Squealer-Rocks.de CD-Review
Avenged Sevenfold - City Of Evil

Genre: Alternative Metal
Review vom: 24.01.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 31.10.2005
Label: Warner Bros.



Jaaaa, ich weiß, ich bin ein wenig spät dran, aber aus gegebenem Anlass (neues Album 2007) springe ich ein Album zurück und werde mit „City Of Evil“ der Göttercombo Avenged Sevenfold die verdammt beste Platte der letzten Dekaden hier mal ein wenig auseinander nehmen und der geneigten Leserschaft näher bringen, auch wenn’s ein bisschen her ist. Ich muss es einfach tun, ich krieg nämlich noch immer `ne Gänsehaut beim Hören: it gives me the creeps, if you know what I mean, pal!
Vergesst alles, was ihr gehört oder gelesen habt, hier kommt das ultimative Review für den dritten Streich von A7X, nämlich für das 2005er-Album „City Of Evil“ von TheMattes von squealer-rocks.de deroselbst zusammengeklöppelt mit Tränen der Freude in den Augen und Poren wie dicke Erbsen am ganzen Körper.

Wie begann denn die neue Liebe? In irgendeinem Magazin hatte ich `ne Anzeige gesehen und der Text faselte was von den neuen Maiden oder so mit ner krassen Stilmischung. Stilmischung ist immer gut, schließlich steh ich auf ungewöhnliche Sachen. Man soll ja nicht alles glauben, was man liest, aber dieses Mal hab ich `ne Ausnahme gemacht und mir „City Of Evil“ von Avenged Sevenfold zugelegt, d.h. legal käuflich erworben.
Als ich aber zuhause das Bandfoto im Booklet sah, kamen mir doch leise Zweifel, ob dieser meiner Entscheidung. Die Knaben sahen doch tatsächlich aus wie Hardcoreler. Ups, what have I done? Sh&?%$§t! Oder? Na ja, gekauft ist gekauft. Einmal reinhören kann nicht schaden. (Was ich freilich nicht so ganz verstehe, sind der Bandname, wieso ausgerechnet dieser, und auch die dem religiösen Bereich entlehnten Pseudonyme der Bandmitglieder, denn die Liedtexte sprechen doch eine völlig andere Sprache.)
Und was hörten meine entzündeten Ohren? Fein ziselierte Mucke mit interessantem, variablem Gesang, der den Namen auch verdient, echote zwischen meinen Ohren hin und her, will sagen der erste Song „Beast And The Harlot“, und ich habe die Entdeckung dieses Jahrhunderts gemacht. Also Hardcore ist das definitiv nicht und auch der Sänger macht keine Anstalten, zwischendurch mal in Gebrüll auszubrechen, sondern kann echt singen. Na bitte, geht doch!
Mit dem knapp 25 sekündigem Intro hatten sie mich schon am Haken und ich wusste: Meine Gebete wurden erhört, denn da war es wieder, dieses Gefühl, etwas Besonderes zu hören, einer Sternstunde beizuwohnen, etwas wirklich Neues in diesem vielfach von finanziellen Erwägungen diktiertem Business entdeckt zu haben. Okay, die ersten beiden CDs „Sounding The Seventh Trumpet“ und „Waking The Fallen“ hatte ich zwar verpasst, jedoch nachgeholt, aber dazu später mehr.
So ein Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr verspürt und die Werbung hatte doch nicht übertrieben, denn seit „The Number Of The Beast“ sind mir solche Schauder nicht mehr über den Rücken gelaufen.
Nett finde ich allein schon den Gimmick, wie jemand vor „The Beast And The Harlot“ tief Luft holt und es dann losgeht. Mir kann man eben auch mit kleinen Dingen eine Freude bereiten.
M. Shadows aka Matt Sanders ist für mich ein außergewöhnlicher variabler Sänger mit hohem Wiedererkennungswert. Zu meiner Freude versucht er aber nicht unbedingt, mit der Geschwindigkeit der Mucke mitzuhalten, sondern singt oft gemäßigt schnell, klar und verständlich, zwischendurch gibt’s auch mehrstimmigen Gesang und das sehr gekonnt, fernab aller Klischees. Bei den wirklich schnellen Gesangsparts bleibt er trotzdem immer verständlich.
