Squealer-Rocks.de CD-Review
Cult Of Luna - Somewhere Along The Highway

Genre: Dark Progressive Doom Metal
Review vom: 24.04.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Gerade auf dem Markt der progressiv verschachtelten Musik kommt es häufig vor, dass die Klänge in den Gedanken des Hörers Stimmungsbilder malen. Als ein Extrembeispiel dieser Gattung geht mit Sicherheit SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY der geachteten schwedischen Combo Cult Of Luna durch. Wie die Metaphern eines begnadeten Dichters lassen die in sieben Lieder auf eine Spielzeit von einer guten Stunde verpackten Strukturen und Klangssphären wahre Gemälde in der Gedankenwelt der geforderten Hörerschaft entstehen, die sich zwar von Individuum zu Individuum leicht unterscheiden können, aber allesamt eine gewisse Tristesse ausdrücken. Bei aller Schwelgerei dürfen wir nur eines nicht vernachlässigen: Die Musik an sich und diese hat auch einiges, wenn auch sehr schwerfälliges, zu bieten.

Damit die Fronten zu Beginn gleich mal geklärt wären, wollen wir kurz festhalten: SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY verfügt über keinerlei Highlights, die man sich schnell vor dem Schlafengehen zu Gemüte führen kann. SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY funktioniert einzig und allein als Ganzes, das sich langsam, aber mit einer zielstrebigen Bestimmtheit in das Erinnerungsvermögen seines Opfers (auch Hörer genannt) hineinfrisst. Einzige Bedingungen für diese Entwicklung: Aufrichtiges Hören und das Mitbringen von viel Zeit. Die Spieldauer sagt zwar nur 64 Minuten voraus, bis die Aussagen und Empfindungen der sieben (!) Musiker, die das vierte Cult Of Luna Werk komponiert und eingespielt haben, verstanden sind, dauert das gut und gerne vier bis fünf Durchläufe im Minimalfall (macht ja schon einmal 4-5 Stunden).
Gut, für heute sagen wir dann mal alle Termine und Verabredungen ab, damit wir die Magie, die von SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY ausgeht, erfassen können.

Grundlage oder besser gesagt die Stütze des zerbrechlichen Soundgefüges ist das verschleppte, dahinkriechende, aber emotionale und ergreifende Tempo, das die Platte umgibt und das so selbst Black Sabbath als Speed Metal Band dastehen lässt. Um das in der Einleitung angesprochene Stimmungsbild songumfassend zu beschreiben, wählt man am besten jenes eines Friedhofs: Sänger Klas Rydberg gibt in teils großen Zeitabständen seine meist tiefen, unverständlichen Growls in einer Art zum Besten, dass die Verbindung zu einem im Sterben liegenden Krieger nahe liegt. Die Instrumentalfraktion, um die Dauersolisten Erik Olofsson und Johannes Persson an den Gitarren, bevorzugt hingegen eine weniger unter der Erde liegende Spielweise, sondern performt klar differenzierbar mit ellenlangen Melodielinien, welche sich ohne richtige Höhen und Tiefen auf einer Ebene halten und so leichte Querverweise zu Anathema und älteren Porcupine Tree zulassen.

Diese Begebenheiten ziehen sich ausnahmslos wie ein roter Faden durch die sieben Stücke des Albums (Titel wie „And With Her Came The Birds“ oder „Dark City Dead Man“ spiegeln dies im Namen perfekt wieder) – Variationen und aus dem Rahmen fallende Ideen, mit Ausnahme der in „Back To The Chapel Town“ und „And With Her Came The Birds“ zum klaren, weinerlichen Vincent Cavanagh (Anathema) mutierenden Stimmlage, Fehlanzeige. Wenn ich gerade auf Variationen zu sprechen komme: Diese benötigen Cult Of Luna auch nur im geringsten. Ein Verlangen danach wird nicht einmal im Ansatz wach, denn die Kompaktheit, die diese CD pflegt, würde von jeder großen Stimmungsschwankung zunichte gemacht werden und so würde auch die traurige, fesselnde Magie, die vom Zusammenspiel der vor sich hin „plänkelnden“ Instrumente und dem „begrabenen“ Klas Rydberg ausgeht, verschwinden.

Fazit: Greifen wir noch ein letztes mal das Friedhofsbild auf, um die Gefühlsebenen, die SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY repräsentiert, festzuhalten: Ich schlendere gedankenverloren um verschiedene Gräber herum, nehme von der Umgebung so gut wie nichts wahr und sobald der Gesang eintritt, falle ich mit schmerzverzogenem Gesicht zu Boden, kämpfe gegen das Unsichtbare, das mich auf den Boden drückt an und gewinne unter Bündelung sämtlicher Kräfte diesen „Kampf“ bis mich das Ganze wie ein Teufelskreis wieder einholt. Wer solche Empfindungen beim Musikhören auch mal wahrnehmen möchte, dürfte mit SOMEWHERE ALONG THE HIGHWAY das perfekte Album gefunden haben.

VÖ: 24. April 2006

Tracklist:
1. Marching To The Heartbeats
2. Finland
3. Back To The Chapel Town
4. And With Her Came The Birds
5. Thirtyfour
6. Dim
7. Dark City Dead Man

Band Line-Up:
Klas Rydberg - Gesang
Erik Olofsson - Gitarre
Johannes Persson - Gitarre
Andreas Johansson - Bass
Thomas Hedlund - Schlagzeug
Magnus Lindberg - Sound Engineering, Percussion, Gitarre
Anders Teglund - Sampler, Synthesizer

DISCOGRAPHY:

2001 - Cult Of Luna
2002 - The Beyond
2004 - Salvation
2006 - Somewhere Along The Highway

SQUEALER-ROCKS Links:

Cult Of Luna - Somewhere Along The Highway (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren