Squealer-Rocks.de CD-Review
Consortium Project - IV: Children Of Tomorrow

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 16.07.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 20.07.2007
Label: Metal Heaven



Das Gemeinschaftsprojekt (Consortium Project) um den Elegy- und ehemaligen Vengeance-Frontmann Ian Parry geht nach einer Wartezeit von stattlichen vier Jahren in seine vierte und womöglich theatralischste Runde. Unter dem Beinamen CHILDREN OF TOMORROW rekrutierte der Mann, der Jahr für Jahr an einer Reihe von Veröffentlichungen beteiligt ist, wieder einmal alle nur denkbaren Stars der niederländischen Rock-Manege wie beispielsweise den Ex-Within Temptation Drummer Ivar de Graaf und versammelte weiterhin eine riesige Schar an Gastmusikern um sich, so dass bereits der Grundstock für einen ebenso spannenden vierten Teil des fiktiven Konzeptwerks gelegt wurde.

Die, von Parry und Keyboarder Dutrieux (ebenfalls Elegy) niedergeschriebene, Geschichte bewegt sich jedoch keineswegs (wie vielleicht angenommen) im futuristischen Hirngespinstrahmen, sondern zeichnet klar erkennbare Parallelen zur derzeitigen Entwicklung auf unserem Globus, die der Hörer kritisch betrachten und in Frage stellen soll. Die baldige Ölknappheit veranlasst die mächtigen Nationen dazu, ohne die Rücksicht auf mögliche Folgen für die Erde, neue Verfahren zur Energiegewinnung auszutesten. Das Anfangsstadium der Erderwärmung tritt unwiderruflich ein. Was folgt, ist eine Reihe von friedlichen, die Machthabenden jedoch nicht weiter kümmernden, Protesten, die durch Börsencrashs und die damit verbundenen steigenden Arbeitslosenzahlen weiter forciert wird (alles schon mal da gewesen!). Erinnert euch zurück an den überstrapazierten Emmerich-Film „The Day After Tomorrow“ und ihr wisst, was nun eintreten wird: Die erste richtig große Umweltkatastrophe! Während immense Sandstürme und Temperaturen weit unter der gefühlten „arschkalt“ Marke die Menschen in den betroffen Gebieten dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen, keimt die Diskussion des Wettrüstens neu auf. Massen mobilisieren sich gegen nukleare Tests, die Politiker verlieren ihren Rückhalt, folglich werden die Tests verboten. Nach und nach werden sich die Menschen bewusst, dass sie nur durch ein Haushalten mit Ressourcen ihren Kinder und Kindeskindern eine sichere Zukunft gewährleisten können. Wie wahr, wie wahr!

So viel zum brisanten Inhalt von CHILDREN OF TOMORROW. Kommen wir nun zur nicht minder akribischen und dramatischen musikalischen Umsetzung. Nach den (auf den Inhalt bezogen) wichtigen Eröffnungsworten versucht sich das Album mit „A Sign Of The Times“, einer schleppenden, galanten, sich erst nach geschlagenen zweieinhalb Minuten etwas freischwimmenden Komposition, sofort in das Großhirn reinzuproggen. Man könnte von einem vertrackteren ABYDOS sprechen – das Ambiente erinnert einen nämlich verdammt stark an die ersten Songs des Machwerks um den Vanden Plas Frontmann Andy Kuntz.

