Squealer-Rocks.de CD-Review
Twinspirits - The Music That Will Heal The World

Genre: Progressive Metal
Review vom: 13.07.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 15.06.2007
Label: Lion Music



Die italienische Progressive Metal Szene ist wohl die einzige weltweit, die komplett ohne Mittelmaß existiert. Entweder gibt’s unterirdisch produzierte Frickelorgien ohne Sinn und Verstand oder aber man hält ein kleines Meisterwerk in den Flossen. Auch wenn die Musik der Twinspirits die Welt wohl kaum vor dem Untergang bewahren wird, wie im Albumtitel großspurig versprochen, darf sich die Truppe verdientermaßen in die Garde der gerne gehörten Bands aus Bella Italia einreihen. Dabei: um eine echte Band handelt es sich wiederum auch nicht, eher um ein Projekt des Multi Instrumentalisten Daniele Liverani, der sich hier allerdings auf die Keyboards, die Kompositionen, die Texte und die Produktion beschränkt(?).

Zu einem Begriff in der Rockwelt ist Liverani vor allem durch seine dreiteilige Rock – Oper „Genius“ geworden. Doch selbst solche großartigen Sänger wie Jorn Lande oder Toby Hitchcock konnten die Mischung aus traditionellem Hardrock und Metal nicht vor dem Abstieg in die Tiefen des Durchschnitts bewahren. Den drei Alben fehlten einfach die nötigen Highlights, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Twinspirits ist ein Begriff aus diesem Epos, doch diesmal steuert Daniele einen progressiven Kurs und schafft es locker, in die Güteklasse A aufzusteigen.
Sein Faible für Dramaturgie hat der Gute jedoch beibehalten, denn die Scheibe lässt sich quasi in zwei Hälften aufteilen – sie fängt gut an und wird dann überragend stark.

Die ersten 4 Tracks pendeln zwischen dezentem Prog Metal und traditionellem Hardrock und sind zweifelsohne nett anzuhören. Was aber fehlt, ist das Aha – Erlebnis.
Das folgt dann auf Startnummer 5. Die speedige Power Metal Dröhnung „Power To Kill“ landet, einem Faustschlag gleich, mit ordentlich Vicious Rumors Schlagseite direkt in der Magengegend und bildet so etwas wie den Wendepunkt.
Doch das war nur der Wecker, denn ab jetzt wird’s richtig geil; jetzt kommen die Songs zwischen 7 – 10 Minuten.

Mit „Understand“ folgt eine höchst eingängige, dennoch proggige, Midtempo Nummer, mit einer konstant geilen Melodie, die kaum Unterschiede zwischen Refrain und Strophe erkennen lässt.
Einen Spannungsaufbau wie aus dem Lehrbuch dagegen besitzt „Fire“, das irgendwo zwischen Rush und Deep Purple anzusiedeln ist – so komisch das auch klingen mag.
Dieser simple Refrain ist einfach nur genial.
Mein absoluter Favorit auf der Scheibe ist jedoch das langsame, melancholische „It’s Just Life“. In jedem anderen Fall würde ich das Teil ganz schnöde als Halbballade titulieren. Doch das würde diesem kleinen Geniestreich nicht gerecht werden. Mehr Gefühl und Atmosphäre kann man in einem Song kaum unterbringen. Der einzige Vergleich, der hier wirklich fruchtet wäre der, mit den göttlichen Stygma 4.
Zum mächtigen Ausklang erzählt Senior Liverani uns dann endlich, wie er die Welt mittels seiner Musik heilen wird. Nun, wenn mich meine spartanischen Englisch Kenntnisse nicht ganz täuschen, ist sein Rezept auch nicht so neu. Das Musik „magic“ ist, wusste ich auch schon vorher. Auch wenn es lyrisch keine Offenbarung gibt, musikalisch schon. Der Titelsong ist wirklich ein gelungenes Beispiel dafür, wie schnell 12 Minuten vorbei sein können und wie wenig sperrig Progressive Metal, trotz genügend eingestreuter Kabinettstückchen, sein kann.
Bei aller Bewunderung für den Komponisten, darf aber keinesfalls vergessen werden, welch’ tolle Begleitmannschaft sich der Maestro ins Studio geholt hat.
Sänger Soren Adamsen soll angeblich beim Vorsingen für dieses Album sogar Göran Edman ausgestochen haben. In der Tat trägt der Däne wesentlich zum Gelingen dieser CD bei. Von rauen Power Metal Growls bis hin zu ungeahnten Höhen hat der Kerl alles drauf. Fast unglaublich, dass der Bursche hauptamtlich in einer Rotz / New Metal Kapelle singt.
Es liegt auf der Hand, dass auch die anderen Mitstreiter ganz oben auf der Skala zocken, wie bspw. Jungspund Tommy Ermoli, der bereits mit 14 Jahren in einer Satriani Cover Band die Saiten virtuos quälte.

In der Endabrechnung hat Daniele Liverani ein Album produziert, das seine „Genius“ Scheiben um Längen schlägt und mindestens zur Hälfte als extrem geil durchgeht.

Tracklist:
1. Projected
2. Back To Reality
3. What You Want
4. Take My Hand
5. Power To Kill
6. Understand
7. Fire
8. It’s Just Life
9. The Music That Will Heal The World

Line Up:
Soren Adamsen – Vocals
Tommy Ermolli – Guitar
Daniele Liverani – Keyboards
Alberto Rigoni – Bass
Dario Ciccioni - Drums




DISCOGRAPHY:

2007 - The Music That Will Heal The World

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