Squealer-Rocks.de Live-Review
Molly Hatchet und Evans, Dave (23.04.2005, Bochum, Zeche, Maddin)

Knappe 600 Zuschauer wussten um die Live Qualitäten der Südstaaten Legende Molly Hatchet und wurden auch diesmal wieder nicht enttäuscht.
Zunächst aber ging mit 20-minütiger Verspätung Dave Evans an den Start, der – zumindest in Deutschland – immer noch davon zehrt mal der allererste AC/DC Sänger gewesen zu sein.
So ist seine Musik auch schwer an den Sound seiner Ex Bandkumpels angelehnt. Trotz gewisser Parallelen bleibt aber immer noch genügend Eigenständigkeit in seiner Mucke erhalten, so dass der Australier mit einer Setlist, die überwiegend mit Songs seines neuen Albums "Sinner“ gespickt war durchaus das Publikum begeistern konnte.

Dave ist wirklich ein guter Sänger und wirkt auch überaus authentisch und sympathisch. Eines ist er allerdings nicht: Ein anständiger Frontmannn.
So verbrachte er locker 95% des knapp einstündigen Gigs wie angewurzelt hinter seinem Mikro, brachte seine Songs zwar durchaus überzeugend rüber, wirkte jedoch in manchen Momenten schon fast unfreiwillig komisch. Es mag ja lobenswert sein das der gute Mann Krafttraining betreibt; sich mehrmals in Pose zu schmeissen und auf seinen Bizeps zu zeigen, hat aber auf einer Rock’n’Roll Show eigentlich nichts zu suchen.
Was soll’s – durch seine sehr starke halb englische, halb australische, sehr junge Band, die im Gegensatz zum Mainman ein ordentliches Stageacting hinlegte, war der Auftritt sehr unterhaltsam.
Als Zugaben gab es dann noch die AC/DC Gassenhauer "Baby, please don’t go“ und "Whole Lotta Rosie“, bei denen der Saal selbstverständlich kochte.

Um Viertel vor neun war es dann wieder mal soweit: “Ladies and Gentlemen, from Jacksonville, Florida, U.S.A. – please welcome Molly Hatchet!!“.
Begleitet von dem bekannten Carl Orff Intro glich der Showbeginn dann auch mehr einem Einmarsch der Gladiatoren. Ja, Bescheidenheit war noch die Stärke der Vollblut Rock’n’Roller aus dem Süden.
Aber wozu auch – schliesslich legte man schon beim Opener "Whiskey Man“ eine Lehrstunde in Sachen mitreissender Show hin.
Ich habe die Band nun schon zum fünften Mal live gesehen, doch es ist immer wieder ein Ereignis diese wahnsinnige Spielfreude zu erleben. An dieser Band ist alles echt! Lächerliches Rockstar-Gehabe gibt’s hier nicht.

Natürlich ist die Südstaaten-Mentalität nicht jedermann’s Sache und gerade in Zeiten wie diesen wo es "in“ ist, gegen alles amerikanische zu wettern schüttelt so mancher im Publikum den Kopf, wenn Sänger Phil McCormack bei "Fall of the Peacemakers“ mit "Hand auf dem Herz“ in Nationalhymnenpose am Bühnenrand steht.
Doch wer die supernette Band mal abseits der Bühne getroffen hat weiss, dass es sich hier keineswegs um verbohrte Rednecks handelt. Sie sind halt etwas anders, die Amis.

Ganz anders als noch vor einigen Jahren sieht auch Mastermind Bobby Ingram aus. Gut und gerne 30 Kilo mögen es schon sein, die der Gute-Laune Musiker verloren hat.
Ebenfalls neu ist fast die komplette übrige Besetzung und mit Ex Lynyrd Skynyrd Gitarrist Dave Hlubek ist gar ein verlorener Sohn zurückgekehrt.
Die Setlist war für mich ein klein wenig enttäuschend, denn die beiden famosen Alben "Kingdom of 12“ und "Silent Reign of Heroes“ wurden bis auf das erwähnte "Fall..“ komplett ignoriert. Schade.
Dafür gab’s von dem erst am 25 Mai erscheinenden "Warriors of the Rainbow Bridge“ die Songs "Son of the South“ – mit einem "Hell, Yeah“ Mitsingteil – und "Get in the Game“ zu hören, die beide altbewährte Kost bieten und dementsprechend gut ankamen.
Ansonsten bestimmten alte Klassiker wie "The Journey“, "Beatin’ the Odds“ oder "Flirtin’ with Desaster“ das musikalische Geschehen.

Ergreifende Momente gab es auch als zunächst dem kürzlich verstorbenen Ex Molly Hatchet Sänger Danny Joe Brown, und anschliessend – mit einer Gedenkminute – Bobby’s im letzten Jahr verschiedenen Ehefrau Stephanie, der zusätzlich noch ein Intrumental gewidmet wurde, gedacht wurde.
Auch hier wieder: Für einige kitschig, ich fand es glaubwürdig und ehrenhaft, denn es sagt viel über den Charakter diesen tollen Band aus.

Bleibt nur noch zu sagen, dass der Sound bei beiden Bands sehr laut, aber in Ordnung war und das man Molly Hatchet einfach mal live erlebt haben muss – Hell, Yeah!