Squealer-Rocks.de CD-Review
Degree Absolute - Degree Absolute

Genre: Progressive (Art) Metal
Review vom: 17.03.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Dass moderner Progressive Metal nicht gleich ein kommerzieller Erfolg mit sich bringt, liest sich von der Hand. Die Moderne im Prog äußerte sich in den vergangenen drei, vier Jahren in noch abgefahreneren Klangssphären, die nur eine stark begrenzte Anzahl an fröhlich gestimmten Gemütern erreicht. Selbigem Schicksal wird Aaron Bell, Multiinstrumentalist und Gehirn der 1999 gegründeten Projektband Degree Absolute, wohl kaum aus dem Wege gehen, der knapp sieben Jahre darauf hin arbeitete, um heuer das einstündige, gleichnamige Debüt vorzulegen. Verkaufserfolge hin oder her, ich bin (noch) nicht für Marktanalysen angestellt, weswegen ich mich auch lieber den musikalischen Inhalten zuwende. Und, was diese betrifft, hat unser Protagonist Aaron Bell einiges auf dem Kasten.

Aber der Reihe nach … Das Einstiegssongtrio, bestehend aus „Exist“, „Laughing Alone“ und „Questions“, erweckt den Eindruck einer harten Progscheibe des Dream Theater TRAIN OF THOUGHT Kalibers. Hart aber herzlich lassen Degree Absolute abgehackte New Metal Riffs und nach vorn marschierende Thrash Metal Beats der Marke „old school“ vom Stapel, dass es nur so kracht und der Rezensent sich nur schwerlich vom wilden headbangen abbringen lässt. Schlagzeuger Doug Beary hat wohl vor den Aufnahmen einen hart metallischen Klops verschluckt – anders ist sein intensives, exaktes und verdammt schnelles Spiel, welches mich ein ums andere mal an Randy Black, dem Kanadier in Diensten von Primal Fear, erinnert, nicht zu erklären. In der Genrebezeichnung oben befinden sich jedoch wie ihr alle sehen könnt noch die Begriffe „progressive“ und „Art“ … und diese „verhindern“ eine wilde Metalsause. Im Stile von Fates Warning und mitunter auch Dream Theater schickt sich in diesen drei Liedern, zu denen man unter Umständen auch den drittletzten Track „Ask Nothing Of Me“ zählen könnte, immer wieder ein aberwitziges Soli und (noch von viel größerer Bedeutung) ein ruhiges Teilstück mit dem Hang zum Mitsing-Pop an. Alles unter der Leitung von Aaron Bell, der zu dem Posten an Gitarre und Keyboards auch den am Gesang in eindrucksvoller Manier einnimmt: ein engelsgleiches Organ, das jede Boygroup an die Spitze der Singlecharts führen könnte, trifft auf den im mittleren Tonbereich heimischen und von Leidenschaft getriebenen Metalsänger.

Ein Mann wie Aaron Bell, der ausgezeichnete Produktion-, Songwriting- und Instrumentalfertigkeiten an den Tag legt, kann ohne Frage mehr als das ABC der progressiven Metalklänge und so verwundert es auch nicht, dass der „Chef“ mit seiner langjährigen Erfahrung und Musikliebe auf DEGREE ABSOLTE der progressiv-rockigen „Antike“ frönt. Mit großen Gefühlen und Emotionen und einem Hauch Siebziger Prog-Rock à la Pink Floyd bringt die Mannschaft in den Stücken „Confession“, „Distance“ und „Ergo Sum“ ruhige, aber extrem ergreifende Momente direkt zum Hörer, der ein großes Musikkino in seinem CD-Player wieder findet, bei dem jeder Ton seine ganz eigene Geschichte zu erzählen scheint. Dazu gibt es mit „HalfManHalfBiscuit“, „Pi“ und dem industrial-artigem „Bonus Track“ das volle Programm an technischer Versiertheit auf instrumentaler Ebene. Hier werden Höhen und Tiefen auf komplexe Art und Weise durchschritten wie man es nur selten geboten bekommt. Mehr für den Musiker als für den Leihen geeignet.

Fazit: Jeder, der selbst ein Instrument in seiner Freizeit bedient, wird bei DEGREE ABSOLUTE aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen und mit sabberndem Mundwerk Aaron Bells Prog-Ausflüge folgen. Alle andern müssen dagegen entweder totale Progfans oder bereit für Herausforderungen sein (beides trifft übrigens auf mich zu). Denn leichte Kost legen uns die drei Amerikaner mit diesem Werk ganz sicher nicht auf den Teller. DEGREE ABSOLUTE ist zudem eine dieser Scheiben, die das Gehör des Rezensenten nicht nur stark „überstrapazieren“, sondern auch gehörig Zeit einfordern. Selbst bei 24-stündiger Dauerlaufzeit dürfte man hiermit noch nicht übersättigt sein, denn immer wieder stößt man auf Feinheiten, die einem beim vorherigen Durchlauf nicht aufgefallen sind. Nehmt euch dies zu Herzen und entscheidet selbst über Kauf oder Nichtkauf.


Tracklist:
1. Exist
2. Laughing Alone
3. Questions
4. Confession
5. Distance
6. HalfManHalfBiscuit
7. Pi
8. Ask Nothing Of Me
9. Ergo Sum
10. Bonus Track

Anspieltipps: Exist, Laughing Alone, Confession, Distance

Band Line-Up:
Aaron Bell – Gesang, Gitarre, Keyboards
Dave Lindman – Bass
Doug Beary – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – Degree Absolute

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