Squealer-Rocks.de CD-Review
Indigo Dying - Indigo Dying

Genre: Melodic Rock
Review vom: 14.12.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 07.12.2007
Label: Frontiers Records



AAARRRGH!! „Knapp vorbei ist auch daneben“, „Dran ist nicht drin“, „Den muss man doch machen“ und weitere Floskeln aus der Nordkurve gehen mir durch den Kopf, wenn ich versuche, ein Fazit für das Indigo Dying Album zu bilden. Damit nehme ich den eigentlichen Schlusspunkt eines Reviews vorweg und falle direkt mit der Tür ins Haus, auf der in dicken Lettern steht: „Elfmeter in der letzten Spielminute vergeben und somit den Meistertitel verschenkt“. OK, wir reden hier nicht über ein Fußball Match, sondern von einem Melodic Rock Scheibchen. Von einem Guten, einem sehr Guten sogar. Doch es wäre noch mehr drin gewesen, ein Platz in den Jahres Top Ten hätte es locker werden können. Zur Erklärung rollen wir das Feld von hinten auf:

Bei Indigo Dying von einer Band zu sprechen, wäre falsch. Es handelt sich hier vielmehr um eine Art All Star Projekt des Marktführers in Sachen Melodic Rock, dem italienischen Label Frontiers Records. Dessen Boss Serafino Perugino fiel eines Tages die chilenische Sängerin Gisa Vatcky auf, die bei weitem keine Unbekannte war, durfte sie ihre Sangeskünste doch schon bei Mega Acts wie Enrique Iglesias, Melissa Etheridge, Placido Domingo (!), oder Meat Loaf unter Beweis stellen. Keine gecastete Träller – Else, sondern eine gestandene Weltklasse Sängerin. Der Plattenboss fragte die Südamerikanerin also, ob sie interessiert wäre, ein reines Rock / Melodic Rock Album aufzunehmen. Sie war.
Schnell war ein höchst illustres und hochwertiges Team gefunden (u.a. Tommy Denander, Fabrizio Grossi, John Macaluso) welches der Dame eine paar absolute Knaller Songs auf den hübschen Leib schneiderte.

Die Macher dieser Geschichte beschränkten sich nicht darauf, einfach mal so 12 typische Melodic Rock Tracks aufzunehmen, die schnell ins Ohr gehen, dort allerdings auch nicht lange verweilen und schnell wieder vergessen sind. Nein, man hat versucht, dem alten Genre neues Leben einzuhauchen und frischen Wind in die traditionellen Strukturen zu pusten. Ein verwegenes Vorhaben, welches perfekt umgesetzt wurde.
Der guten alten Stilrichtung wurde eine ordentliche Frischzellenkur verpasst. Da gibt es bei harten Nummern wie „Better“ schon mal tiefer gestimmte Klampfen oder elektronisch verzerrten Gesang zu hören. Da versprüht das Keyboard mehr als nur gelegentlich auch gerne mal leichtes Gothic Feeling. Am ungewöhnlichsten ist zweifelsohne das Drumming von John Macaluso. Bei Ewigkeits – Hymnen wie „All I Never Wanted“ (klingt wie Heart in „hart“) spielt der ehemalige TNT, Malmsteen und Riot Schlagzeuger völlig untypische Prog - oder Metal Parts und die Sache funktioniert. Nicht, dass er sich in den Vordergrund drängeln würde, doch selbst moderaten Sachen, wie dem mit leichtem U. S. Country Einschlag versehenen „Taken“, verleiht der Trommler eine spezielle Note.
Ich habe keine Ahnung, wer die Songs komponiert hat, doch die Vielseitigkeit des Albums ist umwerfend. Von zart bis hart ist alles dabei. Das betörende „Real Life Fairytale“ ist zuckersüßes Gute - Laune Futter und könnte fast von Survivor stammen, das treibende „Shattered Life“ dagegen klingt wie PC 69 mit weiblichem Gesang. Toll!

Ja, es ist einfach toll, was Gisa gesanglich so auf der Pfanne hat. Die Lady fürchtet sich nicht vor hohen Passagen, sie meistert sie mit Bravour, doch ihre Stärke liegt in der Kraft ihrer Stimme. In den mittelhohen Lagen wechselt sie zwischen glasklar und bluesig – rauh. Da liess sich selbst Ex- Helloween Barde Michael Kiske nicht lumpen und singt die schöne Ballade „Breathe In Water“ mit der Chilenin im Duett. Da konnte Mark Boals nicht nachstehen und steuert gleich bei 2 Songs seine Gesangsparts bei, von denen vor allem das mächtige Melodic Metal (!) Paket „For Enough“ - hier tippe ich mal auf Magnus Karlsson als Songwriter – mehr als nur überzeugen kann.

Nur Gutes bisher? Nur geiles? Jau, aber jetzt kommt der verschossene Elfer: Ausgerechnet Frontiers
Haus – und Hof Produzent Fabrizio Grossi – der auch Bass und Programming beigesteuert hat – ist mit der Aufgabe, dieses so vielschichtige Album angemessen zu vertonen, offensichtlich überfordert. Immer dann, wenn es härter zur Sache geht, verliert der Sound an Transparenz. Dann klingt die ganze Sache zu dumpf, fast schon übersteuert. Da klingen bei einigen Passagen selbst die Drums wie Computer. Ich gebe zu, dass ich in der Beziehung sehr pingelig bin und wir hier auch nicht von einer „schlechten“ Produktion im eigentlichen Sinne reden. Möglicherweise betreibe ich auch Haarspalterei. Doch bei derart großen Namen sollte mehr drin sein.
Mann, ey – diese Scheibe ist sowas von schweinegeil, es fehlt nur noch das I – Tüpfelchen.
So bleibt in der Jahres Top Ten leider nur Platz 11. Wenn das nächste Indigo Dying Album allerdings von Magnus Karlsson, Tommy Hansen oder Jim Peterik produziert wird, können wir eine „1“ streichen.

Tracklist:
1.All I Never Wanted
2.Hear Me
3.Breathe In Water
4.Better
5.Taken
6.Superman
7.Island
8.Remember (I.O.U.)
9.Real Life Fairytale
10.Far Enough
11.Shattered Life
12.Go

Line Up:
Gisa Vatcky – Vocals
John Macaluso – Drums
Mordechai „Mordy“ Hauser – Guitars
Jamie Teramo – Keyboards
Fabrizio Grossi – Bass, Orchestrations Programming, Sitar and Acoustic Guitar

Additional Guitar: Tommy Denander, Joshua Berkowitz

DISCOGRAPHY:

2007 - Indigo Dying

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