Squealer-Rocks.de Live-Review
Earthshaker Fest (28.07.2007, Rieden/Kreuth - Ostbayernhalle, Jack & Bombenleger)

Das mittlerweile außerhalb Frankens – genauer gesagt im oberpfälzischen Kreuth – stattfindende Earthshaker Fest und das Wetter: eine Neverending-Story!
Aus Angst vor den angekündigten Unwetterwarnungen und aufgrund den Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit (2004) und von anderen Freiluftveranstaltungen (u.a. Bang-Your-Head 2005, Southside 2007) verlegten die Veranstalter das, als Open-Air titulierte, Festival, welches heuer von Motörhead, Sepultura und Testament geheadlinet wird, kurzerhand in die freundlicherweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellte Ostbayernhalle, die 12.000 Metallern ausreichend (Sonnen-)Schutz bietet. Braun will ein Metaller sowieso nicht werden.

Von nun an darf natürlich wild darüber spekuliert werden, was die wahren Beweggründe für den doch recht unerwartet eintretenden Sinneswandel rund um das, sich selbst zu den fünf wichtigsten Metal-Veranstaltungen Deutschlands zählende, Groß-Bühnen-Spektakel sind.

Zumindest von unserer Warte aus bleiben noch zwei wichtige Fragen unbeantwortet.
Und zwar, warum man diesen, sicher bereits vor Wochen gefassten, Beschluss erst einen Tag vor dem offiziellen Festivalbeginn thematisiert? Wenn es den Verantwortlichen wirklich um die Sicherheit aller Beteiligten bestellt ist, warum schickt man dann alle Metalheads völlig unbesorgt auf die im Freien liegenden Campingplätze?

Fragen über Fragen und doch keine Antworten. Außer, dass ein Open-Air in der Halle viele Parallelen zum Fußball „Auf Schalke“ besitzt.

Genug gelabert. Die Erde... ähm, der Hallenboden... wird trotzdem gut durchgeschüttelt werden. Denn eins dürfen wir bei diesem ganzen suspekten Drumherum nicht außer Acht lassen: Mit nur einer Bühne und einem überschaubaren, aber hochwertigen Aufkommen an metallischen Bands fällt wenigstens kein Act dem Prioritäten-Scheduling zum Opfer. Das Earthshaker Fest bleibt demnach wie es schon immer war… nur mit einem im Verlauf der drei Tage noch sehr brauchbaren Dach über’m Kopf.

Und das Bier schmeckt sowieso – egal unter welchen Begleitumständen. Von dem her, lasst es uns anpacken... Earthshaker Fest 2007.

Nehmen wir das Fazit ausnahmsweise vorweg: Verheerende Unwetter in Ostbayern, unzählige Blitzeinschläge in der Region und der Fakt, dass all das keinen Einfluss auf das musikalische Treiben des Earthshaker Fests hatte, geben den Veranstaltern recht. An dieser Stelle einen Dank an alle Ordner und Helfer, die für eine angenehme und fast schon familiäre Stimmung gesorgt haben.
(Jack)


Tag 1 – Donnerstag, 19. Juli 2007



Der Festivalauftakt gebührt den Gewinnern des, aufgrund einiger Disqualifizierungen von klickwütigen Bands äußerst umstrittenen, Newcomer-Contests: Supersoma aus Mönchengladbach. Die links und rechts aufgestellten und den Schriftzug des Fünfers beherbergenden Grabsteine geben die Richtung, in die sich die fünf doch schon sehr routiniert wirkenden Mannen vom Niederrhein bewegen, klar vor: Schleppend wie Black Sabbath und schwermütig wie Candlemass. Wer jedoch denkt, dass der sympathische Sänger Ingo und seine Mitstreiter die Hundertschaften vor der Bühne zu Tode doomen, hat sich getäuscht. Je länger die auf 40 Minuten angesetzte Show, desto härter und thrashiger werden Supersoma. Ein Einstieg nach Maß, der nicht nur zu Gefallen weiß, sondern den einen oder anderen auch zur ersten Bangeinlage einlädt.
(Jack)


Eine Gruppe, die als Herkunftsland Israel angibt, darf man definitiv mit dem ausgelutschten Wort „exotisch“ beschreiben. Doch abgesehen vom ungewöhnlichen Bandnamen halten sich bei Melechesh die Überraschungen stark in Grenzen. Geboten bekommen die (allmählich den Weg zur Halle findenden) Metaller eine absolut tödliche und böse Mixtur aus klassischem Black und Death Metal (wildes Gekreische inklusive), deren Songs im Gegensatz zu vielen Artgenossen brillant arrangiert wurden und somit bei aller Härte genügend Abwechslungen parat halten.
(Jack)


Folklore auf einem Festival. Da stellt sich nur eine Frage: Wie kommt das Ganze klangtechnisch rüber? Jede minimale Abweichung würde selbstredend den heuer keltisch ausgeschmückten Soundteppich zerreißen und den Eidgenossen von Eluveitie ein Bein in Sachen Vorpreschen zur Genre-Elite stellen. Jungs, ihr habt einen klasse Job gemacht – was auch für nahezu das gesamte Festival gilt. Perfekt abgestimmt und vom Publikum frenetisch umjubelt spielen sich die acht Schweizer, die auch neues, bisher unveröffentlichtes Material präsentieren, in die Herzen jedes Musikliebhabers, so dass ihnen – vorweggenommen – der Tagessieg nicht mehr zu nehmen ist. Dass der Clan, welcher sich auf Dudelsäcke, Drehleiern, Flöten, Geigen etc. stützt, nicht auf den gehörig Fahrt aufnehmenden Zug aufspringt, beweist die Eigenständigkeit und Einzigartigkeit des elektrisierenden Liedguts. Die bereits angesprochene keltische Ader, die sich ab und an auch in den Lyrics widerspiegelt, paart sich mit satten Schüben der Marke Moonsorrow und Konsorten und mündet in einem tiefgründigen, jeden Zuschauer einschnürenden Korsett der musikalischen Vielfalt. Groß! Man darf bereits auf das Ende des Jahres erscheinende Album SLANIA gespannt sein.
(Jack)


