Squealer-Rocks.de Live-Review
Saga und Magnum (08.05.2014, Dortmund, FZW, maddin)

„Double Headliner“ - Touren sind mittlerweile an der Tagesordnung, seitdem die Bands nur noch Geld mit Konzerten verdienen können.

Sehr oft geht dieses kommerzielle Konzept auch auf – im Falle von Saga und Magnum, zumindest, wenn man den gestrigen Abend als Maßstab nimmt, nicht.
Gerade mal wohlwollend geschätzte 300 Musikinteressierte fanden sich im Schmuckkästchen FZW ein.
Bedenkt man, dass der Schnitt einer Saga Tour bei ca. 600 – 1000 liegt, ein absolut niederschmetterndes Ergebnis.

Die Erklärung hierfür ist schnell gefunden: Sowohl Magnum wie auch Saga sind zwar Rock – Legenden, jedoch stilistisch dermaßen unterschiedlich, dass bis auf Eurem - wie immer höchst ergebenen – Schreiber und noch ein paar Anderen, kaum jemand beide Bands spitze findet.
Und warum sollen Saga Fans – die im Übrigen zwei Drittel des Publikums ausmachten – 48 Taler auf den Tisch legen, wenn ihre Band sonst für gute 30 Euro einen zweistündigen Gig auf die Bretter legt, während man sich hier mit ca. 90 Minuten begnügen musste?

Tja, liebe Veranstalter – gut gedacht ist nicht immer gut gemacht.
Bei Packages wie Magnum / oder Saga / Threshold wäre die Location sicherlich an ihre Kapazitätsgrenzen gestossen.

OK – sei's drum. Kommen wir zum Konzert an sich und da gibt es NUR Gutes, ach, was, fantastisches zu berichten.
Um Punkt 20 Uhr betraten die 5 Gentlemen aus England die Bretter und legten mit dem Opener „Live 'til You die“ des aktuellen, absolut superben Albums „Escape from the Shadow Garden“ los.
Und mir hat es angesichts des Sounds echt die Sprache verschlagen! So einen geilen Klang habe ich – wenn überhaupt – allenfalls mal bei Rush gehört. Sehr laut, aber nicht dröhnend, jedes Instrument war bis in die kleinste Nuance wahrnehmbar und alles war wunderbar harmonisch abgemischt.
So gut wie auf CD? Nein – Besser!

Nun kann man bei Magnum natürlich kein ausuferndes Stageacting erwarten. Doch, was der 66 – jährige Bob Catley dort auf der schön großen Bühne abzog, beschränkte sich nicht auf seine berühmten Handbewegungen. Der Mann war stets präsent, wurde nicht müde, das anfangs sehr lahme Publikum anzufeuern und konnte sich so manchen Bühnenkilometer auf den Zettel schreiben.
Das der Mann nicht mehr ganz so voluminös klingt wie noch vor 20 Jahren – ist das ein Problem?
Ist es nicht – er singt immer noch toll und lebt den Gesang.

Bandboss, Gitarrist und Alleinkomponist / Texter Tony Clarkin (mittlerwile 67 Jahre alt) stand wie immer wie ein Fels in der Brandung, erweiterte seinen Bewegungsradius jedoch von dem üblichen Quadratmeter auch schon mal auf zwei und liess sich ab und zu gar ein Grinsen entlocken.
Ja, die Herren boten eine enorme Spielfreude und die grandiose Leistung von Thunder - Urgestein Harry James an den Drums zu erwähnen, hiesse, die berühmten Eulen nach Athen zu tragen.

Die Setlist war für meine Begriffe wunderbar. Die erste Hälfte bestand lediglich aus neuerem Material, das zwar für wenig Stimmung während der Songs sorgte, dennoch gut ankam, wie der Applaus in den Liedpausen bewies.
Es wurde auch deutlich, wie stark das neue Material ist und wie wenig es qualitativ gegenüber den alten Sachen abfällt.
In der zweiten Halbzeit wurden dann fast ausschließlich Klassiker geboten und spätestens bei „Les Mortes Desant“ hatten die Briten auch die Oberstudienräte aus dem Saga Lager auf ihrer Seite.
Nach 85 Minuten wurde der Gentlemen's Club mit tosendem Jubel und Sprechchören in den Feierabend entlassen.
Ein schlicht umwerfender Gig, was nicht heisst, dass Magnum sonst nicht umwerfend sind. Hier gab die erstklassige Location nebst des unbeschreiblichen Sounds den Ausschlag, dass dieser Gig für mich der bisher beste des Jahres war.

