Squealer-Rocks.de CD-Review
Level-C - Level-C

Genre: Metal
Review vom: 05.08.2008
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 11.07.2008
Label: Locomotive Records



Wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, dass es aus dem weiblichen und meist auch schöneren Teil der Bevölkerung dieses Planeten mal irgendwelche Exemplare schaffen, so richtig krachenden, intelligenten und abwechslungsreichen Metal abzuliefern. Für meinen Geschmack hat es noch keine reine Mädchenband geschafft, wirklich in den Arsch zu treten.
Aber jetzt, meine Damen und Herren, ist es soweit! Sie sind blondiert, tättowiert, gepierced und tragen enge schwarze „Sommerklamotten“: Level-C aus dem schönen industriell geprägten Cleveland im US-Bundesstaat Ohio machen seit 2002 ordentlich was los und sind angetreten, bald zu den Besten im Metal zu gehören.

Um es vorweg zu schicken: es kracht ordentlich im Gebälk und Level-C (ursprünglich DNA Level-C, das ist Cleveland rückwärts!) werden zu recht gelobt: „Riding high with a new record deal, all-girl metal group Level-C has the looks — and songs — that kill”, sagt das Cleveland Scene-Wochenblatt “The Cleveland Free Times” über die vier Mädels.

Dann lasst uns doch mal hören, wie das denn so klingt, wenn die all-girl metal group Krach macht.

Es beginnt mit „Ignite Us“ sehr heftig, aber das kann jeder. Durch schnelle Breaks, Tempowechsel und variablen Gesang geht’s oft im Midtempo richtig ab. Ich höre mörderische Riffs, wütenden Gesang, klagende Leads und nehme intelligentes Songwriting wahr. Mit „Relax“ geht’s so weiter, es bleibt immer interessant, es gibt an den entscheidenden Stellen überraschende Veränderungen und für sehr schöne Melodiebögen. „Fly“ hat dann einen geilen treibenden Groove, der sich zu mehr Speed entwickelt als in den ersten beiden Songs. Es gibt nun auch klaren, relativ unaufgeregten Gesang, ruhigere Parts mit gehauchten (!) Vocals. „No Control“ ist wütender, Gesang klar oder gehaucht, es ist alles dabei. Gut anzuhören. Jetzt aber: „Chain Reaction“. Mehr Krach gefällig? Bitte sehr, hier issa! Mehr Speed gewünscht? Kommt sofort! Aber auch für Freunde von ruhigeren Parts wird gesorgt. Wunderbar! Boahhh, die spielt vielleicht eine Gitarre, meine Fresse. Bei „Back To My“ (Roots, Anmerk. des Red.) beginnt mit einem freundlichen „hey, motherfuckers, let’s get loud“. Und so tun sie es, ohne Kompromisse und mit tollen Leads. Gleiches gilt auch für „Blackout“ und „Bully“. Im Endspurt gibt es jetzt mit dem Brüller (im wahrsten Sinne des Wortes) „Suck A Fist“ und mit „Misery“ abschließend ein echtes eher ruhiges, gleichwohl groovendes Highlight, wo sich ruhigere Parts mit doch lauten abwechseln. Hervorragend! Und bei diesen gehauchten Vokalparts krieg ich echt Gefühle, Mannomann!

Level-C legen mit ihrem ersten selbst betitelten Werk einen echten Kracher vor, dessen Songs sich ausnahmslos als weit über Durchschnitt erweisen. Das Songwriting ist ausgefeilt, aber nicht ausgeweitet, denn die Songs sind kurz und knackig. Sängerin Christine Maynard schließlich hat genau das richtige Organ für diese Musik. Sie ist nicht eine von diesen Jubeltrinen, die den Rock oft misshandeln, sondern passt sich hervorragend den Songs an und verleiht ihnen eine eigene Identität.

Level-C landeten 2006 unter den Top Ten bei MTVs Battle for Ozzfest-Wettbewerb, haben aber trotz allem Schwierigkeiten, in der von Kerlen dominierten Rockmusik-Welt akzeptiert zu werden. Erst wenn die ganzen Hormonbolzen da draußen die Sängerin nicht mehr als Frontfrau sondern als Frontperson wahrnehmt (also nix mehr mit „zeig uns deine Möpse“ und ähnlichen pubertären Schwachsinn), haben es die Mädels geschafft, sagen auch Level-C. Interessant ist in diesem Zusammenhang natürlich das Cover mit dem nackten weiblichen Oberkörper, zwar leicht verfremdet, aber mit nichtsdestotrotz großer Oberweite. Das sollte sich mal irgendeine Männerband trauen, da würden die Emanzen und politisch korrekten Gesinnungsterroristen schon wieder einen Blutsturz nach dem anderen kriegen. Level-C wollen vorbeugen, denn so ist die Sache quasi abgehakt. Es muss ein Ende haben mit diesem unsäglichen T&A-Ding, denn Level-C können in die oberste Liga der Metalbands aufsteigen, wenn sie es denn durchhalten. Es wäre ihnen und uns zu wünschen.

Außerdem: ist es nicht komisch? Wenn vier Jungs eine Band gründen, interessiert sich da kein Schwein für, aber wenn es vier Mädels machen, ist das gleich ein welterschütterndes Ereignis (zumal viele Mädchen-Bands nur Masche sind). Diese vier aber sind definitiv keine Gimmicks. Obwohl dieser ewige Kampf natürlich frustrierend ist, haben Level-C das Potential, als erste rein weibliche Band für Furore zu sorgen. Den ersten Schritt haben sie mit diesem wirklich hervorragenden Debut gemacht. Seit Chimaira, auch aus Cleveland, gab es kein besseres Debut!

Tracklisting:
1. Ignite Us
2. Relax
3. Fly
4. No Control
5. Chain Reaction
6. Back To My
7. Blackout
8. Bully
9. Suck A Fist
10. Misery

Line Up:
Christine Maynard – vocals
Christina Crago – guitar
Janean Marie Buch – bass
Misty Everson - drums

DISCOGRAPHY:

2008 - Level-C

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Level-C - Level-C (CD-Review)

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