Nach so viel Beharrlichkeit und Schönheit ist erst einmal Schluss mit lustig, denn Vader, der polnische Vorzeige-Metal-Export, steht in den Startlöchern. Soll heißen: Bedingungslose, todesmetallisch gefärbte Hochgeschwindigkeitskriege vom Allerfeinsten. Dass unsere östlichen Nachbarn zu den technisch versiertesten Genossen ihrer Zunft gehören, dürfte allseits bekannt sein. So viel Härte, Härte und noch mal Härte ist so manch einem dann aber doch zu viel des Guten… äh Bösen… am späten Nachmittag.
(Jack)


Ganz anders die lediglich auf dem Kopf grauer werdenden Herren von Grave Digger. Gerade durch das letzte Studioalbum LIBERTY OR DEATH erlebt die Band um die größte Geschmacksache des Heavy Metals, Chris Boltendahl, ihren zweiten Frühling. Die Unmengen an grabgeschaufelten T-Shirts bekräftigen diese Aussage. Los geht’s mit den TUNES OF WAR Smashern „Scotland United“ und „In The Dark Of The Sun“ sowie der Tatsache, dass sich die Westfalen heute vornehmlich auf die letzten zehn Jahre ihrer doch schon langen und veröffentlichungsträchtigen Karriere beziehen. Der Stimmung tut’s keinen Abbruch – zumal Songs wie „The Grave Digger“, „Excalibur“ oder „The Last Supper“ ein fester Bestandteil des Grave Digger Vokabulars sind. Mr. Boltendahl grast währenddessen nicht nur die Bühne in vollem Umfang ab, sondern sieht sich, ob der gut gefüllten Ostbayernhalle, dazu veranlasst alles und jeden in Grund und Boden zu schreien. Der Rest der immer wieder neu zusammen gewürfelten Belegschaft übt sich derweil in urtypischen Posen und serviert die neuesten Bretter, die da wären „Silent Revolution“ und „Liberty Or Death“. Bevor schließlich der All-Time-Klassiker „Heavy Metal Breakdown” als einzige Nummer älteren Datums den Gig abschließt, schiebt die deutsche Schwermetall-Institution noch „Morgane Le Fay“ und „Rebellion (The Clans Are Marching)“ ein. Spätestens dann sind alle Fans zufrieden. Alle anderen sind genauso schlau wie vorher. Es bleibt dabei: An Chris Boltendahl scheiden sich die Geister – egal wie sich nun das Set zusammensetzt.
(Jack)


Nach 2005 enterten die fränkischen J.B.O. aus der Universitätsstadt Erlangen die Bühne des Earthshaker Festivals. Auch wenn ich kein einziges Album von dieser Spaßcombo zu Hause habe – mir geht diese Art von Fun Metal in den eigenen Vier Wänden ziemlich schnell auf den Keks – so kann ich den Jungs ein hohes Unterhaltungspotential bei einem Live-Auftritt nicht absprechen. Von Anfang an „Gute Laune“ und Partystimmung im Publikum, vor allem den langhaarigen Bombenleger in seinem herrlich schwuchteligen pink-rosa Minikleidchen und Gummigitarre werde ich nicht so schnell vergessen.
(Bombenleger)

Sepultura ohne den „Strammenmax“ und seinen Bruder Igor und lediglich mit einem Gründungsmitglied (Bassist Paulo Xisto Pinto Jr.)… das klingt wie eine bessere Coverband. Gut, welche Coverband benötigt eine geschlagene Dreiviertelstunde für den Soundcheck, spielt einen dreißigminütigen und schätzungsweise zwölfsongstarken Einheitsbrei, um sich dann mit dem Bandnamen anzukündigen? Die einstigen Könige des Tribal Metal wandern aufs Abstellgleis, oder? So drastisch ist es natürlich nicht. Vor allem mit den Tracks des letzten Studioalbums DANTE XXI können die Brasilianer verlorenen Boden zurückgewinnen, müssen jedoch auch einsehen, dass bei der heuer von einem superben, drückenden Sound begleiteten Vergangenheitsbewältigung Headliner-Spots einer Überbewertung gleichen. Kein Wunder, dass große Teile des von J.B.O. angeheiterten Publikums schleunigst das Weite suchen. Die Power und Aggression von Sänger Derrick Leon Green und die Fähigkeiten des neuen Drummers Jean Dolabellain in allen Ehren, aber ohne den Hauch einer Interaktion und Authentizität ballert man förmlich Fragezeichen in die Gesichter der Bangermasse. Im Endeffekt wartet der neutrale Besucher sowieso nur auf „Roots Bloody Roots“. Schwierig…
(Jack)


Wem’s immer noch nicht reicht, dem besorgen die Southern Rock mit Metal verknüpfenden Desperadoz als After-Show-Act den Rest. Bier rein und ab geht’s. Doch während sich die Deutschen um die Gunst der Sepultura-Überlebenden bemüht, schlummert der Schreiber dieser Zeilen bereits in seinem Zelt. Die 400 Kilometer lange Anfahrt war anstrengend, Bier und Met tun ihr Übriges. Gute Nacht!
(Jack)


