Squealer-Rocks.de Live-Review
(13.09.2014, Balingen, Siggi)

Balingen, ein kleines verträumtes Städtchen im Süden Baden-Württembergs. Aber halt, da war doch was … Richtig, hier wird gerockt, und das nicht wenig!

Das hier jährlich stattfindende Bang Your Head hat ja seinen Platz auf der Rangliste schon gefunden, das kleine aber feine Ranch Festival ist dagegen eher unbekannt. Im Gegensatz zum großen Bruder (oder ist das eher eine Schwester?) standen vorwiegend lokale Bands auf dem Programm. „Lokal“ verwende ich jetzt mal etwas großzügiger, Baden oder Schwaben, für uns aus dem Norden, aus einer Entfernung von ca. 700 km, ist das alles das Gleiche. ;-)
Was verschlägt nun ausgerechnet eine (wenn auch zugereiste) Berliner Pflanze in die Gegend ca. 80 km südlich von Stuttgart? Ich gebs ja zu, wenn ich mich auch auf den Auftritt von Pussy Sisster gefreut hatte, waren doch der eigentliche Grund meiner Anreise die einzig nicht aus dem süddeutschen Raum stammenden StOp,sToP!. Zumindest einen ihrer ersten vier Gigs in deutschsprachigen Gefilden wollte ich mitnehmen!
Eine Hiobsbotschaft gabs leider gleich am Nachmittag, denn die Pussys mussten ihren Auftritt wegen Alex' Rippenprellung absagen. Wenn man keine Luft kriegt, kann man nun mal nicht singen. Leider musste ich damit auch auf das geplante Interview verzichten, welches aber per E-Mail nachgeholt wurde. Zumindest Gitarrist Vince Voltage ließ es sich aber nicht nehmen am Festival teilzunehmen, wenn auch nur als Zuschauer.
Ein großes Lob möchte ich an dieser Stelle dem Mitorganisator Rüdiger Pelz aussprechen, der kurzerhand eine Ersatzband aus dem Hut zauberte. Gleichzeitig schicke ich ein fettes Dankeschön an Souldrinker, die damit zwei Gigs an einem Tag spielten!

Es gab nicht nur was auf die Ohren sondern auf Wunsch auch was auf oder in die Haut: Wer Lust hatte, konnte sich gleich vor Ort ein Tattoo oder Piercing verpassen lassen, denn auch das „Tattoostudio Art forever“ (Pfullendorf) und „Harry's Tattoo“ (Balingen) waren vertreten.

Gegen 17 Uhr gings los mit ashes emblaze, einer 2011 gegründeten MDM Band aus Balingen. Ist jetzt nicht wirklich meine Musik und naturgemäß war die Halle auch noch recht leer, aber den bereits vor der Bühne stehenden Metalheads hats gefallen. Wer auf Melodic Death Metal steht, sollte mal reinhören!
Darauf folgten die fünf jungen Hardrocker von BURNIN' ALIVE, die mit ihrer mitreißenden Performance auf alle Fälle ein Highlight des Festivals darstellten, da kann sich so manch alter Hase eine Scheibe abschneiden. Gut gemacht Jungs, von euch wollen wir mehr hören! Krachender klassischer Hardrock, frech und frisch mit viel Energie und Spielfreude rüber gebracht, die pure Einladung zum Headbangen und Mithüpfen. Über solchen Nachwuchs freut man sich!
Das dänisch/deutsche Quintett MIRACLE MASTER stand als dritter Act auf der Liste. Auch hier gabs mächtig Action auf der Bühne. Die Herren wissen, wo's lang geht und beschallten das Loft mit krachenden und eingängigen Riffs, dass es nur so schepperte. Es wurde gerockt, was das Zeug hielt und auf die Frage, ob es denn noch ein bisschen mehr sein dürfe, gabs wohlwollendes Feedback.
Nummer vier dann meine persönlichen Favoriten. Beim anwesenden Publikum quasi gänzlich unbekannt, dauerte es nicht lange bis StoP,sToP! die Hörerschaft auf ihrer Seite hatten. Wie immer gaben sie alles und der Funke sprang schnell über. Bemerkungen wie „Die sind ja geil!“ gab es von mehreren Seiten und auch nach Meinung des Veranstalters war ihr Auftritt ein weiteres Highlight des Abends. Die inzwischen in England ansässigen Spanier legten wieder eine energiegeladene Show hin, bei der der Spaßfaktor ganz groß geschrieben wurde. Wie gewohnt hielt es Frontmann Jacob A.M. nicht auf der Bühne und bei seiner Wanderung durchs Publikum stattete er auch den Tattookünstlern einen Besuch ab. Ich denke, die Dame, die sich gerade ein Bildchen verpassen ließ, wird nicht schlecht gestaunt haben, als plötzlich ein weißgeschminkter Bassist neben ihrer Liege stand. Mit ihrem Glam/Hardrock im Stil der 80er konnte das Trio auch diesmal das Publikum begeistern und neue Fans gewinnen. Rufen nach Zugabe konnte aus Zeitgründen leider nicht nachgegeben werden, was bestimmt niemand mehr bedauerte als die Vollblutmusiker selbst.
Härtere Metalklänge servierte anschließend SOULDRINKER, eine vierköpfigen Metalband aus Stuttgart. Neben Sängerin Iris Boanta stand mit der vorübergehend eingesprungenen Joey Roxx am Bass gleich noch eine zweite Dame auf der Bühne und mit doppelter Frauenpower wurde dem Laden mächtig eingeheizt. Als „Lückenbüßer“ hat es man bestimmt nicht leicht, aber diese Jungs und Mädels haben ihre Sache richtig gut gemacht, ihre knallharten Riffs sorgten bei der Hörerschaft für klingelnde Ohren, und das im positivsten Sinne!
Melodischer gings dann wieder beim Schlusslicht und Headliner HUMAN ZOO zu. Die Lokalmatadoren konnten zunächst auch die größte Fangemeinde im Bereich direkt vor der Bühne versammeln und wurden entsprechend abgefeiert. Auf 10 Jahre Bandgeschichte kann zurück geblickt werden, dementsprechend setzte sich die Setlist aus einer guten Mischung aller drei bislang erschienenen Alben zusammen. Um ganz ehrlich zu sein, für meinen Geschmack hätte ein bisschen weniger Ego auf der Bühne nicht geschadet, aber na ja... Was das Musikalische betrifft, der mit Saxofon gewürzte Hardrock kam zwar gut an, aber zum Ende des Gigs verdünnte sich die Menge dann doch merklich. Wahrscheinlich auch, weil es mittlerweile weit nach ein Uhr nachts war und der eine oder andere doch eine etwas längere Heimfahrt vor sich hatte.

Die Übriggebliebenen ließen es sich nicht nehmen auf der Aftershowparty noch ein bisschen weiterzufeiern. Schön wäre es gewesen, wenn Mitglieder aller Bands mal die Gelegenheit ergriffen hätten, sich mal unter die Fans zu mischen. Der überschaubare Rahmen hätte dafür ideale Bedingungen geliefert. Jetzt waren es wieder einmal die Jungs von StOp,sToP!, die sich Zeit für jeden nahmen. Das Motto „Join The Party“ könnten sich ruhig alle Musiker ein bisschen zu eigen machen, denn was ist eine Band ohne ihre Fans?

Abschließend kann man wohl sagen: alles in allem ein gelungenes Festival, das hoffentlich auch im nächsten Jahr wieder stattfinden wird. Die Anzahl der laut Veranstalter 300 zahlenden Gäste darf sich dann gern mindestens verdoppeln, verdient hätte es dieses Event auf jeden Fall.