Squealer-Rocks.de CD-Review
Twisted Into Form - Then Comes Affiction To Awaken The Dreamer

Genre: Progressive Metal
Review vom: 17.11.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Vier erhabene, in anderen, für uns Normalsterbliche unerreichbaren Sphären musizierende Virtuosen, die sich in der jüngeren Vergangenheit schon mehr als nur profiliert haben (heuer bei Spiral Architect und Extol), schließen sich zusammen, um fortan gemeinsam ihrem Wahn, dem Ausloten der psychischen und auch physischen Belastbarkeit der Hörerschaft, nachzugehen. Gibt’s nicht? Gibt’s jawohl – wie THEN COMES AFFLICTION TO AWAKEN THE DREAMER, das nach zwei Jahren Bearbeitungszeit nun fertiggestellte Debüt von Twisted Into Form, eindrucksvoll beweist.

Kaum öffnet das Werk der vier Norweger mit dem Erklingen des hektischen „Enter Nothingness“ seine Türen, dürfte bei einem, nahezu das große Ganze füllenden, Großteil der Zug abgefahren und die CD schleunigst aus dem Player genommen worden sein. Was Twisted Into Form hier zehn Lieder lang abbrennen, liegt so nah am allgegenwärtigen Progressive Metal von Dream Theater und Konsorten wie Pfingsten auf Weihnachten folgt – quasi eine 180 Grad-Drehung.

Wenn „Eingängigkeit“ und „Nachvollziehbarkeit“ zu Fremdwörtern mutieren, dann ist man auf dem Weg die Intention von THEN COMES AFFLICTION TO AWAKEN THE DREAMER (alleine der Titel ist schon progressiver als Manowar’s komplette Bandgeschichte) zu verstehen. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wörtchen „Weg“. Der Saitenfetischist Kaj Gornitzka und seine drei Mitstreiter zünden, statt auf halbwegs verschachtelte, aber dennoch für (fast) jedes Ohr genießbare Töne zu setzen, ein technisch filigranes, verzetteltes, kafkaeskes und mit vielerlei ummantelten Schattierungen ausgestattetes Feuerwerk, das ohne große Bedenken als die Metal-Interpretation vom Jazz durchgehen könnte.

Abzüglich der, im Vordergrund stehenden, technischen Selbstverwirklichung aller vier Bandmitglieder zieht eine bedeckte und unterkühlte Stimmung durch jedes Lied, welche spezifische und weitreichende Auswüchse annimmt (mal am Boden liegend, mal wankend, mal tagträumend, mal Kräfte bündelnd, mal Energie aussaugend etc.). Auswüchse, durch die man den glasklar auftretenden Sänger Leif J. Knashaug während den ersten Durchläufen nur unterbewusst wahrnimmt. Die aus dem großen und freizügigen Rahmen fallenden Grunzer in „Manumit“ fallen dagegen wohl ins Ressort der künstlerischen Freiheit.

Gerne zur Erklärung herangezogene Vergleichsmöglichkeiten schließen sich (abgesehen von den Ex-Bands der Protagonisten) im undurchdringbaren Geflecht von Twisted Into Form jedoch aus. Einzig in den härteren und bedingt geradlinigeren Passagen lässt sich eine kleinere Brücke ans Watchtower/Psychotic Waltz Ufer schlagen. Und zu Beginn von „Torrents“ glaubt man stellenweise gar den gediegen und versierten US Power Metal der Marke Nevermore zu hören. Wer weiß, vielleicht ist auch nur der Wunsch Vater des Gedankens.

An der persönlichen Leistung vom Sänger bis zum Drummer (David Husvik) gibt es nichts, aber auch gar nichts zu deuteln (wie auch?). Ansonsten herrscht für den Ottonormalverbraucher bezüglich Spannung, Schmissigkeit und Ausdrucksstärke Ebbe. THEN COMES AFFLICTION TO AWAKEN THE DREAMER ist nicht überladen, aber komplex. Es ist nicht schwermütig, aber in seiner Ausarbeitung verzerrend, so dass man eigentlich nur den Proggern unter den Proggern dieses anstrengende und mitunter auch verstörende Werk „abstrakter“ Musik nahe legen kann.

Tracklist:
1. Enter Nothingness
2. Instinct Solitaire
3. Torrents
4. The Thin Layers Of Lust And Love
5. Tear
6. Manumit
7. The Elutter Kings
8. Erased
9. House Of Nadir
10. Coda

Anspieltipps: Instinct Solitaire, Torrents, House Of Nadir

Band Line-Up:
Leif J. Knashaug – Gesang
Kaj Gornitzka – Gitarre
Erik Aadland – Bass
David Husvik – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – Then Comes Affliction To Awaken The Dreamer

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