Bei der Vermengung von klassischen Tönen, die recht selten die Härtegrade von Shadow Gallery übersteigen, mit modernen Soundspielereien der Marke Frameshift und Konsorten mag es definitiv den einen oder anderen Durchlauf mehr als gewöhnlich dauern, bis man mit den eigenartig sperrigen, aber nie kompositorisch überpacten Stücken der Platte und dem dominanten, meist halb schreienden, halb singenden Hard-Rock-Gesang von Ian zurecht kommt. Letzterer kann auf die üppige, dem Album mehr Farbe verleihende Unterstützung seiner weiblichen Pendants Rosita Abbink und Erna auf der Haar zählen, die beide einen hervorragenden Job machen.
Eingeleitet von, in ein Metal-Gewand gepackten und im Verlauf des Songs wiederkehrenden, orientalischen Klängen (Stichwort: Kamelot) verzaubert uns „Nowhere Fast“ mit einem schier unglaublichen, weil einen der wenigen eingängigen Momente des Albums setzenden, Refrain. Im direkten Vergleich dazu entpuppt sich das, einen klitzekleinen Queen-Part beherbergende „Neverland“ beinahe als eine bessere Bridge, die die nächste große Nummer lanciert. In jener ominösen nächsten Nummer, schlicht „Shadows“ betitelt, „prügeln“ sich ballernde Drums förmlich mit fast schon Nightwish-mäßig intonierten Chören, an welche sich ab und an Rush’sche Keyboardpassagen der Marke „Tom Saywer“ anschließen. Überhaupt ist es von CHILDREN OF TOMORROW phasenweise nicht mehr allzu weit bis zu den Kanadiern um Geddie Lee.

Obwohl das Ganze glatt als „Prog-Oper“ durchgehen könnte, halten sich die Klassikeinschübe überraschenderweise größtenteils sehr bedeckt und fungieren lediglich als Ausschmückung - so auch in den folgenden, wie immer, das große Ganze fütternden Teilstücken „Exodus“ (sehr episch und verspielt), „Made In Heaven“ (schönes „Gesangssolo vs. Chor“ Wechselspiel, das sogar das eine oder andere fiese Shouting offenbart), „Let The Wind Carry You Home“ (pompöse, operntypische, aber nicht überstimulierte mehrstimmige Ballade mit leichter irischer Folklore im Hintergrund) und „Enigma“ (flotte, beschwingte Metalnummer).

Übergehen wir mal das recht unspektakuläre, wenn auch von höllisch schnellen Gitarren geführte „Mastermind“ und wenden uns dem hoffnungsvollen Finale von CHILDREN OF TOMORROW zu. Wie der Opener berufen sich „Path Of Destruction“ und der von Dudelsäcken abgeschlossene (ob echte oder auf dem Keyboard intonierte sei mal dahingestellt) Titeltrack auf ein schleppenderes, die Warmwerdenszeit in die Höhe schraubendes Dasein.

Fazit: Bleibt noch die tighte und kantige Produktion des Werks, die durch den vorgetäuschten fehlenden Feinschliff recht rockig durch die Lautsprecher schallt und so die Komplexität und Trägheit des Materials ein wenig überdeckt. Wie alles an CHILDREN OF TOMORROW: Perfekt arrangiert!
Eins ist sicher: Die „Live Earth“ Konzerte hätten mit einem Auftritt von Consortium Project satte 100 Prozent an inhaltlichem Gehalt hinzugewonnen.

Tracklist:
1. A Sign Of The Times
2. Nowhere Fast
3. Neverland
4. Shadows
5. Exodus
6. Made In Heaven
7. Let The Wind Carry You Home
8. Enigma
9. Mastermind
10. Path Of Destruction
11. Children Of Tomorrow

Band Line-Up:
Ian Parry – Gesang
Henk van der Laars – Gitarre
Ivar de Graaf – Schlagzeug
Joshua Dutrieux – Keyboards

Gastmusiker:
Lou St. Paul – Gitarre
Rosita Abbink – Gesang
Erna auf der Haar – Gesang
Kyrah Dutrieux – Erzählungen, Sprechgesang
Judith Rijnveld – Chor
Niels Vejylt – Gitarre
Marcel van der Zwam – Bass

DISCOGRAPHY:

1999 – Ian Parry’s Consortium Project
2001 - Consortium Project II - Continuum In Extremis
2003 - Consortium Project III - Terra Incognita (The Undiscovered World)
2007 - Consortium Project IV – Children Of Tomorrow


SQUEALER-ROCKS Links:

Consortium Project - IV: Children Of Tomorrow (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren