Squealer-Rocks.de CD-Review
Endstand - The Time Is Now

Genre: Hardcore
Review vom: 07.04.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Seit fast zehn Jahren im Geschäft, dabei ein Dutzend Platten fertig gestellt und an den Mann/die Frau gebracht und in Europa/Japan weit über 500 mal live aufgetreten. Das sind die beachtlichen, nackten Fakten, die sich das finnische Hardcore Quintett Endstand erarbeitet hat. Trotz alledem ist den Jungs, die sich um aus der Arbeitslosigkeit zu entfliehen zusammengeschlossen haben, der ganz große Sprung an die Genrespitze bisher verwehrt geblieben. Die Tür steht jedoch noch offen und mit neuem Label (Lifeforce Records) und neuem Album (THE TIME IS NOW) sollte der Schritt durch sie gelingen.

Obwohl mit „100 % dedicated to Hardcore“ tituliert, gehen Endstand auf THE TIME IS NOW alles andere als stupide auf Hardcore getrimmt zu Werke. Nicht, dass die Finnen einen auf Melodic Death oder so machen … das wäre auch totaler Quatsch … denn das Grundnahrungsmittel ist und bleibt die Urform der Core-Spielarten wie ihn Truppen wie Disfear, Bane oder Up The Ghost jahrelang mehr oder minder erfolgreich praktizier(t)en. Wer jetzt nur Bahnhof versteht – und das werden hier einige sein – der soll sich folgende Merkmale und Attribute in ein Stück harte Musik formen: Liedspielzeit beschränkt sich gerne mal auf unter drei Minuten („Way Out“, „King Of Drama“), wobei auch Ausflüge in die fünf Minutengrenzgebiete gewagt werden („Sometimes Dreams Might Come True“); in metallische Härte getränkte, energisch ausfallende Punkphilosophie (frei nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr“), ohne Hyperblastanfälle zu bekommen (eine Melodie muss erkenntlich bleiben) und dazu „tollwütige“, aggressive Vocals, bei welchen der Schreianteil unseres finnischen Schreihalses deutlich gegenüber dem Grunzanteil überwiegt. All diese Elemente nehmen von „Way Out“ bis hin zum finalen „Sometimes Dreams Might Come True“ eine große Rolle ein: Janne schreit sich die Kehle aus dem Hals, Pekka verkloppt seine Felle wie ein Koch seine Schnitzel und das Dreigestirn an den Saiteninstrumenten (Mika, Juho und Joel) spielt sich die Finger wund auf seiner Tonleiterhetzjagd.

Wie bereits gesagt, plumper Geschwindigkeitswahn und wildes, unkontrolliertes Gedresche stehen dennoch auf THE TIME IS NOW nicht an der Tagesordnung. Gerade was Melodien und Hooklines betrifft, ließ man sich im Songwriting mächtig was einfallen und glänzt mit Vielseitigkeit und eine, in diesem Genre ungewöhnliche, Sauberkeit und Versiertheit. Mal kämpft sich das Geschwader mit leichten Death-Grooves („Way Out“), mal mit speedig-thrashigen Gitarrenlicks und Schlagzeug/Gesangduellen („Whatever It Takes“, „To Feel Alive“), mal sehr auf Punk geschielt („King Of Drama“, „Empty Promises“), mal mit zurückhaltenden sphärischen Eingangspassagen („Counting The Days“) oder mal mit melodischen Soli („Right From The Start“, „These Scars Won’t Heal“, „Sometimes Dreams Might Come True“) durch die Szenerie. Und ein ums andere mal nimmt man das Tempo und die Härte raus, bündelt die Kräfte in geschickter Manier nochmals und lässt so keinen Einheitsbrei entstehen, was THE TIME IS NOW selbstredend sehr gut tut.

Fazit: Meine Meinung zum Hardcore war nicht immer die angenehmste und freundlichste, weil es den meisten Kapellen nie gelang vom typischen Klischee, das da lautet: schwachbrüstige Produktion und einfältiges Songwriting, wegzukommen. Gut, Finnland gilt ja nicht als Hardcore-Hochburg und so können Endstand diesen elendigen Klischees entfliehen und liefern mit THE TIME IS NOW ein couragiertes Musikstück ab, das wahnsinnige Variationen an den Tag legt und trotzdem die Hardcore-Marschrichtung nicht vernachlässigt … manchmal kann Geschrei so schön sein …

VÖ: 7. April 2006

Tracklist:
1. Way Out
2. Whatever It Takes
3. King Of Drama
4. Counting The Days
5. Right From The Start
6. To Feel Alive
7. Lost Balance
8. These Scars Won’t Heal
9. Empty Promises
10. Sometimes Dreams Might Come True

Anspieltipps: Way Out, Whatever It Takes, Counting The Days, Right From The Start

Band Line-Up:
Janne – Gesang
Mika – Gitarre
Juho – Gitarre
Joel – Bass
Pekka – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1996 – Fear Of The Future (Demo)
1997 – Split (Outlest)
1997 – Tolerance (EP)
1998 – S/T (MCD)
1999 – Split (Aurinkokerho)
1999 – To Whom It May Concern
2000 – Picture Disk
2001 – Fire Inside
2002 – Split (Kafka)
2002 – Never Fall Into Silence
2003 – Hit And Run
2004 – Burning Bridges
2006 – The Time Is Now
2007 – Spark

SQUEALER-ROCKS Links:

Endstand - The Time Is Now (CD-Review)
Endstand - Spark (CD-Review)

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