Nach einer guten halben Stunde Umbaupause – Saga haben 7 (!) Keyboards auf der Bühne – dann der Stilbruch.
Statt stampfenden Mitbrüll -Songs gab es nun technisch versierten Prog Rock zu hören.
Das Publikum in den ersten Reihen wechselte und ich muss zugeben – obwohl Hardcore Saga Fan - , dass die Umstellung nach dieser faszinierenden Bombast / Melodic Rock Vorstellung schon krass war.
Doch, wie immer, machten Saga alles richtig.

Als Opener wählte man den Oberklopper – und einen der besten Prog Songs aller Zeiten - „Don't be late“, der in den letzten 35 Jahren stets Zugabe war.
„Ok..“, dachte ich, „coole Idee, einen der größten Hits direkt am Anfang zu zocken.“.
Doch dann ging es weiter, es folgten mit „You're not alone“ und „On the loose“ ebenfalls Kandidaten fürs Encore. „Sind die bekloppt, was machen die da? Die ballern die ganzen Highlights zu Beginn weg!“, sinnierte ich und wurde eines Besseren belehrt.
Saga haben so viele saugeile Songs, da ist es kackegal, in welcher Reihenfolge die Kanadier ihre Genialität vortragen.

Die Stimmung im Auditorium war von Anfang an überbordend - ganz anders als bei Magnum.
Und das lag nicht nur an der Qualität des Materials und des immer noch fantastischen Sounds, der jedoch einen minimalen Tacken schlechter als bei Magnum war.
Es ist eben Michael Sadler, der JEDE Menge zum Ausflippen bringen kann. Ich beobachte Saga seit Jahrzehnten, aber ich habe das Gefühl, der 59 – jährige Kerl wird immer besser und agiler.
Er tobt über die Bühne, spielt Keyboard und Bass, singt jeden Track fehlerfrei und ist zudem in seinen Ansagen noch absolut sympathisch und extrem einnehmend.


Doch das soll natürlich nicht über die grandiose Leistung der gesamten Band hinwegtäuschen. Die beiden Bandbosse und Crichton Brüder an Gitarre und Bass / Keyboard sind das musikalische Fundament und wirken spielfreudiger denn je.
Jim Gilmour an der Keyboard – Burg (O – Ton meiner weiblichen Begleitung: „Der is' ja knuddelig..“) ist eh eine Bank und sein „Scratching the Surface“, wo er den Gesang übernimmt, wurde dieses Mal mit voller Bandbreitseite präsentiert – eine Premiere! Eine mächtig rockende zudem.

Besonders erwähnt werden mus noch die Raffinesse, dass man die Drums seitlich zum Publikum postiert hatte.
In meinen Augen eine geniale Idee. Man kann dem Drummer bei der Arbeit zuschauen und sieht erstmal, was der Mann da leistet.
Wieso ist eigentlich noch vorher niemand auf diese Idee gekommen?

Eigentlich also alles beim Alten: Saga kamen, spielten und siegten.
Magnum auch.
Und jeder Fan hatte auch ein Grinsen auf dem Gesicht.
Nur der Veranstalter, der zog 'ne Fresse....
Mir egal – es war ein richtig toller Abend!
Danke Saga, Danke Magnum - Ihr seid die Größten!

Setlist Magnum:
Live 'til You Die
Black Skies
Freedom Day
Dance of the Black Tattoo
Blood Red Laughter
Unwritten Sacrifice
How Far Jerusalem
Les Morts Dansant
Falling for the Big Plan
All England's Eyes
Vigilante
Kingdom of Madness
Encore:
Sacred Hour


Setlist Saga:
Don't Be Late (Chapter 2)
You're Not Alone
On The Loose
Anywhere You Wanna Go
Drum Solo
Too Much to Lose (Chapter 7)
Corkentellis
Ice Nice
How Long
Tired World
The Perfectionist
Humble Stance
Scratching The Surface
Careful Where You Step
Encore:
Wind Him Up