Squealer-Rocks.de CD-Review
Steve Hackett - Wild Orchids

Genre: Progressive Rock
Review vom: 20.09.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Steve Hackett gehört ohne Zweifel zu den Lichtgestalten der anspruchsvollen Rockmusik. Es mag abgedroschen klingen, zu jeder Gelegenheit sein Mitwirken bei Genesis (bis 1976) zu erwähnen. Wer aber Jahrtausend – Alben wie "Selling England by the Pound“ oder "The Lamb lies down on Broadway“ entscheidend mitprägte, hat sich nun mal ein Denkmal gesetzt.

Von daher sind solche Verweise in Richtung Vergangenheit nichts anderes als ehrliche Hochachtung vor einer Ikone!
Natürlich ist sich der Meister seines Status’ voll bewusst und deshalb in der beneidenswerten Lage nur noch das zu machen, worauf er wirklich Lust hat.
Dem Hörer beschert diese künstlerische Freiheit ein Sammelsurium verschiedenster Stile und Einflüsse, was für Kurzweil sorgt, allerdings auch ein hohes Maß an Geduld erfordert.
Wer Gefallen an "Wild Orchids“ haben will, sollte also das Wort Toleranz ziemlich fett in seine Hirnrinde eingeritzt haben und den Begriff Scheuklappen gar nicht kennen.
Die wilden Edelblüten sind nämlich selbst für Prog Verhältnisse recht ungewöhnlich.
Beim ersten Hören kam mir schon fast der Begriff „Weltmusik“ in den Sinn.
Kein Wunder, denn eine Nummer wie "Waters of the Wild“ ist nicht nur von exotischen Klängen beeinflusst, sie geht quasi als ein rein fernöstliches Stück – ich tippe mal auf indisch – durch. Da macht sich 'ne ordentliche Portion Hippie Feeling breit.

In den allertiefsten Westen hingegen führt uns das Bob Dylan Cover "Man in the long black Coat“, wo Steve wie der selige Johnny Cash klingt und es nicht schwer fällt, vor dem geistigen Auge die staubige Prärie zu sehen. Peinliche Country Musik Klischees werden dabei freilich - anders als in meinem Vergleich – gekonnt vermieden.

Auch die alte Welt wird auf der Hackettschen Weltreise besucht. Es gibt ruhige, fast schon meditativ anmutende schottische Folk Klänge zu hören, wie in "Set your Compass“ und das wunderschön verträumte "To a close“ wird streckenweise gar in französischer Sprache vorgetragen.

Doch damit nicht genug der stilistischen Vielfalt: wie schon beim Vorgänger "Metamorpheus“ ist erneut das "Underworld Orchestra“ mit von der Partie; und das nicht nur in begleitender Funktion. "She Moves in Memory“ ist komplett im klassischen Gewand gehalten und wirkt ein bisschen wie ein Soundtrack einer Liebesschnulze. Zuckersüß, aber ergreifend.

Klar – dies ist zwar im Wortsinne Prog, jedoch wenig bis gar kein Rock.
Den hat der Altmeister gottlob keineswegs verlernt und bei gut der Hälfte des Albums packt er auch die Sechssaitige aus.
Gut so, denn bei aller Ruhe muss es auch einen krachenden Gegenpol geben. Laut und stampfend wie im Geniestreich "Ego and Id“ oder flott und treibend wie beim Opener "A Dark Night in Toytown“, wo sich Gitarre und Orchester ein tolles Duell liefern.

Hier und da wird so mancher Altfan wohl eine Spur Genesis entdecken, aber auch Peter Gabriel oder Frank Zappa lassen dezent grüßen.

Ein absolut ungewöhnliches Scheibchen von einem ungewöhnlichen Musiker, das eine Menge Geduld erfordert und das man sich nicht mal so nebenbei „schön hören“ kann.
Diesem Album muss man sich bedingungslos ausliefern. Wer das kann, macht eine musikalische Grenzerfahrung, die sich bis zur absoluten Faszination steigern wird.

Tracklist:
1. A dark Night in Toytown
2. Waters of the Wild
3. Set your Compass
4. Down Street
5. A Girl called Linda
6. To a close
7. Ego and Id
8. Man in the long black Coat
9. Wolfwork
10. Why
11. She Moves in Memories
12. The Fundamentals of Brainwashing
13. Howl

Line up:
Steve Hackett – Guitars, Sitar, Harmonica, Psaltery, Optigan and Voices
Roger King – Keyboards and Rhytm Guitar
John Hackett – Flute
Rob Townsend – Saxes, Flute, Tin Whistle and Bass Clarinett
Gary O’ Toole – Drums
Nick Magnus – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1975 - Voyage of the Acolyte
1978 - Please Don't Touch
1979 - Spectral Mornings
1980 - Defector
1981 - Cured
1982 - Highly Strung
1983 - Bay of Kings
1984 - Till We Have Faces
1986 - GTR
1988 - Momentum
1991 - Time Lapse
1992 - The Unauthorised Biography
1993 - Guitar Noir
1995 - Blues With A Feeling
1995 - There Are Many Sides To The Night
1996 - Genesis Revisited
1997 - A Midsummer Night's Dream
1997 - GTR Live
1998 - The Tokyo Tapes
1999 - Darktown
2000 - Sketches of Satie
2000 - Feedback 86
2002 - Genesis Files
2002 - Somewhere In South America
2002 - Hungarian Horizons
2003 - To Watch The Storms
2005 - Metamorpheus
2006 - Wild Orchids

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Steve Hackett - Wild Orchids (CD-Review)

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