Squealer-Rocks.de CD-Review
Sear Bliss - The Arcane Odyssey

Genre: Pagan Metal
Review vom: 16.09.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 24.09.2007
Label: Candlelight



Ein Land geprägt von bewaldeten Mittelgebirgen, weiten, für deutsche Verhältnisse schier endlosen, Ebenen, einsam gelegenen Dörfern und einer wechselhaften Geschichte zwischen österreich-ungarischem Kaiserreich und dem Ostblock im vergangenen Jahrhundert. So beeindruckend die Landschaft und kulturellen Sehenswürdigkeiten des an Österreich angrenzenden neuen EU Mitglieds auch sein mögen, so unbekannt sind uns die Frühgeschichte und die damit verbundenen Mythen. Vielleicht gelingt es ja den fünf Männern von Sear Bliss mit ihrem nun mehr sechsten Langeisen THE ARCANE ODYSSEY einwenig Licht in die Weite der Puszta zu bringen.

Alleine das Artwork des Covers, gemalt von Joszef Tari, beeindruckt auf seine Weise. So erhellt es durch unzählige Fackeln und brennende Pfeile in einem gigantischen Zug die nächtliche Weite der gezeichneten Landschaft und erzeugt das bedrohliche Gefühl einer sich anbahnenden Schlacht. Entführen uns die skandinavischen Vertreter des geschwärzten Folk Metals in die eisigen Weiten ihrer Heimatländer, so führen uns Sear Bliss in die ihrigen und gedenken in „Path To The Motherland“ der ungarischen Nationalsaga „Hadak Útja“ (ungar. „Die Straße der Krieger“), doch zu diesem Stück später mehr.

Die Grundstimmung des Albums THE ARCANE ODYSSEY ist drückend und düster, gleich dem Titel. So sieht sich der Hörer in „Blood On The Milky Way“ unvermittelt einem hymnischen Black Metal Gerüst gegenübergestellt, welches durch etliche melodische Einschübe und grandiose, in dieser Weise nur selten bei anderen Vertretern dieses Genres, das sich in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit in deutschen Landen erfreut hat, zu findenden, Melodielinien, die das Stück gleichsam schwebend und schleppend wirken lassen. So erwecken Lieder wie „A Deathly Illusion“ und „The Venomous Grace“ das Gefühl einer heute so selten gewordenen Dunkelheit, die einzig vom schwachen Schein der Sterne und des Mondes erhellt wird und durch welche sich einem Todesmarsch gleich eingängige Melodien langsam und drückend vorwärts bewegen, jedoch ein ums andere Mal durch das Posaunenspiel von Zoltán Pál auf unheimliche Weise angehoben werden. Besonders erst genanntes Stück weiß aufgrund gewisser Ähnlichkeiten im Rhythmus des Basses mit jenem berüchtigten Technopart des Songs „End Begins“ von Deadlock zu gefallen, einzig kommt bei Sear Bliss zu keiner Zeit der Gedanke an jenes verrufene Genre auf.

Doomig und bedrohlich bewegen sich die Lieder „Lost And Not Found“ und „Thorns Of Deception“ (wie eigentlich auch alle anderen Stücke dieses beeindruckenden Werks) angeführt von hymnischer Instrumentalisierung und dem tiefen Growling des Frontmanns András Nagy, unterbrochen einzig von Unheil verkündendem Posaunenspiel und wunderbar melodischen Gitarrensoli, durch die nächtlichen Weiten. Die fast schon obligatorischen Doublebasseinlagen bleiben meist im Hintergrund, als einzige Ausnahme sei „Somewhere“ vermerkt, in welchem sie zu Beginn doch einmal ins Blickfeld des Hörers gerückt werden.

Und nun kommen wir zurück zum eingangs erwähnten „Path To The Motherland“, denn in diesem vereinigen sich noch einmal all die Dinge, die THE ARCANE ODYSSEY auszeichnen und wahrlich zu einer „geheimnisvolle Irrfahrt“ avancieren lassen. So schweben intronierend leise, traurige und bedrückende Töne auf Akustikgitarre und Piano am Hörer vorbei und erzeugen hierdurch eine nahezu balladeske Stimmung, die schließlich unheimlich vom Klang der Posaune, der wie Hörner im skandinavischen Nebel wirkt, abgelöst wird, um sich endlich zu einem schaurig, epischen Klangbild zu vereinigen. Stille ist, was daraufhin folgt. Jedoch wird diese plötzlich und schaurig durch Geigen und treibende ungarische Rhythmen durchbrochen, die im Finale genau jenes Bildnis heraufbeschwören, welches auf dem Cover des Albums zu finden ist.

Fazit: Ein Album wie eine Odyssey, die den Hörer in die dunkle, unendliche Weite Ungarns entführt und aus deren Fängen man sich so schnell nicht wieder befreien kann. THE ARCANE ODYSSEY von Sear Bliss – ein Muss für alle Freunde und Anhänger des schwarzmetallisch angehauchten Folk Metals, denen es nicht alleine um das so oft verwendete Klischee dieses Genres geht.

Tracklist:
1. Blood On The Milky Way
2. A Deathly Illusion
3. Lost And Not Found
4. Thorns Of Deception
5. The Venomous Grace
6. Omen Of Doom
7. Somewhere
8. Path To The Motherland

Anspieltipps: Blood On The Milky Way, Thorns Of Deception, Path To The Motherland

Line-Up:
András Nagy – Gesang, Bass, Keyboards
István Neubrandt – Gitarre
Péter Kovács – Gitarre
Zoltán Pál – Posaune
Zoltán Schönberger – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1995 - The Pagan Winter (Demo)
1996 - Phantoms
1997 - The Pagan Winter
1998 - The Haunting
2001 - Grand Destiny
2002 - Forsaken Symphony
2004 - Glory And Perdition
2007 - The Arcane Odyssey
2012 - Eternal Recurrence

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