Spruch des Tages: „Traut euch vor die Bühne. Wir beißen nicht, stinken allerhöchstens ein bisschen.“ (Ingo von Supersoma)
(Jack)


Tag 2 – Freitag, 20. Juli 2007



Guten Morgen, liebe Sonne. Gezeichnet vom nächtlichen Schlagerterror der Nachbarschaft, einem spärlichen Frühstück und einem erneut lauwarmen Bierchen müht sich der Squealer-Rocks.de Adjutant gegen elf Uhr in die Ostbayernhalle, die einen bislang zwar mehr vor der glühenden Mittagssonne als vor möglichen Stürmen geschützt hat, aber durch einen exzellenten Sound besticht. Auf dem Programm stehen zu dieser unmetallischen Zeit Mors Principium Est, eine Combo aus den unerschöpflichen Reservaten Finnlands. Den phasenweise an die alten Children Of Bodom erinnernden Melodic Death Metal kann man keineswegs als spektakulär bezeichnen (beliebig trifft es da schon eher), um das Ganze schmackhaft zu machen, legen sich die Nordmänner jedoch mächtig ins Zeug und glänzen mit flinken Soli. Ein Hingucker ist Frontmann Ville Viljanen, der oftmals wie ein Schuljunge beim Gedichtvortrag eine Hand verschränkt hinter dem Rücken versteckt. Ein guter Start in einen viel versprechenden Tag.
(Jack)


Dieser Tag hat nämlich noch einiges vor. Dafür sorgen die deutschlandweit verstreuten Jungs und das Mädel von Deadlock. Der Schwerpunkt der jungen Bande, die sich durch das intelligente stereotype Wechselspiel von Männlein zu Weiblein und umgekehrt von Klischees entfernen, liegt natürlich auf der aktuellen Scheibe WOLVES und deren Vielzahl an hittauglichen, death metallisch überzogenen Krachern. Auch von anfänglichen Soundproblemen, die den beiden Frontakrobaten Sabine Weniger und Johannes Prem, welcher sich kurzerhand dazu entschließt die Ansagen auf Bayrisch zu halten, die Stimmen rauben, lassen sich Deadlock nicht davon abbringen mit einer leidenschaftlichen und unterhaltsamen Performance die Frühaufsteher unter den Metalheads zu beglücken. Ob Streicheleinheiten für den Gitarristen, ein Schaumstoffmikrofon als Antwort auf die technischen Probleme oder ein Spielzeugkeyboard… neben Songs wie „Code Of Honor“ oder „We Shall All Bleed“, die den immens hohen, phasenweise an In Flames erinnernden Bangfaktor in andere Sphären transformieren, legt die Truppe einen großen Wert auf die Kommunikation mit dem Publikum. Dass jenes den Sechser in sein Herz schließt, zeigt der gut ankommende, mit „Scooter“ angekündigte Techno-Part des vielerorts kontrovers diskutierten Songs „End Begins“, bei dem sich Basser Thomas Huschka in die Mitte der Bühne stellt und der Rest das Ganze von Außen betrachtet. Ein starker Auftritt einer Band, von der wir in Zukunft noch sehr viel hören werden. Da bin ich mir sicher. Wie man auf einem Festival Zugaben einbaut, haben sie ja heute bereits herausgefunden.
(Jack)


Mystic Prophecy wollte sich anscheinend niemand entgehen lassen, denn nun füllte sich auch der Platz vor der Bühne zusehends, um sich von den Power Metallern um Sänger R. D. Liapakis zeigen zu lassen was eine Harke ist. Der Sound hätte zwar etwas besser sein können, aber der Stimmung im Publikum tat das keinen Abbruch. Neben den bekannten Granaten wie „In The Darkness“, „Sign Of The Cross“ und „Burning Bridges“ gab es auch einen kleinen Vorgeschmack auf das im Herbst erscheinende neue Album SATANIC CURSES in Form von „Dark Forces“ (wenn ich den Titel richtig verstanden und behalten habe). Solltet ihr die Möglichkeit haben die Propheten dieses Jahr noch einmal live zu sehen geht unbedingt hin und seit vor allem songmäßig besser vorbereitet als ich es gewesen bin.
(Bombenleger)


Mystic Prophecy haben den Heavy Metal Tisch gedeckt und Sabaton setzen sich an diesen und räumen bis aufs Letzte alles ab. Anhand von unzähligen Armeehosen und Shirts der Band vor der Bühne weiß man, dass die Stunde der Schweden schon längst geschlagen hat. Der Weg von Brodén und Co. an die Spitze der Heavy Metal Welt ist unaufhaltsam, die Stimmung am frühen Nachmittag befindet sich bereits auf dem Siedepunkt. „Panzer Battalion“ gibt schon mal die Marschrichtung vor und die Band ist sichtlich beeindruckt, ob der textsicheren und riesigen Menschenmasse. Weiter geht’s mit „In The Name Of God“ und dem einzigen METALIZER Stück des Gigs, „Hellrider“. Wer dabei nicht mitklatscht oder seine Faust in die Luft streckt, sollte schleunigst einen Arzt aufsuchen. Galten Sabaton, die dieses Jahr nach eigenen Angaben wegen des deutschen Bieres die Festivalsaison bestreiten, vor zehn Monaten noch als Geheimtipp, so sind sie hier und heute ein fester Bestandteil des schwermetallischen ABCs. Mithilfe des schwergewichtigen „Rise Of Evil“ und des Titeltracks von ATTERO DOMINATUS lancieren die fünf mit „Into The Fire“ („hey, these are my lyrics!“) nach einer guten halben Stunde das Ende, welches einem mit „Primo Victoria“ stilecht und auf dem stimmungstechnischen Höhepunkt widerfährt.
(Jack)