Der Rhythmus ist treibend, vorwärts peitschend durch eine hervorragende Rhythmussection. Kompositorisch ist „The Beast And The Harlot“ wie alle Songs sehr breakhaltig, die Arrangements manchmal fast orchestral, aber trotzdem ist das immer schön hart, wo es hart sein muss und sanft, wo Sanftheit gefragt ist. Herrlich! Dabei ist „The Beast And The Harlot“, betrachtet man die gesamte Platte, noch für mich der „normalste“ Song auf „City Of Evil“. Auffällig ist die außergewöhnlich tiefe Melodiösität, die auch allen anderen Songs aus allen Poren quillt (entschuldigt diese schiefe Bild).
Dann wird’s ein bisschen schneller bei „Burn It Down“, breakhaltig natürlich, und die unübertrefflichen doppelten Gitarren dominieren den Sound und machen mich mit dem herrlichen Wechselgesang schier „verrückt in die Köpf“. Es ist laut, es kracht, aber dessen ungeachtet ergibt das alles ein deutliches Klangbild, nicht nur eine einfache dunkle Wand aus tiefer gestimmten Gitarren.
Zu „Blinded In Chains“ lässt sich ergänzend sagen, dass es mehr langsamere, leisere Einschübe gibt und einen herrlichen, unvergesslichen Refrain, der auch bei „Bat Country“ hervorsticht und sich nicht mehr aus meinen Gehörgängen entfernen lässt. „Bat Country“ ist bis hierhin die Melodierakete schlechthin und wurde auch völlig zu Recht als Single ausgekoppelt, wohl auch weil der Song mit nur wenig über fünf Minuten Spieldauer noch einer der kürzesten ist. Der Titel wurde inspiriert vom Buch „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Hunter S. Thompson, in dem die Hauptfigur unter drogeninduzierten Halluzinationen von umherschwirrenden Fledermäusen leidet: „We can’t stop here. This is bat country“. Eine ähnliche Szene ist in dem Video zu „Bat Country“ zu sehen. Textprobe: „too many doses and I’m starting to get an attraction“! Preisfrage an die Jungs: was ist der Unterschied zwischen: „to become an attraction“ und „to get an attraction“?
„Trashed And Scattered“ ist der bisherige riffmäßige Höhepunkt mit einem Refrain und einer Melodie zum Niederknien, während das balladenhafte, aber letztendlich doch laute „Seize The Day“ das Können und die Flexibilität und das technische Können von A7X unterstreichen (und diese Gitarren, hmmmm lecker!). In „Sidewinder“ gibt’s gegen Ende eine Flamencoeinlage, denn Zeit ist genug da, nämlich sieben Minuten. „Wicked End“ hält das hohe Niveau locker und reißt mich noch mehr mit.
„Strength Of The World“ klingt gefährlich nach dieser Band auf dem absteigenden Ast (Ihr wisst schon! Auch die Chöre fehlen nicht!) und beginnt langsam und ruhig mit Akustik-Gitarre und Streichereinlage, auch hier wieder massig Zeit (neuneinviertel Minuten!). Der Song nimmt langsam Anlauf und der epische Aufbau lässt mich vor Begeisterung fast ins Koma fallen, aber nur fast, ich will schließlich nichts verpassen. Textlich aber wird’s sehr ernst, denn es geht um die Hilflosigkeit und die sich einstellenden Rachegefühle, wenn ein geliebter Mensch einem sinnlosen Verbrechen zum Opfer gefallen ist und die Trauer die Schreie verschluckt. Ergreifend!
„Betrayed“ ist Darrel Lance Abbot – „Dimebag Darrel“ gewidmet, dem Gitarristen von Pantera und Damageplan, der am 8. Dezember 2004 auf der Bühne von einem fanatischen Fan erschossen wurde. Dem Massaker fielen noch vier weitere Menschen zum Opfer und der Song erzählt aus zwei Perspektiven dieses Ereignis und fragt nach dem Sinn. Erstaunlich ist das Mitleid, das dem Täter entgegengebracht wird. Hier wird die Klasse von A7X im Songwriting besonders deutlich, die sich auch im letzten Song „M.I.A.“ (heißt „missing in action“) fortsetzt. Der Antikriegssong ist sicherlich noch ein Highlight auf dieser Platte und erzählt die Geschichte vom naiven Soldaten, der unter dem Druck der Umstände zum Mörder wird. Sensationell!

