Squealer-Rocks.de CD-Review
Symphony X - Paradise Lost

Genre: Progressive Metal
Review vom: 12.07.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Inside Out



Ganze fünf Jahre mussten die Anhänger der progressiven Götterkombo, auch bekannt als Symphony X, ausharren, sich derweilen mit den Solo-Eskapaden der fünf Mitstreiter (u.a. Allen/Lande, Atomic Soul) die Zeit vertreiben, ehe Ende Juni die ersten Fans offiziell verkünden konnten, dass die Sinfonie ihre Fühler erneut in alle x-beliebigen Richtungen ausstreckt und mittels PARADISE LOST den mit THE ODYSSEY eingeschlagenen, harten Prog-Weg weiter verfolgt.

Bei aller veröffentlichungstechnischen Bescheidenheit kommt den Verfechtern des musikalischen Fortschreitens nur eines nicht in den Sinn – und zwar das gleiche Album ein zweites Mal aufzunehmen. Soll heißen: Anno 2007 entfernen sich Allen, Romeo und Co. wieder kontinuierlich von der starken Thrash-Lastigkeit des Vorgängers, behalten jedoch die Liebe zur, den Prog das ein ums andere mal in die Schranken weisenden, Härte aufrecht und setzen diese weitaus gezügelter und anderweitig dosiert ein. Der Thrash fällt also weg und dennoch präsentiert sich das von Grund auf auf eine sehr düstere, fast schon angsteinflößende Stimmung fixierte Album über weite Strecken geradliniger und latent zugänglicher als jede bisherigere Symphony X Veröffentlichung. Selbst den obligatorischen 20-Minuten-Epos lässt man heuer unter den Tisch fallen. Die Zeiten, in denen man Ludwig van Beethoven improvisierte, scheinen (zumindest vorerst) definitiv vorbei zu sein!

Nach dem klassisch ummantelten „Rhapsody lassen grüßen“ Intro „Oculus Ex Inferni“ eröffnet mit „Set The World On Fire (The Lie Of Lies)“ ein Killer-Song, wie er im Buche steht, seine Pforten, hinter denen harte, auf Speed befindliche Riffs, eine nicht enden wollende Power, ein gereizter Russell Allen und ein monströser, dich niederringender Chorus auf die gutgerüstete Nackenmuskulatur warten. Richtig geiler, in US-Traditionen gefangener Power Metal – nur ohne Kitsch und mit gezügeltem Bombast. Wer schon immer wissen bzw. anfühlen wollte, wie sich der Grunge-Teufel, Kurt Cobain, das Leben genommen hat, der muss sich lediglich diesen Song bei voller Lautstärke zu Gemüte führen. Er bläst dir buchstäblich das Hirn weg!

Kleine Zwischenfrage: Wie sollen die fünf dieses Geschoss, das es sogar mit DragonForce aufnehmen kann, noch toppen? Antwort: Sie spielen einfach, so technisch versiert wie sie nun mal sind, weiter, fahren das Tempo in den Strophen von „Domination“ zurück und attackieren im Refrain erneut mit genre-untypischen Geschwindigkeiten und Härteportionierungen der Marke Primal Fear, dass man erst gar nicht auf die Idee kommt, eine Frage wie die obige zu formulieren.

Wuseleien gleich Fehlanzeige! Die x-te Sinfonie (nimmt man das Best-of und das Live-Album dazu stimmt das sogar) spart sich ausgiebige „Wir sind eine Prog-Band“ Bekundungen und zeigt, dass Progressive Metal durchaus heftig sein darf, Dream Theater’sche Soliparaden allerdings nicht nötig hat, um noch immer seine Bezeichnung beizubehalten. Beste Beispiele: „The Serpent's Kiss“, „Eve Of Seduction“ (sehr rasant) und „Seven“ (der nächste Killer-Chorus). Die Männer bauen zwar überaus abstrakte Bridges und Teilstücke ein, setzen diese aber in den Kontext des Albums ein, so dass auch der Prog-Anfänger anhand des ersten Durchlaufs begreift, was hier läuft!

Wer im Übrigen Wert auf die technische Note legt, dem lege ich das achtminütige, über viele Instrumental-Parts verfügende „The Walls Of Babylon“ ans Herz. Wer im Anschluss noch immer eine eigene Band gründen möchte, muss wohl ein übersteigertes Selbstwertgefühl besitzen. Wie gesagt einen überlangen Epos gibt es auf PARADISE LOST nicht zu bewundern. Dafür glänzt der Rausschmeißer „Revelation (Divus Pennae Ex Tragoedia)“ mit seinem gen Himmel steigenden, zu Werken wie THE DIVINE WINGS OF TRAGEDY schielenden Ambiente, welches das Album perfekt abrundet.

Fehlt nur noch ein Verweis auf die, das Herz berührenden und dieses fast herausreißenden Balladen „Paradise Lost“ und „The Sacrifice“, die auf jeden Fall den Freunden des Allen/Lande-Projekts um den Initiator Magnus Karlsson gefallen werden. Und dass Frontmann Russell Allen ein von Gott gesandter Sängerknabe ist, darüber gibt es nun wirklich keine zwei Meinungen.

Fazit: Symphony X goes Power Metal und schmückt diesen mit alten Prog-Weisheiten und dem bandeigenen Charme, was PARADISE LOST unweigerlich an die Spitze der in diesem Jahr erschienenen Prog Metal Scheiben setzt.
Wer hat etwas anderes erwartet?

Tracklist:
1. Oculus Ex Inferni
2. Set The World On Fire (The Lie Of Lies)
3. Domination
4. The Serpent's Kiss
5. Paradise Lost
6. Eve Of Seduction
7. The Walls Of Babylon
8. Seven
9. The Sacrifice
10. Revelation (Divus Pennae Ex Tragoedia)

Anspieltipps: Set The World On Fire (The Lie Of Lies), Paradise Lost, Eve Of Seduction, Seven

Band Line-Up:
Russell Allen - Gesang
Michael Romeo - Gitarre
Michael LePond - Bass
Jason Rullo - Schlagzeug
Michael Pinnella - Keyboards

DISCOGRAPHY:

1994 - Symphony X
1995 - The Damnation Game
1997 - The Divine Wings Of Tragedy
1998 - Twilight In Olympus
1998 - Prelude To The Millennium (Compilation)
2000 - V: The New Mythology Suite
2001 - Live On The Edge Of Forever (live)
2002 - The Odyssey
2005 - Rarities & Demos
2007 - Paradise Lost


SQUEALER-ROCKS Links:

Symphony X - Paradise Lost (CD-Review)

Symphony X - Köln, Live Music Hall (Live-Review)

Michael Lepond von Symphony X (Interview)
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