Bei den dänischen Thrashern von Hatesphere ist da schon wesentlich weniger in der Ostbayernhalle los. Frontschreier Jacob Bredahl ist anfangs auch mehr mit seinem nicht halten wollenden Hosenladen als mit irgendetwas anderem beschäftigt. Doch bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt. So geht die an vielen Stellen neu besetzte Band nicht nur beim Beheben von Problemen, sondern auch bei der Aufrechterhaltung des von Sabaton losgetretenen Stimmungshochs vor. Kein Wunder, dass bei all dem tödlich gemahlten Thrash Metal gerade die ins Country- und Doom-Metier fallende Nummer „Drinking With The King Of The Dead“ besonders heraus sticht. Alles in allem ein souveräner, erwartungsgerechter Auftritt im Fernduell um die Slayer-Krone. Aber dazu Morgen mehr.
(Jack)


Wie war das noch mal mit dem folkloren Zugpferd von gestern? Richtig, wenn dieses zu einem Reiter namens Korpiklaani gehört, dann steigt die Zuschauerzahl und die von ihr ausgehende Begeisterung ins Unermessliche. Diese Freude wird allerdings getrübt durch einen in den hinteren Reihen recht schwachen Sound, der das Schlagzeug zu sehr in den Vordergrund bugsiert und dem Folk den Wind aus den Segeln nimmt. Nichtsdestotrotz warten die Mannen um Sänger/Gitarrist Jonne Järvelä, der sich des Öfteren an dem bereitgestellten Geweih festhält, mit einem interessanten Querschnitt durch die eigene Bandgeschichte auf und präsentieren Songs wie „Hunting Song“, „Happy Little Boozer“ oder „Cottages And Saunas“. Nach diesen 45 Minuten kommt mir nur eins in den Sinn: Ab zum Met-Stand.
(Jack)


Das ist auch sehr ratsam. Denn Freedom Call, die Modern Talking meets Rex Gildo Melodic Metal Brigade, entern die Earthshaker Bühne, um ihre mit Hochglanz polierten „Hymnen“ in die (zusehends durch einen aufkommenden, einige Zelte mit sich reißenden Sturm) kleiner werdende Menge zu feuern. Ob „Mr. Evil“ von der neuen Scheibe DIMENSIONS, das von selbigem Stratovarius-Song zusammengeklaute „Hunting High And Low“ oder der Bandsong „Freedom Call“ eingängiger und schmalziger geht’s auf einem Metal-Festival nicht. Schalalala…
(Jack)


Bedingt durch jenes kleine Unwetter, das von einem kurzen, aber starken Regenfall abgeschlossen wurde, müssen die niederländischen Old-School-Death-Metaller von God Dethroned mit einer sehr überschaubaren Kulisse Vorlieb nehmen. Auf seine Fahnen hat sich der seit 1990 bestehende Vierer den amerikanisch geprägten Death Metal der alten Schule geschrieben, der bei aller Ruppigkeit und Toughness auf die nicht ganz unbedeutenden Dinge, die da wären technische Finnesse und ein unverkrampftes Erscheinungsbild (der Songs, versteht sich), setzt. Nach geschlagenen vier Minuten darf sich dann auch Bassist Henk „Henke“ Zinger seinen Vier-Saiter umschnallen und zusammen mit seinen Mitstreitern ballern, was Mensch und Material hergeben. Wie immer bei solchen Gruppen wirkt das Stage-Acting auf der großen Earthshaker-Bühne aber sehr hüftsteif und unterproportioniert. Nun ja…
(Jack)


Masterplan ohne Logo im Hintergrund (erst die zweite Band an diesem Tag) und Jorn Lande, dafür mit Tausendsassa Mike Terrana hinter den Kesseln und Riot-Sänger Mike DiMeo… kann das gut gehen? Überraschenderweise ja. Zumindest dann, wenn sich Roland Grapow und Co. nicht auf die Lieder der gute drei Jahre andauernden Lande-Ära versteifen. Von dem einstigen Hype des „nächsten großen Dings“ ist jedoch längst nichts mehr zu spüren. Das relativ geringe Zuschauerinteresse tut sein Übriges dazu. An der Leistung des neuen Sängers, der sich bei den MK II Liedern gut in Szene setzt, liegt es sicher nicht – genauso wenig an der immer wieder sehenswerten Schlagzeug-Show des Herrn Terrana. Immerhin der erste große Schritt zum Neuanfang ist gemacht. Auch ich war Anfang des Jahres mehr als skeptisch ob der Zukunft von Masterplan – die Gründungsväter haben sich ja auch schon getrennt (Uli Kusch zockt mittlerweile bei Ride The Sky). Ob Mike die Lücke, die Jorn Lande hinterließ, vollständig schließen kann, wage ich dennoch zu bezweifeln. Masterplan müssen fortan eben kleinere Brötchen backen.
(Jack)


Über so etwas müssen sich Kai Hansen, Dirk Schlächter, Henjo Richter und Daniel Zimmermann, der heute seinen zweiten Auftritt (nach Freedom Call) abfeiert, keine Gedanken machen. Egal wo Gamma Ray auftreten, ein Siegeszug ist ihnen stets gewiss. Dementsprechend voll wird es in der Halle, in der lautstark der Titeltrack des wohl besten Albums der Gammastrahlen, LAND OF THE FREE, mitgegröhlt wird. Mit „Fight“ und dem fest zum Set gehörenden „Blood Religion“ von der MAJESTIC Platte bieten die vier eine ausgewogene Mischung aus neu und alt, die beim um mehrere Minuten verlängerten „Heavy Metal Universe“ ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, ehe ein von „Hall Of The Mountain King“ eingeläutetes Helloween-Medley aus „Ride The Sky“, „Future World“ und „I Want Out“ die Textkenntnisse der Erdenschüttler testet. „Wir haben uns überlegt, eine Ballade zu spielen, aber wir haben auch etwas Schnelles zur Auswahl!“ Für was sich Gamma Ray entschieden haben, muss an dieser Stelle wohl nicht thematisiert werden. „Somewhere Out In Space” und die Ankündigung, dass man sich demnächst ins Studio verzieht, um die LAND OF THE FREE Fortsetzung einzuzimmern, beschließen ein Konzert der Superlative.
(Jack)


