So, Chef – kürzer ging's nicht.
DVD I - Konzert Teil 1
1.Dukes Intro
2.Turn It On Again
3.Hello, good evening and welcome
4.No Son Of Mine
5.Land Of Confusion
6.Any old fans here tonight?
7.Cage Medley incl. 'In The Cage', excerpts from 'Cinema Show" & Dukes Travels / Afterglow
8.Hold On My Heart
9.A scary story
10.Home By The Sea
11.Follow You Follow Me / Firth Of Fifth (excerpt) / I Know What I Like
BONUS-MATERIAL (Back & Off Stage):
12.How Does Duke's End End
13.We're Gonna Take It Up A Little Bit
14.Plugged In. Turned On. On The Edge
15.Minimal Confusion
16.Tony Changed His Mind
17.We Need More Lights
18.Counting The Bars To 'Heart'
19.Working On Home
20.Mike Wants Phil's 'Feel' On Drums
21.From 'G' To 'G' On 'Firth'
22.Time To Dance
EXTRAS:
23.Tour Programme - Foto-Galerie/19 Pictures
DVD II - Konzert Teil 2
1.Mama
2.Let us take you away from all that
3.Ripples
4.Throwing It All Away
5.The domino principle in action
6.Domino
7.Conversation With 2 Stools
8.Los Endos
9.Tonight Tonight Tonight (excerpt) / Invisible Touch
10.I Can't Dance
11.Thank you and good night
12.Carpet Crawlers
BONUS-MATERIAL (Back & Off Stage):
13.Bring The Pitch Down Like Elton
14.'Acoustic' Ripples
15.'Throwing It All' Down
16.Tony Talks About His Inspiration
17.The Drum Duet
18.Not A Period Piece
19.Invisible Key
20.Phil, Tony & Mike, And Phil & Mike?
21.Singing Along
EXTRAS:
22.Delected Scenes - Did You Do Your Homework?
23.Foto-Galerie/21 Pictures
DVD III - Come Rain Or Shine - Tour-Dokumentation
Line Up:
Tony Banks – Keyboards
Phil Collins – Vocals, Drums
Mike Rutherford -Guitar and Bass
Daryl Stuermer – Guitar and Bass
Chester Thompson
DISCOGRAPHY:
1969 - From Genesis To Revelation
1970 - Trespass
1971 - Nursery Cryme
1972 - Foxtrot
1973 - Selling England By The Pound
1974 - The Lamb Lies Down On Broadway
1974 - The Lamb Story
1976 - A Trick Of The Tail
1977 - Seconds Out
1977 - Wind And Wuthering
1978 - ... And Then There Were Three ...
1980 - Duke
1981 - Abacab
1982 - Three Sides Live
1983 - Genesis
1986 - Invisible Touch
1991 - We Can't Dance
1997 - Calling All Stations
1999 - Turn It On Again - The Hits
2000 - DVD: The Way We Walk
2001 - DVD: Genesis Songbook
2003 - DVD: Live At Wembley
2004 - DVD: Video Show
2004 - DVD: Inside Genesis 1975-1980
2004 - Platinum Collection
2005 - DVD: Inside Genesis: The Gabriel Years 1970-1975
2005 - DVD: Critical Review: 1970-1980
2007 - Live Over Europe
2007 - Turn It On Again - The Hits (Tour Edition)
2008 - DVD: When In Rome
2008 - Box: 1970 - 1975
2008 - Box: 1976 - 1982
2008 - Box: 1983 - 1998
SQUEALER-ROCKS Links:
Genesis - Genesis: 1970 - 1975 ( Box Set mit 7 CDs + 6 DVDs) (CD-Review)
Genesis - Trespass (SACD + DVD Audio) (CD-Review)
Genesis - Nursery Cryme (SACD + DVD Audio) (CD-Review)
Genesis - Foxtrot (SACD + DVD Audio) (CD-Review)
Genesis - Selling England by the Pound (SACD + DVD Audio) (CD-Review)
Genesis - When In Rome 2007 (DVD-Review)
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