So! Watt nu? Und deshalb hat sich hier der Mattes so weit aus dem Fenster gelehnt? …..Ähm, ja genau.
Und was die Sache noch interessanter macht, ist die Tatsache, dass der Vergleich mit Maiden in mancher Hinsicht gar nicht so weit hergeholt ist. Af7X aus Huntington Beach, Orange County, Californien, haben es nämlich nach ihrer High School ganz so wie Maiden darauf angelegt, mit ihrer Musik Karriere zu machen. Und die Voraussetzungen dafür waren am Anfang schon mal nicht schlecht, denn sie sind harte Arbeiter, diszipliniert, mutig und authentisch. Sie sind virtuose Musiker, das zeigte sich schon auf dem ersten Album „Sounding The Seventh Trumpet“, sie sind wissbegierig und neugierig und mit ihrer Arbeit niemals zufrieden. Sie wollen wachsen und sich jeden Tag verbessern, ungeachtet der Hindernisse und der daraus resultierenden Kosten, lassen sich inspirieren, sie geben immer ihr Bestes und hätten sie kein Durchhaltevermögen, dann wären sie schon längst weg vom Fenster und die Band wäre unter dem Druck zusammen gebrochen.
Und außerdem, Anmerkung des Redakteurs, schreiben sie einfach schweinegeile Songs, denn ohne die könnte man das ganze Unternehmen schließlich auch in die Tonne kloppen.
In den USA haben A7X durch diese harte und konsequente Arbeit mitsamt ihren Aufsehen erregenden Auftritten einen hohen Status erreicht. Das kam natürlich nicht über Nacht, sondern erst nach einigen Jahren als ein fester Bestandteil der Underground-Szene. Aber mit ihrem zweiten Album „Waking The Fallen“ wurde dann klar, dass hier etwas ganz Großes für den Metal im Kommen ist, während die erste Veröffentlichung „Sounding The Seventh Trumpet“ doch noch sehr hardcoremäßig um die Ecke kam.
Der Wendepunkt kam aber mit dieser dritten, weltweit millionenfach verkauften, Platte „City Of Evil“ und der daraus ausgekoppelten Single „Bat Country“. Bei den MTV Video Music Awards 2006 gewannen Avenged Sevenfold einen Award für ihr Video zu "Bat Country" als "Beste Künstler In Einem Video“.
Dies war der Meilenstein, den die furchtlosen Fünf seit langem gesucht hatten. Sie tourten 18 Monate und waren die einzige Band, die die Warped Tour (ausgedehntes Punk- und Extremsportfestival, eigentlich eine Tour, mit jeder Menge Musik) und das Ozzfest headlinen konnten und Nummer Eins beim TRL (Total Request Live) auf MTV waren, wo die zu zeigenden Musikvideos per Homepage oder Telefon gewählt werden können.
„Wir sind definitiv an dem Punkt angekommen, an dem wir wir selbst geworden sind“, behauptet Sänger Matt Sanders. In Süd-Kalifornien wächst du total in diesem Punk-Ding auf. Gleichzeitig hörten wir Pantera, Metallica, Megadeth und Slayer. Und dann denkst du: ich will in einer solchen Band spielen. Nein, doch lieber in so einer. Und schließlich bist du plötzlich darüber hinweg und deine ganz eigene Musik strömt aus dir heraus. Das passiert gerade wegen der unterschiedlichen Einflüsse, die wir alle mitbringen. Und wir haben überhaupt keine Angst davor, alles in unsere Songs zu packen, wenn wir das Gefühl haben, es müsste rein.“

Lange Rede, kurzer Sinn: „City Of Evil“ ist ein Meilenstein für A7X und für den Metal, jawoll. Für mich fabrizieren A7X die besten Songs weit und breit. Und die Texte, besser geht’s nicht, sind geradezu Literatur mit Musikbegleitung
In den USA haben sich A7X schon einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet, wird Zeit, dass sie auch Europa erobern!
In diesem Sinne: Haut rein, Jungs!

Und demnächst in diesem Theater: Review von TheMattes in seiner so unnachahmlichen Art des nicht mehr so ganz neuen Ende 2007 erschienenen selbst betitelten Meisterwerks der Götterband Avenged Sevenfold. Liest Du!

Tracklist:
1. The Beast And The Harlot
2. Burn It Down
3. Blinded In Chains
4. Bat Country
5. Trashed And Scattered
6. Seize The Day
7. Sidewinder
8. The Wicked End
9. Strength Of The World
10. Betrayed
11. M.I.A.

Line-Up:
M. Shadows (Matt Sanders) – Vocals
Synister Gates (Brian Haner Jr.) – Lead Guitar
Zacky Verngeance (Zackery James Baker) – Guitar
Johnny Christ (Jonathan Seward) – Bass
The Rev (James „Jimmy“ Sullivan) – Drums and Percussion

DISCOGRAPHY:

2001 - Sounding The Seventh Trumpet (EP)
2001 – Warmness On The Soul (EP)
2001 – Sounding The Seventh Trumpet
2003 - Waking The Fallen
2005 - City Of Evil
2005 – Bat Country (Single)
2006 – Beast And The Harlot (Sampler)
2006 – Seize The Day (Single)
2006 – Burn It Down (Single)
2007 – Avenged Sevenfold - City Of Evil
2008 - Avenged Sevenfold - Avenged Sevenfold
2010 - Nightmare

SQUEALER-ROCKS Links:

Avenged Sevenfold - City Of Evil (CD-Review)
Avenged Sevenfold - Avenged Sevenfold (CD-Review)
Avenged Sevenfold - Nightmare (CD-Review)

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