Squealer-Rocks.de CD-Review
Rush - Snakes And Arrows Live

Genre: Progressive Rock
Review vom: 16.04.2008
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 18.04.2008
Label: Atlantic Records



Wenn ich richtig gezählt habe, ist das neue Live - Schmankerl der kanadischen Prog Götter bereits der sechste offizielle Konzertmitschnitt in der umfangreichen Discographie der Herren Lee, Lifeson und Peart; und da sind Videos und DVDs noch nicht einmal mit eingerechnet. Dennoch dürften unter den zahlreichen Anhängern des besten Trios aller Zeiten wohl kaum negative Stimmen ob dieser Veröffentlichungsflut laut werden. Tondokumente eines Rush Konzerts kann es eigentlich gar nicht genug geben.
Jeder, der einmal in seinem Leben einen Auftritt dieser Band gesehen hat, weiss, wovon ich spreche.

Schon die Spielzeit dieser Doppel CD erklärt, warum es nahezu unmöglich ist, bei einem Review über Rush keine Superlative zu verwenden. Jeder Silberteller wird bis zum Maximum mit feinstem Stoff gefüllt; wir sind also bei 2 Stunden und 40 Minuten Nettospielzeit. Gimmicks wie Intros und dergleichen wurden schon weggelassen. Und, ganz wichtig: hier handelt es sich nicht um einen Zusamnenschnitt der Tour. So sieht ein ganz normaler Rush Gig aus! (in diesem Fall in Rotterdam) Das die Band ihre Auftritte nicht künstlich mit Solo Eskapaden streckt – von Neil Pearts legendärer Drum - Einlage mal abgesehen, die eh schon immer einen höheren Entertainment - Faktor als komplette Konzerte anderer Bands vorweisen konnte - beweist die Setlist von sage und schreibe 27 Songs.

Ganz genau ein Drittel dieses Programms besteht aus Stücken des letzten Albums „Snakes And Arrows“, was zumindest hier in Deutschland für einigen Unmut sorgte. Gemessen an den Reaktionen des Rotterdamer Publikums scheinen unsere westlichen Nachbarn die Sache aber weniger eng zu sehen und feiern die aktuellen Songs fast genauso frenetisch wie die Klassiker. Recht haben sie!
Denn welche Band mit einem derartigen Repertoire bietet sonst eine dermaßen ausgewogene Mischung aus Neu und Alt, statt auf Nummer Sicher zu gehen?
Und selbst bei den älteren Nummern können die Herren aus dem Osten des Ahornlands noch im gesetzten Alter mit Überraschungen aufwarten. Sachen wie „Tom Sawyer“, „The Spirit Of Radio“ oder „YYZ“, dass wohl einzige Instrumental der Musikgeschichte, das von den Fans mitgesungen wird, sind natürlich Standards, die niemals fehlen dürfen.
Wer aber hatte vor dieser Tour den faszinierenden Longtrack „Natural Science“, das bezaubernd - süssliche „Mission“ oder das fröhliche „Freewill“ auf dem Zettel?

Gut, neben der programmatischen Lobhudelei über eine unbegreiflich geniale Band und die üblichen kontroversen Punkte wie die Setlist, sollte man wohl noch ein Wort über die technische Umsetzung, sprich das Hörerlebnis dieses Doppelpacks verlieren.
Wobei: auch hier sollte der Bandname eigentlich als Qualitätssiegel ausreichen. Die neuen Sachen bekommen in den Live Versionen noch einen leichten Schub nach vorne, klingen logischerweise etwas rauer, ohne aber ihr Gesicht zu verlieren. Ein Alt - Klopper wie „Dreamline“ hört sich dagegen genauso an, wie auch auf allen anderen Live Alben, irgendwie aber auch anders (der Begriff „Logik“ bekommt bei Rush eine völlig neue Bedeutung).
Nachbearbeitung der Aufnahmen in Form von Overdubs sind hier ein Fremdwort, was auch hörbar ist. Das Geddy Lees Stimme bei den letzten Stücken des Gigs etwas schwächelt, ist nur natürlich, und das nicht – kaschieren dieses Umstands ein weiteres Beispiel für die sympathische Natürlichkeit der Prog – Urgesteine.

Doch wenn man's genau nimmt, gebühren eigentlich den Tonleuten der Tour und den Produzenten dieser Aufnahme die Lorbeeren für „Snakes And Arrows Live“.
Der Sound ist schon beängstigend perfekt und setzt Maßstäbe. Jedes Instrument ist absolut klar und differenziert zu hören, dennoch gibt es nicht diesen etwas klinischen Klang, den die meisten Live – Scheiben heutzutage haben, weil sie direkt vom Mischpult abgenommen werden.
Das Konzert hört sich wahrhaftig genauso an, als würde man in der Halle sitzen!

Also, sehen wir's realistisch: die besten Mucker der Welt holen sich wohl kaum unfähige Tonleute in ihr technisches Umfeld.
Sehen wir's realistisch: Diese Live Doppel CD ist nicht den Preis, für den sie verkauft wird, wert. Sie ist mindestens das Doppelte wert.
Sehen wir's realistisch: Das Teil hier ist keine CD, es ist eine vertonte Offenbarung.
Sehen wir's realistisch: Erich v. Däniken hatte recht, Ausserirdische waren auf der Erde. Drei von ihnen haben letztes Jahr in Rotterdam eine Live CD aufgenommen!

Tracklist:
CD 1:
1.Limelight
2. Digital Man
3. Entre Nous
4. Mission
5. Freewill
6. The Main Monkey Business
7. The Larger Bowl
8. Secret Touch
9. Circumstances
10. Between The Wheels
11. Dreamline
12. Far Cry
13. Workin' Them Angels
14. Armor And Sword

CD 2:
15. Spindrift
16. The Way The Wind Blows
17. Subdivisions
18. Natural Science
19. Witch Hunt
20. Malignant Narcissism – De Slagwerker
21. Hope
22. Between The Wheels
23. The Spirit Of Radio
24. Tom Sawyer
Encores:

25. One Little Victory
26. A Passage to Bangkok
27. YYZ

Line Up:
Geddy Lee – Vocals, Bass, Keyboards
Alex Lifeson – Guitar
Neil Peart - Drums

DISCOGRAPHY:

1974 - Rush
1975 - Fly By Night
1975 - Caress of Steel (1975)
1976 - 2112
1976 - All the World´s a Stage
1977 - A Farewell to Kings
1978 - Hemispheres
1980 - Permanent Waves
1981 - Moving Pictures
1981 - Exit...Stage Left
1982 - Signals
1984 - Grace Under Pressure
1985 - Power Windows
1987 - Hold Your Fire
1989 - A Show of Hands
1989 - Presto
1991 - Roll the Bones
1993 - Counterparts
1996 - Test for Echo
1998 - Different Stages
2002 - Vapor Trails
2003 - Rush In Rio
2004 - Feedback
2007 - Snakes And Arrows
2008 - Snakes And Arrows Live

SQUEALER-ROCKS Links:

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Rush - 2112 & Moving Pictures - Classic Albums (DVD-Review)

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