Squealer-Rocks.de CD-Review
Venturia - The New Kingdom

Genre: Progressive Metal / Rock
Review vom: 01.06.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Lion Music



Die Talentscouts von Lion Music beschränken sich bei ihrer Suche nach neuen Hoffnungsträgern längst nicht mehr nur auf den skandinavischen Raum. So stöberten die Finnen auch mal in der französischen Underground – Szene und stießen dort auf Venturia.
Die ansässige Presse überhäuft die Band nicht nur mit Lobeshymnen, sondern spricht gar von "the future of Metal“.
Nun wollen wir die Kirche mal im gallischen Dorf lassen. Die bisherige musikalische Grundordnung stellt die Truppe dann doch nicht auf den Kopf.
Andererseits: wenn die Zukunft des Metals so aussieht, blicke ich optimistisch in ferne Zeiten, denn über "The New Kingdom“ gibt es fast ausschließlich positives zu vermelden.

Venturia bezeichnen ihren Stil als Mixtur aus Metal, Pop und Progressive Rock. Klar, das gab’s vorher auch schon. Es scheint sogar schwer in Mode gekommen zu sein, filigrane, metallische Instrumentalarbeit mit hyper – eingängigen Melodien zu versehen. Man denke nur an Götterbands wie Stride, Circus Maximus oder Pagan’s Mind. Das poppig anmutende Harmonien auch mit qualitativ hoch stehender Mucke ... äh... harmonieren, ist seit Rush’s "Power Windows“ auch kein Geheimnis mehr.

Die normannischen Nachbarn erweitern diese Bandbreite jedoch um eine entscheidende Komponente, die sich (ausgerechnet) im Gesang deutlich macht. Prägnantestes Merkmal ist das männlich / weibliche Teamwork am Mikro. Wer jetzt allerdings an typisches Metal Klischee denkt, liegt so was von verkehrt – verkehrter geht’s nicht.
Zunächst mal ist die Stimme von Madame Lydie Robin jenseits von allen nervigen Rock Plattitüden und wirkt einfach nur angenehm. Fast vergleichbar mit den schönen Vocals, die auf Mike Oldfield Cds zu hören waren.

Untypischer Weise kommt der männliche Part ebenfalls größtenteils außerordentlich weich daher. Phasenweise werden Erinnerungen an wenig rockige Combos wie Savage Garden wach. Bei einem Track wie "Take me down“ beispielsweise wird diese Parallele durch fette Synthie Parts noch verstärkt, jedoch bietet die Nummer daneben noch Metal Riffs, die an Härte kaum zu überbieten sind.
Genauso abwechslungsreich wie das genannte Stück kann auch der Mann am Mikro, Marc Ferreira, sein; wenn er nur will. Neben weich hat der Franzmann nämlich noch die extrem harte Seite in seinem Repertoire, und die lässt sogar Vergleiche mit James LaBrie zu. Ein echtes Talent, das anscheinend das Understatement liebt.

Im krassen Gegensatz zu den soften Gesängen steht dagegen die Mannschaft an den Klampfen, Tasten und Kesseln. Hier wird streckenweise gebolzt und gefrickelt, was das Zeug hält. Selbstredend immer höchst songdienlich, also nachvollziehbar. Selbstverliebte Eskapaden finden dankenswerter Weise nicht statt. Symptomatisch dafür steht das Intrumental "Candle of Hope…“, welches zu den Höhepunkten des Albums zählt und im abschließenden "Dear Dead Bride“ seine Fortsetzung in einem der besten Prog / Metal / Pop / und was weiß ich noch Songs findet.
Obwohl das abwechslungsreiche Scheibchen keinen schwachen Track beinhaltet, stellt dieser doppelte Abschluss schon etwas ziemlich grandioses dar.
Interessanterweise pendelt auch der Härtegrad über die volle Distanz zwischen Daunen und Betonwand.

Für ein Debut ist "The New Kingdom“ wahrhaftig schon beängstigend gut. Zwar haben Venturia das musikalische Rad nicht neu erfunden und auch die Produktion erreicht nicht immer die volle Punktzahl – Drumsound -, aber sie können sich ohne weiteres in die Riege der o. g. Bands, die sowohl Prog, als auch "normale“ Metal Fans vereinen, einreihen.
Mit Sicherheit ein Anwärter für den "Newcomer 2006“.

Tracklist:
1. New Kingdom
2. The Unholy Done
3. Words of Silence
4. Take me down
5. Fallen World
6. Walk into the Daylight
7. Candle of Hope through a Night of Fears
8. Dear dead Bride

DISCOGRAPHY:

2006 - The New Kingdom

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Venturia - The New Kingdom (CD-Review)

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