„Jetzt bekommt ihr 80 Minuten totalen Terror“, keift Mille inbrünstig ins Mikro. Kreator, Deutschlands Vorzeige-Thrash-Metal-Act, schickt sich an dem Publikum mächtig einzuheizen. Den Anfang macht „Violent Revolution“, für das (wie auch bei einigen anderen Stücken) im Hintergrund extra eine Videoleinwand am ENEMY OF GOD „Hirn“ hochgefahren wird, die das dazugehörige Visuelle darstellt. Perfektes Drumherum! Wichtiger ist jedoch das Musikalische, mit dem der Vierer aufwartet und eigentlich jeden in Bang-Ekstase fallen lässt. Der Klassiker „Pleasure To Kill“ bedient folglich die Alteingesessenen, während „Enemy Of God“ und allen voran „Suicide Terrorist“ noch einmal die Stärke der bisher letzten Kreator-Veröffentlichung offenkundig darlegen. Dazu gibt es erwartungsgemäß unzählige aufblendende Lichter, mit der man eine ganze Kleinstadt versorgen könnte. Gut, da unten sind mehrere Tausend Fans – so viel zur Kleinstadt. Mille wäre nicht Mille, wenn er nicht zum Rundumschlag ausholen würde. So gibt er den sich in der Szene verdeckt breitmachen wollenden Nazis klar und deutlich zu verstehen, dass sie hier nicht erwünscht sind (JAWOLL!!!), stichelt gegen Bono und dessen Meinungsmanipulation und klärt die Unwissenden über den Unterschied zwischen Aggression und Gewalt auf. „Extreme Aggression“ vom gleichnamigen Album und „Betrayer“ lassen nicht lange auf sich warten. Dazwischen strapaziert „Phobia“ die heute schon arg gebeutelte Nackenmuskulatur. Diese bekommt zwar wenig später Zeit zur Erholung („Voices Of The Dead“), verabschiedet sich anschließend vollständig als „Reconquering The Throne“ und das finale „Flag Of Hate“, das einzige ENDLESS PAIN Stück des Abends, ertönen. Wow!
Wie heißt die beste Thrash Band des Planeten? – Slay… HALT… Kreator!
(Jack)


Zu so später Stunde noch stocknüchtern zu sein auf einem Metal Festival ist ein fast unmögliches Unterfangen. Dank meines VIP Bändchens, welches es mir erlaubte, mich auf den oberen Sitzplatzrängen der Ostbayernhalle niederzulassen, zog ich mir zusammen mit Anke vom deutschen Tankard Fanclub, mit welcher ich mir während des Kreator Gigs an der Moon Bar sinnlos die Rübe zugezogen hatte, ziemlich betütelt Testament im klassischen Line Up Chuck Billy, Eric Peterson, Alex Skolnick, Greg Christian, Nick Barker rein. Natürlich war auch hier der Sound nicht gerade berauschend, aber Testament bolzten so gnadenlos rein, dass das dadurch erzeugte metallische Unwetter den orkanartigen Lüftchen, welches kurz vorher in den umliegenden Landkreisen beachtliche Schäden anrichtete, nichts nachstand. Entschuldigt bitte, dass ich mich außer an „The Haunting“ an kaum etwas erinnern kann. Und natürlich die Vertragszelebrierung während des Gigs (Testament hatten einen knappen Monat vorher bei Nuclear Blast unterschrieben), wo Billy & Co mit ihrem neuen Contract Partner nachträglich auf dieses Ereignis mit viel Becks anstießen.
(Bombenleger)

Moment... allen Die-Hard-Fans sei gesagt, dass Testament bei einem in meinen zugedröhnten Ohren guten Sound die Klassiker „Into The Pit“, „Practice What You Preach“, „Souls Of Black“ und „The Legacy“, sowie einen neuen Song, namentlich „The After Life“ (oder so ähnlich), performt haben. Mehr weiß ich aber auch nicht.
(Jack)


Beatallica aus dem Mittleren Westen der USA hatten anschließend die undankbare Aufgabe, bis spät in die Nacht vor spärlicher Kulisse mit ihrem Metal Klängen die After Show Party in Gang zu halten. Das ganze war schon ziemlich abgefahren – Beatles Songs á la „Hey Jude“ und dergl. im Metallica Soundgewand, wunderbar mitzugröhlen und dabei nicht immer ganz ernst zu nehmend. Gelungener Abschluss an einem wunderbaren Tag mit viel Alohol, viel Metal und gleichgesinnten Bekloppten, die man im Promillerausch eben so kennen lernt.
(Bombenleger)

Spruch des Tages: „Hey, Oarschschaker!“ (ein des Bayrischen mächtiger Deadlock-Frontmann)

Tag 3 – Samstag, 19. Juli 2007



Hola, ich spüre meine Füße nicht mehr. Über die von Kreator und Testament vernichtete Nackenmuskulatur will ich erst gar nicht reden. Es hilft ja alles nichts und jammern schon zweimal nicht – auch wenn der werte Herr Bombenleger in seinem Hotelzimmer sicher besser schlafen konnte als meiner einer, der dies bei der von vorne bis hinten durchgespielten Onkelz-Diskografie versucht hat.

