Squealer-Rocks.de Live-Review
Shakra und Sin City (13.01.2006, Illingen, Illipse, Eric)

Sin City hab ich livehaftig schon so oft gesehen – eigentlich sollte es langweilig werden. Tut es aber nicht, was zum einen daran liegt, dass es halt ne hervorragende Live-Band ist, zum anderen aber auch an der Tatsache, dass Sin City-Gigs immer irgendwie besonders sind. Unplugged, mit Riesen-Trara beim Open-Air in Zweibrücken oder, wie am Freitag, dem 13. Januar, im Package mit den Schweizern Shakra.

Eine komische Veranstaltung war’s ja schon. Den größten Zuspruch, was die Anzahl der Zuschauer anging, konnten vermutlich noch Sin City verbuchen. Die pfälzisch-saarländische Combo hatte jedenfalls ihr Programm komplett umgestellt. Während bei „normalen“ Gigs eine reine AC/DC-Covershow mit einem, höchstens zwei Eigenkompositionen gezockt wird, wurden die beiden Teile an diesem Freitag in ein ausgewogenes Verhältnis gesetzt. Höchste Zeit eigentlich, denn Nummern wie „Devil In Me“ oder „Revelation (Is A Friend Of Mine)“ sind eigentlich viel zu schade, um live ständig ignoriert zu werden. Der obligatorische „Hell Hound Healer“, die inoffizielle Band-Hymne, wurde natürlich unter lautstarkem Jubel ebenfalls zelebriert.

Nachdem eine knappe Stunde Spielzeit zur Verfügung stand, wurde den australischen Rock-Götter dieses mal natürlich kürzer als gewöhnlich gehuldigt. Aber egal, ob „Wegelagerersongs“ wie „Highway To Hell“ oder Shitkicker wie „Up To My Neck In You“, da ging was. Zwei Bemerkungen noch am Rande: Stamm-Basser Puddäh feierte, nachdem er im Rahmen eines Unplugged-Gigs schon mal auf der Bühne stand, in Illingen seine offizielle Rückkehr in die Band. Und Drummer Pank hat eine neue Möglichkeit gefunden, wie die oft etwas unbeachteten Schlagwerker besser zur Geltung kommen: Indem sie in unregelmäßigen Abständen ihre Sticks in die dunkle Halle feuern! Da war garantiert, dass man den Tattoed Beat Messiah wenigstens mit einem Auge immer Blick hatte...

Eigentlich ist Shakra eine ganz hervorragende Live-Band. Eigentlich sind die packenden, eingängigen Songs der Band auch geradezu prädestiniert dazu, die Menge in einem Club ordentlich in Bewegung zu setzen. An diesem Abend in der Illipse kam es etwas anders, leider ...

Es deutete sich schon vorher an: Der Besucherandrang im saarländischen Illingen hält sich in Grenzen, und zwar in engen. Thomas Muster, seines Zeichens Hauptsongwriter und Rhythmus-Gitarrist bei den Eidgenossen, lässt sich dadurch im Vorfeld gar nicht aus der Ruhe bringen, aber als die Band kurz vor Mitternacht die Bühne besteigt, präsentiert sich die geräumige Illipse, was die Menge angeht, in einem geradezu kläglichen Zustand. Gerade mal gut 30 bis 40 Fans „drängeln“ sich vor der Bühne, im geräumigen, düsteren Saal verteilt in etwas noch mal so viele Menschen. Klar, Mitternacht ist dann auch wirklich nicht der optimale Startzeitpunkt für den Headliner und Star des Abends, aber diese Kulisse ist einer solchen Band nun wahrlich nicht würdig.

Natürlich sind die fünf Schweizer Profis genug, um auch eine solche Situation souverän zu handeln. Mit „Chains Of Temptation“ vom aktuellen Longplayer „Fall“ geht’s los, und im Anschluss reiht sich ein Highlight der mittlerweile aus fünf Alben bestehenden Karriere der Band an das nächste. Der Sound passt, Lautstärke auch, es pumpt und kracht ordentlich. Okay, zwischenzeitlich gibt ein Fell der Snare den Geist auf, Hilfe naht allerdings schnell in Form des Sin City-Trommlers Lars Lunova, so dass nach kurzer Pause weitergerockt werden kann. „Rising High“, „To Good For Me“, „My Life, My World“, “Nothing To Loose” – nein, an Live-Killern herrscht nun wahrlich kein Mangel im Shakra-Angebot, und die Band zieht ihre Show durch, ungeachtet der deprimierenden Resonanz in der Halle. Der Riff von „She’s My Ecstasy“ entpuppt sich auch live als Bringer, und das Häuflein der Aufrechten vor der Bühne gibt alles.

Auffällig, dass Frontmann Mark Fox seit der „Rising“-Tour einiges an Sicherheit gewonnen hat und mit erheblich mehr Präsenz auf der Bühne agiert. Unverdrossen feuert er die Fans vor der Bühne an, wenigstens ansatzweise so etwas wie Stimmung in den Saal zu bringen. Ansonsten gilt die Shakra-übliche Rollenverteilung: Rhythmus-Mann Thomas Muster macht den Agilen, während Thom Blunier seine Riffs und Soli eher mit stoischer Ruhe abfeuert und Basser Oli Lindner sich wie üblich eher in der Defensive aufhält. Insbesondere die Songs von „Fall“ knallen live um einiges heftiger knallen als aus der Konserve, was selbst meinen skeptischen Kollegen Lothar zur Aussage veranlasst, dass die live um einiges geiler sind als auf Scheibe. Wie auch immer, an der Band liegt es sicher nicht, dass dieser Gig nicht als eines der Highlight in die Shakra-Historie eingehen wird.

Kommen wir zum Ende: Wie kann es sein, dass an einem Abend vier Bands zum Preis von 17 Euro spielen, darunter die Lokalmatadore Sin City und die nachgewiesene Live-Granate Shakra, und sich diese kümmerliche Anzahl von Fans verirrt, während die Massen für das 5- und 6-fache der Kohle mit zigtausend Anderen bei so genannten Superstars die Füße platt steht? Wahrscheinlich hat Kollege Maddin doch Recht, willkommen in Blödland! Wollen wir hoffen, dass wir die Schweizer im Frühjahr noch mal begrüßen dürfen, dann aber in angemessenem und würdigerem Rahmen! Shakra jedenfalls haben bewiesen, dass sie sich auch vor kleiner Kulisse nicht hängen lassen. Respekt!


Setlist Shakra:
Chains of Temptation
Too Good For Me
Fall
She’s My Ecstasy
All Or Nothing
Little Stories
Done Me Wrong
Walk On Water
Take Me Now
Don’t Try to Call
Trapped
Make It Alright
My Life - My World
Why Don’t You Call Me
Nothing To Lose
Out Of Control
Hands On The Trigger
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Now Or Never
Rising High