Squealer-Rocks.de CD-Review
Crush, Zac, Begg And A Friend - Cemetery Junction

Genre: Alternative Rock / BritRock
Review vom: 30.06.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 30.06.2008
Label: A-Minor Records



Na, das ist doch mal `ne Geschichte: Zwei Typen, The Crush und Zac, lernen sich in Manchester kennen und nehmen dann mit Begg und Younger schon im Jahr 2005 „Cemetery Junction“ auf. Der „Freund“ im Bandnamen ist der, angeblich spurlos verschwundene, Bassist David Younger.
Die Story ist ziemlich unglaublich und würde ein tolles Drehbuch für ein Roadmovie bzw. einen Musikfilm abgeben (oder beides), denn am letzten Abend der Aufnahmen zu „Cemetery Junction“ ist der Bassist David Younger spurlos verschwunden und ward nimmermehr gesehen. Auch im Internet gibt es keine Spur von ihm, jedenfalls habe ich keine gefunden. Es ist, als habe er nie existiert. Sehr wohl existiert aber diese Platte aus dem Bereich Alternative Rock oder BritRock, wie ihr wollt, produziert von Michael Voss in seinem Kidroom-Studio in Münster (NRW), aber nach diesem Schicksalsschlag, der die Musiker hart traf, …
…„schlug der Frust dermaßen bei den ausgepowerten Musiker ein, dass sie beschlossen, wieder getrennte Wege zu gehen und „Cemetery Junction“ verschwand in einer Schublade.“

Letztes Jahr tauchten die Bänder dann bei Renovierungsarbeiten in den Kidroom-Studios wieder auf, und T.H. Begg entschließt sich, die Platte doch noch zu veröffentlichen.
Brilliante Idee, das! Davon solltet ihr euch unbedingt überzeugen, denn „Cemetery Junction“ ist ein schmuckes Stück Musik geworden.
Und dieses Sahneteilchen beginnt mit „Beacon“ (hier: Funkfeuer). Gewidmet ist „Beacon“ vermutlich Vladimir Mikhaylovich Komarov, dem ersten russischen Kosmonauten, der zwei Raumflüge machte, und unglücklicherweise am 23. 4.1967 in Sojus 1 starb. Beim Landungsversuch verwickelte sich die Raumkapsel in ihrem Hauptfallschirm und stürzte aus einer Höhe von mehren Kilometern zurück zur Erde. Sein Körper wurde eingeäschert und die Asche in den Mauern des Kremls begraben. Aha! Soviel dazu.
Der Song selber beginnt mit wie ich finde typisch englischen Gitarrenriffs, und ich weiß schon, was auf mich zukommt. Gemäßigtes Tempo, unangestrengter Gesang, eine Komposition mit hohem Wiedererkennungswert und eine Melodie, die irgendwie die Tragik des Vladimir Komarov gut herüber bringt. Das hat Pfiff und Leads und Ideen und einen Rhythmus, der in die Beine geht. Das ich mit meiner Vermutung über „Beacon“ richtig liege, höre ich an den gepiepten Funksignalen am Anfang und am Schluss des Songs (*schulterklopf*).
„British Underground“ ist ein bisschen flotter (erinnert an The Clash), ebenso „Ride On“, während „It’s A Shame“ wiederum „Beacon“ ähnelt in seiner melancholischen Stimmung, dem lakonischen Gesang und dem Tempo.
„It’s A Shame“ fesselt den Zuhörer und lässt ihn nicht wieder los, das liegt auch an der Dualität von akustischer und Leadgitarre.
Doch jetzt haltet euch fest, denn nun kommt ein echtes Highlight, nur mit Akkustikgitarre und dem diesmal etwas energischeren Gesang von The Crush. „Hell Of A Guy“ ist ganz große Oper und zudem noch als Livesong aufgemacht, sprich: angetäuscht. Der Song mit seiner zu Herzen gehenden Melodie ist schlicht und einfach genial! Es gibt ein mitsingendes Publikum und am Schluss sogar noch den Anfang von einem Outro-Song.
„Coalmine“ dagegen ist laut und krachiger, aber nichtsdestoweniger melodiös, so wie auch „Rising From The Ashes“, das indes noch ein bisschen mehr Tempo und Groove hat.
„June 30th ….“ feiert die wohl berühmteste BritPop-Band Oasis namentlich mit Liam (Gallagher) und Zak (Starkey) bei einem Auftritt mit einem langsamen, nur anfänglich ruhigen Song. Ganz und gar nicht schlecht!
Nun folgt die erste echte Ballade mit Akustikgitarre und Streichern, Breaks mit Mörderriff und Keys, aber zum Ende hin wird’s immer heftiger. Mit über sechs Minuten ist dies der längste Song auf „Cemetery Junction, während die anderen meist um einiges kürzer sind. Klasse!
„Walk On“ ist mehr Rock ’n’ Roll mit harten Riffs, dagegen kommt „I’m A Rock“ („I like to roll“) ein wenig langsamer um die Ecke, mit mehrstimmigem Chor, der Gelegenheit zum Mitsingen und antreibendem Groove.

