Squealer-Rocks.de Live-Review
Sabaton und Thunderbolt (01.06.2007, Ludwigsburg, Rockfabrik, Jack)

Die schwedische Kriegsmaschinerie Sabaton befindet sich weiter unaufhörlich auf ihrer großen Welteroberungstournee. Im Zuge des Re-Releases der Frühwerke METALIZER und FIST FOR FIGHT zog es die Mannen unter der Heersführung von Joakim Brodén, dem vielleicht sympathischsten und ehrlichsten Frontmann des Metal, erneut in unsere mitteleuropäischen Gefilde. 30. Mai 2007, Punkt 19:00, Club 2 der Rockfabrik in Ludwigsburg... der Kampf kann beginnen!

Den bereits ordentlich ge-, aber Gott sei Dank nicht überfüllten Club 2, der rein äußerlich der obersten Etage einer Scheune gleicht, dürfen die Norweger von Thunderbolt pünktlich um 20:15 Uhr für eine Dreiviertelstunde auf Touren bringen. Thunderbolt? War da nicht noch was? Stimmt! Ein Cover mit einer bleichen, nackten und spärlich von einer Schrottflinte behüteten Dame und Hard Rock der Marke 08/15. Das macht ja Mut für den Auftritt der fünf. Doch wenn das Ganze funktionieren kann, dann nur live. Angeführt vom akribischen, gerne mal auf den Boxentürmen rumturnenden Frontmann Tony Johansson, der für sein ausdrucksstarkes, hohes Organ eine Verbeugung verdient hat, gelingt es den Jungs mit allen nur erdenklichen Hard Rock und Heavy Metal Posen das Publikum nach und nach für sich zu gewinnen. Feierte zu Beginn lediglich eine Hand voll Headbanger die amerikanisch geprägte und von Bands wie Iron Maiden durchsetzte Mixtur aus Heavy Rock und Metal, so klatschen bis zum Ende mehrere Leute mit, wenn man zum wiederholten mal dazu aufgefordert wird. Interessanter werden Lieder wie „Love & Destruction“, „Hi-Fidelity Heartbreak“ oder „We Will Survive“ live auch nicht, einzig die Art und Weise mit der Thunderbolt die Songs performen ist eine andere als auf der lieblosen CD. Eine Band wie geschaffen für den Posten als Anheizer!

Das Publikum anheizen müssen Sabaton, die Aufsteiger des letzten Jahres, schon lange nicht mehr. Alleine aufgrund der Tatsache, dass in wenigen Minuten der Heavy Metal Bär steppt, sind die gut 100 Headbanger völlig aus dem Häuschen und fiebern, solange das METALIZER-Intro ertönt, dem Auftritt der neuen Metal-Helden, die (so wie es sich gehört) in Armeehosen die Bühne entern, entgegen. Eine Headliner-Tournee durch Deutschland und Skandinavien, eine Konzertreihe im Vorprogramm von Grave Digger und Therion und jetzt wieder „Solo“ unterwegs, diese Band ist auf der Bühne Zuhause – und das merkt man!
Los geht’s mit dem programmatischen „Metalizer“ und die Stimmung befindet sich bereits auf dem Siedepunkt. Ganz egal ob lautes Mitgrölen, -klatschen oder einfach nur die Faust nach oben strecken, falsch kann man hier nichts machen und der sich gesanglich wie immer in Topform befindliche Joakim und seine instrumentalen Mitstreiter sind sichtlich überwältigt, ob der Ovationen und Gesten der Fans, von den mindestens 80 Prozent ein Sabaton-Shirt tragen. Da hilft auch keine Porno-Sonnenbrille, lieber Joakim!
Noch Zweifel? Spätestens nach „Panzer Battalion“ sollten diese der Vergangenheit angehören. Was diese Schweden show-technisch und musikalisch abfeiern, ist weitaus mehr als die Renaissance einer in den 80er-Jahren großgewordenen Spielart, das ist die Perfektionierung des Genres... von dem her: Scheiß auf die Grave Digger und Running Wild Vergleiche, Sabaton sind besser!
Sie sind nicht nur besser, sondern auch flexibler: Kaum will Joakim ein älteres Lied ankündigen, fällt ihm auch schon die tobende Kriegsmeute in den Rücken und schreit lautstark „Wolfpack“. „OK, than we will play „Wolfpack“!“ Richtig so!
Weiter geht’s mit der vollen ATTERO DOMINATUS Breitseite: das epische „Light In The Black“, der Smasher „Attero Dominatus“ („Berlin is burning!“) und das textlich umstrittene (O-Ton Joakim: „This song is not about Adolf Hitler, it’s about my cock!“) und musikalisch sehr schleppende „Rise Of Evil“.
Dass dazwischen mit dem Iron Maiden-lastigen „Hail To The King“ ein weiteres Stück der FIST FOR FIGHT/METALIZER „Ära“ erklingt, stört eigentlich keinen, auch wenn man konstatieren muss, dass diese Songs nicht einmal ansatzweise an die Klasse der PRIMO VICTORIA/ATTERO DOMINATUS Tracks herankommen.
Was hier vor sich geht, ist einfach unbegreiflich. Vor knapp einem Jahr stand in fast jedem Metaller-Gesicht ein großes Fragezeichen, wenn man den Namen Sabaton erwähnte. Heute weiß jeder darüber Bescheid und dankt es der Band mit nicht enden wollenden „Sabaton“-Sprechchören.
Oder auch mit „Into The Fire“-Sprechchören. Denn erneut werfen die sechs jegliches Setlistenkonzept über den Haufen, als sich ein Fan mit eben jenem Stück zu Wort meldet. Noch eine kurze Nachfrage beim Rest des Publikums und prompt ertönt das in die bedingungslose Offensive gehende „Into The Fire“.
Darüber, dass Sabaton mit einem Bomben-Sound auftreten, müssen wir uns nicht weiter beschäftigen. Es gehört einfach zu den Naturgesetzen!
Noch zwei alte Nummern („Hellrider“ und „Thundergods“) und das stampfende „In The Name Of God“ und die Stimmung erreicht endgültig ihr absolutes Maximum. Die Rede kann natürlich nur von „Primo Victoria“ sein – ein Lied, dessen Text mittlerweile weiter verbreitet sein dürfte als das „Vaterunser“. Und so wird dem nassgeschwitzten Kriegschor vor der Bühne der Anfang des Liedes überlassen.
Eine gute Stunde geben die sechs Aktivposten nun schon Vollgas, doch bevor nicht die obligatorischen Metal-Huldigungen „Metal Machine“ und „Metal Crüe“, sowie die Zugabe „Back In Control“ gespielt werden, verlässt keiner die Ludwigsburger Rockfabrik.

Setliste Sabaton:
(Reihenfolge ohne Gewähr)
Introduction
Metalizer
Panzer Battalion
Wolfpack
Light In The Black
Hail To The King
Attero Dominatus
Rise Of Evil
Into The Fire
Hellrider
In The Name Of God
Thundergods
Primo Victoria
Metal Medley (Metal Machine & Metal Crüe)
Back In Control

Fazit: Was soll man diesen Ausführungen noch anfügen? Sabaton sind die Zukunft des Heavy Metal! Aus, basta!

So erlebte Reaper den Abend: Sabaton live ist immer wieder ein Erlebnis - also wer sie noch nicht gesehen hat, der sollte seinen Arsch in Bewegung setzen, denn er hat in seinem Leben bisher sicherlich etwas verpasst.