Squealer-Rocks.de CD-Review
Ministry - Cover Up

Genre: Industrial Metal/Rock
Review vom: 22.03.2008
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 28.03.2008
Label: 13th Planet



Die leidige Geschichte der Coveralben… es gibt nicht wenige Musikfreunde, die einer Band mit solch einer Veröffentlichung den „Ausverkauf“ unterstellen. Doch selbst unter der akzeptierenden Bevölkerung gehen die Meinungen weit auseinander. Während die einen für die Nähe zum Original plädieren, sehnen sich die anderen nach einer eigenen Note, wohingegen Gruppe eins wieder Begriffe wie „anmaßend“ und „Heldenbeleidigung“ in den Raum wirft. Ein zweischneidiges Schwert ist es allemal. Wen wundert’s, dass sich Ministry um das kranke Produzenten-/Songwritergenie Al Jourgensen einen Scheißdreck darum scheren… das haben sie sich nämlich schon immer.

Und so kommt der Opener, der Rolling Stones Klassiker „Under My Thumb“, den die „Steine“ 1966 auf dem Album AFTERMATH veröffentlicht haben, in einem blitzblanken Industrial-Gewand auf uns zu. Mit seiner flinken Attitüde bzw. der Versteifung auf die unterschwellige Tonfolge und düstere Gesangsspektren würde diese Darbietung jeden Club im Nu erobern. Fear Factory Frontsau Burton C. Bell glänzt hier übrigens mit ein paar Guest-Vocals.

Weitaus näher am Original befindet sich unser bekennender Bush-Hasser bei seiner Interpretation des T-Rex Bandhits „Bang A Gong (Get It On)“, den man lediglich mit kleinen, kaum bemerkbaren Elektro-Versätzen und stürmerischen Gitarren ausstaffiert.

Aus der Kategorie „Lieder, die man nicht allzu stark uminterpretieren soll“ folgt nun „Radar Love“, dessen Hard Rock Ambiente Gott sei Dank auch auf COVER UP unangetastet bleibt. Ob man als Anhänger des Songs allerdings mit dem kneipenartigen Gegröle des Herrn Jourgensen klar kommt, wage ich zu bezweifeln. Dann doch lieber die Darbietung von Mike Tramp, der das Lied einst mit White Lion von Golden Earing geklaut hat.

Dass man die Ikonen von Deep Purple nicht nachahmen kann, wussten auch Ministry, weswegen der MACHINE HEAD Klassiker „Space Truckin’“ in einer, um eine Minute schneller ausfallenden, aber sehr imposanten Version zelebriert wird, so dass selbst eingefleischte Hard Rock Glaubenskrieger, ob dieser gewagten Idee, schmunzeln müssen. Definitiv ein Highlight von COVER UP!

Ebenfalls ein Stück weit schneller und somit auch weniger subtil präsentiert sich der von Ram Jam entwendete Hit „Black Betty“, in dem die Amis auf zielgerichtete Gitarren setzen und die Schnörkel des Originals unter den Teppich kehren. Alles in allem entsteht so eine, von verzerrten Gesängen begleitete, partytaugliche Metalhymne, die es in sich hat.

Dagegen verkommt „Mississippi Queen“ (im Original von Mountain) eher zu einem recht unspektakulären, unberührten Lückenfüller, der sich eben nur durch das von Ministry etwas schneller geschmiedete Eisen unterscheidet. Gesanglich halten sich Differenzierungsmöglichkeiten eher gering, was jetzt nicht so für den guten Leslie West, Frontmann der Bergfreunde, spricht.

Aus den ZZ Top Bärten zimmert man anschließend eine Hard Rock meets Death Metal Kombination, die einiges zu bieten hat und aus „Just Got Paid“ einen regelrechten Stampfer kreiert, der gar das recht fade, nicht von der Stelle bluesen wollende Original in den Schatten stellt (!!!).

Kurze Frage zwischendurch: Kann man die Authentizität von den Doors einfangen? Natürlich kann man das nicht! Aus diesem Grund spare ich mir große Worte zur aggressiven und blutrünstigen „Roadhouse Blues“ Coverversion. Braucht keine Sau!

Weiter geht’s mit einer Runde Black Sabbath – und zwar mit dem, auf VOL. 4 vertretenen, „Supernaut“. Wie Ozzy kann Al zwar nicht singen. Damit der Song jedoch halbwegs annehmbar aus den Boxen schallt, legen die Industrial Metaller darüber einfach unzählige Stimmverzerrer. Geschwindigkeitserhöhungen schenkt man sich dagegen heuer und setzt auf den Sabbath’schen Doom.

Die krampfhafte „Lay Lady Lay“ Verunstaltung ignorieren wir abschließend genauso wie das zwar halbwegs gelungene, aber uncoverbare „What A Wonderful World“! Wie war das doch gleich: Es gibt Lieder, an denen sollte man sich nicht versuchen. Bob Dylan und Louis Armstrong Stücke gehören definitiv zu dieser Gattung.

Bleibt festzuhalten, dass zumindest die Versionen von „Under My Thumb“, „Space Truckin’“, „Black Betty“ und „Just Got Paid“ mehr als hörenswert sind. Und auch mit dem Rest kann man (nahezu) ohne weiteres leben.
Good job, Mr. Jourgensen!

Tracklist:
1. Under My Thumb (The Rolling Stones)
2. Bang A Gong (T.Rex)
3. Radar Love (Golden Earring)
4. Space Truckin' (Deep Purple)
5. Black Betty (Ram Jam)
6. Mississippi Queen (Mountain)
7. Just Got Paid (ZZ Top)
8. Roadhouse Blues (The Doors)
9. Supernaut (Black Sabbath)
10. Lay Lady Lay (Bob Dylan)
11. What A Wonderful World (Louis Armstrong)
12. What A Wonderful World (First Part)
13. What A Wonderful World (Second Part)
14. Stigmata (Outro)

Band Line-Up:
Alien Jourgensen – Gesang, Gitarre, Bass, Harmonika, Drum-Programming
Tommy Victor – Gitarre, Bass, Backing Vocals
Paul Raven - Gitarre, Bass, Backing Vocals
Sin Quirin - Gitarre, Bass
John Bechdel - Keyboards

DISCOGRAPHY:

1983 - With Sympathy
1985 - Twitch
1988 - The Land Of Rape And Honey
1989 - The Mind Is A Terrible Thing To Tast
1992 - Psalm 69: The Way To Succeed And The Way To Suck Eggs
1995 - Filth Pig
1999 - Dark Side Of The Spoon
2003 - Animositisomina
2004 - Houses Of The Molé
2006 - Rio Grande Blood
2007 - The Last Sucker
2008 – Cover Up


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