Alle Songs zeigen, dass Crush, Zac, Begg And A Friend“ hier schon ihren Stil gefunden haben, den sie auch unbedingt beibehalten sollten. Die Songs sind meist ziemlich kurz, ebenso wie der eindringliche, emphatische Text, der die zugrunde liegenden Probleme exakt auf den Punkt bringt, sozusagen Tipps für alle Lebenslagen. Ich sach ma so: die Summe der Texte hier würde bei Maiden gerade mal einen Song ergeben. Der Gesang erinnert mich in seiner ein wenig atonalen Art an Jim Morrison, passt aber perfekt zur Musik.

Wir haben es hier daher mit einer überzeugenden BritRock-Platte zu tun, mit ebenso überzeugenden Kompositionen, interessanten Arrangements und einer glasklaren Produktion.

„Doch was ist nun aus David Younger geworden? – Das weiß niemand. Keiner hat ihn mehr gesehen und er hat sich auch nie wieder bei CRUSH, ZAC oder BEGG gemeldet. Daher Leute: Solltet ihr David Younger kennen, einen fantastischen Bassisten mit Hang zur Egozentrik, dann sagt ihm bitte, er möge sich doch melden. Er wird in der Band gebraucht.
Die schönsten Drehbücher schreibt eben das Leben selbst.
To be continued …….“ (Infoblatt)

Wathamwirjelacht! Eine tolle Geschichte, der Baron von Münchhausen wäre stolz auf euch. Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass ich euch diese Nummer abkaufe?
Wovon sind die denn so plötzlich alle so „ausgepowert“ oder „ frustiert“, nach einer(!) Platte. Warum nehmen die keinen anderen Bassisten. Das sich mal einer vom Acker macht, kann doch passieren. Und so enge Busenfreunde scheinen die doch wohl nicht gewesen zu sein.

By the way: Warum steht in den Credits auf der vorletzten Seite des Booklets beim Line Up nicht „David Younger“, sondern Our Friend „Dave“ und „Dave“ dabei in Anführungsstrichen? Und wieso erscheint das Ganze jetzt auf A-Minor Records in der Schweiz? Und welchen Hintergrund hat dieser Plattentitel? Fragen über Fragen, aber, Freunde der gepflegten Flunkerei, darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Promomäßig ist das alles nicht die schlechteste Idee, aber ich bin eben skeptisch.

Dann bis zum nächsten Märchen,

The „ungläubige“ Mattes

Ehe ich’s vergesse: „Dave“, alter Schwede“, falls Du wirklich existierst, bitte melde doch Dich bei mir!

Tracklist:
1. Beacon (Song For Vladimir Komarov)
2. Britisch Underground
3. Ride On
4. It’s A Shame
5. Hell Of A Guy
6. Coalmine
7. Rising From The Ashes
8. June 30th At The City Of Manchester
9. Break The Chains
10. Walk On
11. I Am A Rock

Line Up:
The Crush – vocals
Tommy Zac – lead & rhythm guitar
Marshal T. H. Begg – rhythm guitar
Our Friend “Dave” – bass, additional guitar & vocals
Gereon Homann - drums

DISCOGRAPHY:

2008 - Cemetery Junction

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Crush, Zac, Begg And A Friend - Cemetery Junction (CD-Review)

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