Auf zur Halle, der letzte und (schaut man auf die Anzahl der auftretenden Bands) schwerste Tag des Earthshaker Fests 2007 steht an. Das Frühstück wird auf dem Weg zum ersten Act, namentlich Keep Of Kalessin aus Norwegen, noch schnell beim Chinesen mitgenommen und so steht dem im wahrsten Sinne des Wortes ungeschminkten Black Metal, der von Keyboards genauso viel hält, wie Mille von Bono, nichts mehr im Weg. Eins muss man dem Tross lassen: Frühstücken kann bei diesem recht belanglosen Gedresche, das man insbesondere nach zwei Tagen Festival als Begleitmusik auffassen kann, par excellence. Ich bin zumindest vorerst satt und alle Auftritte der schwarz metallischen Riege haben sich die Veranstalter sowieso für diesen Tag aufgehoben.
(Jack)


Poppiges aus Finnland? Hä, falscher Film. Auf dem Zettel stehen definitiv Norther, die Band um den jetzigen Ensiferum Frontmann Petri Lindroos. Ein sehr gewagtes Intro, „All The Things She Said“ (erinnert sich noch einer an die russischen Pop-Lesben von Tatu?), und dann kann’s losgehen. Melodic Death Metal gepaart mit einer satten Portion Gothic (Stichwort: Paradise Lost) nennt sich das Ganze, das die Skandinavier hier von sich geben. Wie auch schon bei Keep Of Kalessin fällt heute auf, dass den ersten Bands mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als noch an den Tagen zuvor. „Jau, jetzt haben wir zwei Tage durchgesoffen. Wir sollten mal noch die eine oder andere Band zu Gesicht bekommen.“ Wer weiß, ob es wirklich daran liegt. Die Songs von Norther bewegen sich meist zwischen über- und unterdurchschnittlich, reißen aber viele Besucher aus der morgendlichen Lethargie. Sympathisch sind sie die Jungs, das muss man konstatieren.
(Jack)


Zeit für die erste und letzte Progband des Festivals. Threshold, die Meister des leichtfüßigen, aber technisch in den obersten Region angesiedelten Progressive Metal melden sich zu Wort. Ja, aber ohne ihren nominellen Frontmann. Denn kurz vor den Festivalauftritten der Briten verließ Andrew McDermott, kurz „Mac“, die Band, um sich um seine Familie zu kümmern. Danke für die zeitige Mitteilung. So rekrutierten Karl Groom und Co. kurzerhand den ehemaligen, vor zehn Jahren ausgestiegenen Sänger Damian Wilson. Seiner endgültigen Rückkehr steht nichts mehr im Wege. Doch zurück zum Earthshaker Fest: Bewaffnet mit Textblättern gibt jener Damian alles und überzeugt mit seinem mächtigen Stimmorgan, das es trotz dem Ablesen mit Mac aufnehmen kann. Klar, für den Nicht-Eingeweihten sieht das alles andere als professionell aus, zumal die zweite Gitarre aufgrund eines kaputten Amps erst nach einigen Minuten voll funktionsfähig ist. Die Band versucht das Beste und das kommt bei den aufgeschlossenen Teilen des Publikums an. „Mission Profile“ macht unmissverständlich klar, dass Threshold filigranen, aber ans Herz gehenden Prog spielen, mit „Hollow“ von DEAD RECKONING wird nachgelegt und bei „Sanity's End“ vom Debütalbum WOUNDED LAND kann Damian die Zettel zum ersten Mal zur Seite legen, ehe nach „Fragmentation“, „Slipstream“ und „This Is Your Life“ (sehr eigen, aber cool interpretiert) alle Zweifel ausgeräumt sind. Auch ohne Mac gehören Threshold zu den Besten der Besten.
PS: Dass sie auch zu den fanfreundlichsten zählen, durfte ich am Abend noch vor einem Bierstand in Erfahrung bringen.
(Jack)


Black Metal die zweite, dieses Mal aus Südtirol. Die auf ein düsteres Keyboard-Ambiente, welches in den hinteren Reihen nicht zu hören ist, setzenden Graveworm können sich dabei auf ihre treue Anhängerschaft verlassen. Ich persönlich bin mir noch immer im Unklaren darüber, was nun spannender ist: Graveworm oder das Bierzapfen des in Becks-Shirts gekleideten Personals.
(Jack)


Fast schon panisch verlässt das Publikum in Scharen die Ostbayernhalle. Die Frage nach dem „warum“ entfällt, denn mir fehlen dazu die Argumente. Im inoffiziellen Kampf um das Slayer-Erbe schicken sich Dew-Scented, die allmählich Früchte der jahrelangen Arbeit ernten, an. Fronttier Leif „Soul Poison“ Jensen versucht alles, um die müden Zuschauer wieder auf Touren zu bringen, scheitert dabei fast kläglich. Dem deftigen Thrash scheint heute kaum einer gewachsen zu sein. Tja, aber mit dem Slayer-Shirt auf dem Campingplatz rumlaufen… Man wird es nie verstehen. An Dew-Scented, deren eigentlicher Drummer Papa geworden ist und „in diesen Tagen zu besoffen sein wird“, liegt es auf jeden Fall nicht. Die Gehirnwäsche „Soul Poison“ geht wie auch die Kreuther Lokalhymne „Cities Of The Dead“ keine Kompromisse ein. Stark!
(Jack)


