Squealer-Rocks.de CD-Review
Elleven - Insight

Genre: Pop / Rock
Review vom: 30.12.2007
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 30.11.2007
Label: [2 und 40]



Ich hab keine Ahnung, wie viele Promos in den letzten Jahren auf meinem Tisch gelandet sind, aber mit „Sehr geehrter Herr“ hat mich nun wirklich noch niemand angeschrieben. Scheiße, das hat Stil, daran könnte ich mich gewöhnen!

Überhaupt, stilvoll ist das ganze Ambiente um diese rheinische Kapelle, angefangen beim unterschriebenen und vorbildlichen Promo-Flyer (die Anrede hier ausdrücklich eingeschlossen, hehe) bis hin zum fertigen Produkt. „Insight“ bietet eine Spielzeit von über einer Stunde, 11 Songs und viel Spaß für Freunde progressiv angehauchten Pop-Rocks, die genug Verstand besitzen, die echten Juwelen nicht in den Charts zu suchen.

Dabei hat der Flyer, der Fans von Porcupine Tree, Genesis, Blackfield oder Marillion als die Zielgruppe ausmacht, meine Wenigkeit als bekennenden „Ein Riff ist ein Riff ist ein Riff und das muss reichen“-Anhänger erstmal leicht verunsichert, zählen doch die oben genannten Kapellen nicht wirklich zu den Stammcombos eines musikalischen Geschmacks-Minimalisten wie dem Schreiberling dieser Zeilen. Weit gefehlt, was die Bedenken angeht: Auch wenn die oben genannten Bands zweifellos im Sound der Rheinländer ihren Eingang gefunden haben, klingen die Nummern von „Insight“ eigenständig und stimmig. Frontfrau Julia Graff zählt sicher nicht zu den Stimmwundern, bei deren x-Oktaven-Genöle den Glasspring-Fetischisten einer abgeht, aber ihre dunkle, kraftvolle Stimme führt die melancholischen, verspielten und luftigen Pop-Nummern mit partieller Rock-Schlagseite wunderbar stimmig durch einen ruhigen, kalten Winterabend vor dem prasselnden Kaminfeuer mit einem Glas Rotwein in der Hand (okay, der Satz war jetzt wirklich lange, aber auch sehr gelungen, hehe).

Ernsthaft: „Insight“ zeichnet sich durch zwei Dinge aus, einerseits die große Stärke des Albums, andererseits (verkaufstechnisch betrachtet) vielleicht ein Nachteil: Zum Einen fehlt ein absoluter Smasher, der tongewordene Dosenöffner, der auch weniger pflichtbewussten Hörern die Qualität der Band nahe bringt. Spricht ohne Zweifel für die Ausgeglichenheit des Albums auf hohem Niveau, wäre aber andererseits bei diversen Radiostationen sicher ein gerne genommener Aufhänger. Auffällig, zum Zweiten, mit welcher Ruhe und Unaufgeregtheit die 11 Nummern auf der Scheibe entwickelt werden. Kaum ein Song geht unter der 5-Minuten-Marke über die Ziellinie, ohne vorher ausgiebig Raum für Keyboard-Teppiche und gefühlvolle Gitarren-Soli zu bieten.

Fazit: Ruhiger, moderner und klasse produzierter Pop-Rock mit Tiefgang und neo-progressiven Anleihen, wie man ihn heutzutage viel zu selten findet. Der ein oder andere Hallo-Wach-Akustik-Farbtupfer hätte „Insight“ vermutlich gut getan, aber auch so bleibt das Ergebnis unzweifelhaft: Ein erstaunliches Debut!

Tracklist:

1. All Alone
2. Coming Home
3. Losing Sight
4. Grow
5. Escape
6. Hide
7. Remember
8. Promise
9. Open Doors
10. Last Signs
11. Insight

Lineup:

Julia Graff (vocals, guitar)
Tom Jarzina (drums)
Armin Riemer (keys)
Carsten Hütter (guitars)
Roger Weitz (bass)

DISCOGRAPHY:

2007 - Insight

SQUEALER-ROCKS Links:

Elleven - Insight (CD-Review)

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