Squealer-Rocks.de Live-Review
Yuppie-Club und Sodom (26.04.2008, Essen,Turock, Edewolf)

Ein besseres Billing hätten sich Yuppie Club für die Release Party ihres aktuellen und gleichzeitigen Debütalbums „Pretty Brutal“ wohl kaum wünschen können. Ein vielversprechender Einheizer und eine internationale und sowieso lokale Kultband wie Sodom sind eigentlich schon Garanten für einen erfolgreichen Abend oder zumindest eine mords Sause. So war, wie nicht anders vermutet, das sich langsam zu „dem“ Ruhrpott-Metal-Club mausernde essener Turock schon im Vorfeld ausverkauft.

Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich vom Opener im Form der hessischen Ira Tenax, aufgrund bekannter Unzulänglichkeiten eines großes deutschen Verkehrsdienstleisters leider nur noch die letzen zwei Songs des Auftritts miterleben konnte als wir die Halle betraten. Zwar mag der teilweise etwas ruhige Stil der Band auf den ersten Blick nicht ganz in die Zusammenstellung gepasst haben, so hat das Publikum die Jungs doch sehr gut angenommen und Ira Tenax mit entsprechendem Jubel verabschiedet. Leider ist die Halle bisher nicht ganz gefüllt. Tja, was passieren musste, passiert dann auch und die ersten „SODOM SODOM“-Rufe klingen durch die Halle. Bei gewissen Bands kann es zu einer undankbaren Aufgabe werden im Vorprogramm zu spielen.

Kurz vor halb neun ist es dann endlich soweit. Der Moment, wegen dem wir eigentlich da waren, ist gekommen. Der Yuppie-Club betritt die Bühne des Turock. Vier Maskierte in Anzügen, Schlips und Kragen rücken ihre Schampusgläser zurecht und lassen sofort das volle Brett klassischen Old-School-Grind-Core auf die versammelte Meute los. Die ausdruckslosen Maskengesichter tun ihr übriges, geben dem Gesamtbild in Verbindung mit dem beinharten Sound einen doch leicht surrealistischen Touch. Die Songs sind dem Stil entsprechend kurz und knallig und werden vom Großteil des Publikums auch entsprechend abgefeiert. Allerdings scheinen auch einige der Anwesenden mit Grind-Core nicht viel anfangen zu können. Den meisten Leuten scheint der Gig aber doch ziemlich gut zu gefallen und so muss ich aufpassen, dass mir beim fotografieren keiner unbedarft vor die Kamera springt oder ich einen der Stagediver auf die Rübe kriege. Eines der absoluten Highlights der Show ist dann auch die Performance des Napalm Death Kultklassikers „Walls of Confinement“. Schon beim ersten Riff fühle ich mich in frühe Jugendtage zurückversetzt. Als Verstärkung ist mittlerweile Produzent Andy Brings auf der Bühne erschienen um mit den Jungs den noch einmal an alte Crust-Core-Tage erinnernden Abschlusssong zu performen. So endet der Auftritt dann leider auch schon wieder nach nur acht Songs und 20 viel zu kurzen Minuten. Auf die Rufe nach Zugaben wird leider nicht reagiert. Da hat man wohl zu tief in die Schampusflasche geschaut. Alles in allem ein gelungener Einstand der in jedem Fall Bock auf „mehr“ macht.


Dann entern Sodom die Bühne und schnell wird der Heimvorteil deutlich, den das Trio um Tom Angelripper im Ruhrpott natürlich hat. Die Fans feiern Sodom sofort fanatisch ab. Allerdings hat die Stimmung noch nicht ihren Siedepunkt erreicht. Zuerst gibt es dann mal einen Querschnitt durch die gesamte Bandgeschichte. Von „Outbreak of Evil“ bis „Axxis of Evil“ werden alle bedeutenden Klassiker aufgefahren. Als dann tatsächlich Bombenhagel angestimmt wird, verwandelt sich das gesamte Toruck bis in die letzte Reihe in einen einzigen großen Mosh-Pit. Aufgrund der Clubatmosphäre ein ziemlich geiles Erlebnis. Man mag ja von Sodom halten was man will, aber als Live-Band macht ihnen einfach kaum jemand etwas vor. Selbst der Udo Jürgens Smash-Hit „Aber Bitte mit Sahne“ erreicht durch die Interpretation von Sodom einen ungeahnten Unterhaltungswert. Sie kamen, sahen und siegten.
Insgesamt ein absolut geiles Konzert und das Schöne ist, dass man im Turock nach so einem Gig noch gepflegt bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern kann und nicht irgendwann das Licht angeht und man mit sanften Druck aus der Halle gekehrt wird.


Ein ausführliches Review des Debüts von Yuppie Club "Pretty Brutal" lest Ihr in Kürze auf www.squealer-rocks.de
Edewolf