Dass die in aller Munde befindlichen Niederländer von Legion Of The Damned ihre Nachbarn von Dew-Scented bereits überflügelt haben, spiegelt sich erbarmungslos im Zuschauerzuspruch wieder. Erbarmungslos ist auch der aufmarschierende Thrash Metal. Jawohl, bei „Death's Head March“ herrscht er tatsächlich der Bangfaktor 666. Heilige Scheiße.
(Jack)


Gleiches Land, andere Musik. Ring frei für Power-Frau Floor Jansen und das Symphonic Metal Ensemble After Forever, die uns schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf den Auftritt von Within Temptation bieten. Moment, After Forever veröffentlichen bereits seit dem Jahr 2000 Alben und waren somit schon lange vor dem Hype, von dem sie jetzt profitieren, präsent. Ballernde Drums und eine wild headbangende Frontfrau… das Sextett legt sich mächtig ins Zeug, kann diesen immer wieder hochkommenden Within Temptation Beigeschmack nicht verdrängen. Nächster.
(Jack)


Zeit für die Verfechter des skandinavischen Death Metal. Die auch nach 18 Jahren noch immer ohne Line-Up-Wechsel auskommenden Unleashed sind seit jeher ein Garant für eine energiegeladene, mitreißende Show, die dem einfach gestrickten Todesblei frönt. Mit „Blood Of Lies“ und dem vom Herr der Ringe inspirierten „We Must Join With Him“ eröffnen die Schweden ihr um einen Song gekürztes Set mit zwei Liedern des letzten, die Szene aufmischenden Albums MIDVINTERBLOT, welches knapp die Hälfte der gespielten Tracks stellt. Darunter auch das dem Publikum auf die Schnelle beigebrachte „In Victory Or Defeat“ und der nach Vorne marschierende Titeltrack. Überhaupt sind die vier, die die Bühne mit ihrer stämmig dominanten Anwesenheit und nicht durch einen riesigen Bewegungsradius ausfüllen, darin bestrebt die meist recht kurzen Schlachthymnen durch ausgiebige Mitsingeinlagen in die Länge zu ziehen. Sehr löblich. So auch der SHADOWS OF THE DEEP Kracher „Never Ending Hate“, „Don't Want To Be Born” und „To Asgaard We Fly”. Wen das nicht überzeugt, hat wohl nicht richtig zugehört: „Death Metal no compromise!” Alles Weitere erledigen das schwermütige „Winterland“ und der Klassiker schlechthin, „Death Metal Victory“. Dieser Auftritt glich dem bereits gestern von Gamma Ray eindrucksvoll abgehaltenen Siegeszug!
(Jack)


Apropos Siegeszug. Hü oder Hott gibt es bei U.D.O., dem German-Tank und Wuppertaler Energiebündel nicht. Egal wo die Band des Accept-Frontmannes auftritt, die Zuschauer stehen stets hinter ihr. Bereits nach der Eröffnung mit den Stücken neueren Datums („Mastercuter“ und „24/7“) begeben sich die ersten Mutigen auf eine Reise zum Bühnengraben, während der Rest lautstark die Texte des kreischenden Mannes auf der Bühne mitsingt. Die eigenen Kompositionen „The Bullet And The Bomb“ und „Thunderball“ erfahren dieselbe Akzeptanz wie die Accept-Werke „Restless And Wild“ und „Son Of A Bitch“. Da wird ein auf 45 Minuten angesetzter Gig schnell auf eine ganze Stunde ausgedehnt. Klar, nach „Man And Machine“ und „Animal House“ fehlen noch immer zwei unerlässliche Bestandteile eines U.D.O.-Programms: „Metal Heart“ und „Balls To The Wall“. Der Tagesgewinner steht fest, das „Oh, Oh, Oh, Oh“ halt noch einige Minuten durch die Ostbayernhalle. Wir sehen uns im Dezember zusammen mit Primal Fear.
(Jack)


Ob bereits vor der entfesselnden U.D.O.-Performance feststand, dass sich die britischen Schwarzheimer von Cradle Of Filth heute gerade mal eine Dreiviertelstunde lang auf der Bühne zeigen, wissen wohl nur die Beteiligten selbst. Manch anderer wird es vielleicht auch als „göttliche Fügung“ bezeichnen, dass sich die Satansbraten um Daniel Lloyd Davey (Dani Filth), dem bei den hohen Kreischeinlagen ab und an die Stimme flöten geht, früher als erwartet zum Abschminken aufmachen. Objektiv betrachtet hebt sich der melodiöse Black Metal, der durch eine Sopranistin weiter aufgelockert wird, noch immer von der breiten Durchschnittsmasse ab. Bleibt abzuwarten, ob sich die Band wieder gefangen hat und in Zukunft auf den großen Bandmitgliederverschleiß der letzten Jahre verzichten kann.
(Jack)


Bevor das Grand Finale des diesjährigen Earthshaker Fests eingeläutet wird, melden sich die Veranstalter zu Wort, um ihren Standpunkt das Festival in die Halle zu verlegen noch einmal ausgiebig zu erläutern. Neben den geringeren Auflagen, längeren Spielzeiten und finanziellen Risiken (Schlagwort: schlechter Vorverkauf) kommen auch Fakten zum Unwetter in Ostbayern zur Sprache, so dass letzten Endes jeder froh sein kann, ein Dach über’m durchgeschüttelten Kopf zu haben. Wer jetzt immer noch pfeift, dem ist auch nicht zu helfen.
„Whimps and posers, leave the hall!“

Die Frühaufsteher unter den Metallern konnten sich schon weit vor dem ersten Konzert des Tages auf das einstellen, mit dem der größte niederländische Rock-Export, Within Temptation, am Abend aufwarten würde. Riesige Bühnenaufbauten, eine exorbitant aufwändige Pyroshow mit viel Feuer und verträumte Videosequenzen im Hintergrund… wer kommerziellen Erfolg hat, kann klotzen und von beidem hat die Gruppe um die live famos auftretende Sharon Janny den Adel, die mit holländisch gefärbten deutschsprachigen Ansagen sehr charmant rüber kommt, einiges an Bord bzw. im Tourbus und -LKW. Es kommt nicht von ungefähr, dass der Schriftzug von Within Temptation auf dem Festival-Shirt neben dem heutigen Headliner Motörhead prangert. Da können die männlichen Vocals auch aus der Konserve stammen, ohne dass es irgendjemanden stört. Für alles Weitere gibt es die latent poppigen Symphonic Metal Lieder der letzten drei Alben (MOTHER EARTH, THE SILENT FORCE, THE HEART OF EVERYTHING), die einen in träumerische Welten transportieren. Ein nicht enden wollenden Applaus ist ihnen sicher.
(Jack)


UND DANN KAM ER AUF DIE BÜHNE – das Urvieh des Universums, Herr der zahllosen Motörhead Legionen, Milch- und heiße Getränke Verachter, Lemmy. Zwar ohne seinen mittlerweile legendären Hut, aber immer noch unverkennbar wie 1981. Nach dem obligatorischen „Good Evening“ und „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll” folgte mit „Snaggletooth” ein etwas ungewohnter Opener (wann haben die das zum letzten Mal gespielt?) um gleich anschließend mit „Stay Clean“ der völlig ausgerasteten Meute einen weiteren Schlag in die Magengrube zu rammen. Gespielt wurde viel altes Zeugs wie „Metropolis“, „Over The Top“, „Killed By Death“, sogar „I Got Mine“ vom ungeliebten ANOTHER PERFECT DAY Album kam zum Zuge. Auch aus dem neueren Material gab’s reichlich um die Ohren. „Killers“, „Sacrifice“, „Whorehouse Blues“ (wo Mikkey Dee die Akkustikgitarre umschnallte und Lemmy als Solist sich an der Mundharmonika versuchte). Man ließ nichts unversucht, um sich den Fans von der besten Seite zu präsentieren, obwohl Lemmy und Co ja immer weit mehr als 100 % auf der Bühne geben. Einzigstes Manko – nach „Ace Of Spades“ war Schluss. Finito! „Overkill“ (stand zwar auf dem Set) wurde komischerweise überhaupt nicht gespielt. Mir unverständlich und eigentlich unentschuldbar. Komischerweise gab es aber keine Pfiffe deswegen. Eine sehr herzliche und lange Verabschiedung seitens von Motörhead beendeten den offiziellen Teil dieses dreitägigen Festivals.
(Bombenleger)

Anschließend ist es Zeit für die Gründerväter des Earthshaker Fests. Justice lassen zum 5. Geburtstag des Festivals ein letztes Mal die große Thrash-Katze aus dem Sack und heizen den von den drei Tagen gezeichneten Besuchern kräftig ein, ehe sie den Staffelstab an die aufstrebenden Runamok weitergeben, die selbiges Genre auf ihre eigene Art und Weise darbieten.

Huch, draußen regnet es wie aus Kübeln. Ein Hoch auf die Halle und ab nach Hause.
Wir sehen uns nächstes Jahr wieder, Kreuth!
(Jack)

Spruch des Tages: „Beim nächsten Mal muss ich wieder mehr saufen. Mir gefallen hier zu viele Bands.“ (ein unerkannt bleiben wollender Squealer-Rocks.de-Redakteur)

Das Fazit der Squealeraner:



Jack:
Die Kontroverse um den kurzfristigen Hallenumzug wird wie das Doping beim Radsport das vorrangige Thema bei der Diskussion über das diesjährige Earthshaker Fest sein. Ich kann für meinen Teil nur sagen, dass die Ostbayernhalle der perfekte Austragungsort des Festivals war. Gut akklimatisiert, regenundurchlässig und (meist) von einem superben Sound gesegnet.
…Musikalische Tops: Eluveitie, Deadlock, Sabaton, Gamma Ray, Kreator, Threshold, U.D.O., Unleashed
…Musikalische Flops: Vader, J.B.O. (not my case), Sepultura, Keep Of Kalessin, Graveworm


Bombenleger:
Mir scheißegal, dass dieses Festival ausnahmsweise mal in der Halle stattfand. Als negativ empfand ich hauptsächlich die schon fast ekelerregenden Zustände auf den Toiletten. Die Gebühreneintreiber vom Amt für Hygiene hätten sich kräftig die Hände gerieben.

Auch dass man mit Becks ein norddeutsches Bier auf einem bayrischen Festival verkauft hat, ist fast schon ein Sakrileg. Als ob es nicht genug einheimische Brauereien vor Ort geben würde, aber es ist halt wie immer. Wer die meiste Kohle auf den Tisch legt bekommt den Zuschlag. Völlig überteuertes Essen und keine Möglichkeit, auf dem Festivalgelände Zigaretten kaufen zu können – so vergrault man sich die Kundschaft.

Positiv war das freundschaftliche Verhältnis der Metaller untereinander – ich habe an den drei Tagen mehr Leute kennen gelernt als sonstwo. Saufen verbindet eben. Was die Security anbelangt so kann ich aus eigener Erfahrung zumindest nichts Negatives sagen.

Meine Highlights an diesem Wochenende – der Contest Winner Supersoma, Deadlock, U.D.O. und Motörhead

Flops:
Keine Angaben der Fairness halber gegenüber den Bands, da alles im Endeffekt nur eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Sobald ich ein Keyboard auf der Bühne sah, habe ich sowieso das Weite gesucht!