Squealer-Rocks.de CD-Review
Pendragon - Pure

Genre: Progressive Rock / Metal
Review vom: 27.02.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 27.02.2009
Label: Inside Out



Eigentlich sollte man als Review - Schreiber ja stets so objektiv wie möglich an ein Album herantreten. Obwohl wir Amateure sind, die im Grunde nur der Leidenschaft verpflichtet sind, sollte die oberste Intention immer die sein, dass man ein Album für den Leser bespricht und nicht für sich selber.
Sollte, sollte..., aber wie schon gesagt, sind wir halt Amateure und können von daher ganz ungeniert vom Leder ziehen.
So, here we go:

Seit der Ankündigung, dass eine neue Pendragon Scheibe ins Haus steht, befinde ich mich in einem emotionalen Ausnahmezustand. Ich halte Nick Barrett für eine Art Gott und da bin ich glücklicherweise nicht der Einzige.
Interessant ist vor allem die Wandlung seiner Musik, die sich vom typisch englischen Neo - Prog mit dezent poppigen Anleihen, über stark folkigen Rock mit hohem Prog - Anteil in das gewandelt hat, was der geniale Brite heute veröffentlicht.
Heute, aktuell - wie sagt man so schön? Es zählt das Hier und Jetzt!
Und das übertrifft alles bisher veröffentlichte; es eröffnet neue Dimensionen, neue Gesichter von Pendragon. Die dritte Phase ist eingetreten, die beste, zweifellos!

Was ist das, „Phase 3“? Coldplay für Fortgeschrittene, Queen für Professoren und Melancholiker, Metal für nachdenkliche, vielleicht störrische Charaktere?
Ja, das ist es womöglich.
Einige Miesmacher sprechen auch von von einer Anbiederung an modernen Art Rock a la Porcupine Tree.
Ach, sollen sie doch. Bei einer Rückbesinnung der Truppe auf alte Tugenden hätten die selben Personen was von Selbstkopie gefaselt.
Sicher, so eine Art Rundumerneuerung, wie Pendragon sie hier vollziehen, ist immer ein zweischneidiges Schwert, aber wie wäre es denn mal mit dem netten Wörtchen Weiterentwicklung?
Denn nichts anderes ist „Pure“!

Der 13 – minütige Opener „Indigo“ präsentiert die Briten so hart wie nie zuvor. Die erste Hälfte des Songs besitzt eine nahezu epochale Durchschlagskraft; das ist fast schon stampfender Heavy Metal, das tut richtig schön weh! Dazu eine hymnische Gesangslinie, getragen von Barretts charismatisch / rauer Stimme.
Mit zunehmendem Verlauf lässt die Aggression nach und minutenlange Gitarren – Soli laden zum Schweben in anderen Sphären ein. HERRLICH!
„Eraserhead“ ist da schon etwas verstörender. Leicht vertrackte Passagen mit obskuren Rhythmen und psychopathisch wirkenden Elementen wechseln sich mit beinahe mainstreamigen Harmonien ab. Komisches Lied, kommt einem zunächst ein bisschen zu überambitioniert vor, wächst aber mit jedem Hören. Hier sei vor allen Dingen die grandiose Schlagzeugarbeit von Scott Higham genannt.

Das knapp 18 - minütige „Comatose“ besteht aus drei Teilen, wobei jeder Part einen einzelnen Song darstellt, es gibt also keine Wiederholungen.
OK – wir wollen alle pünktlich nach Hause, von daher sollten einige Stichworte ausreichend sein
(adäquat beschreiben kann man so ein Monstrum von Song sowieso nicht):
- es gibt richtig harten Metal
- es gibt 70's Rock - Parts
- es gibt symphonische Elemente
- es gibt eigentlich alles, was es in der Rockmusik so gibt
- es gibt aber keine Langeweile
- es gibt auch kein Gefrickel
- es gibt absolut keinen Nervfaktor
Es bleibt nur ein gutes und warmes Gefühl!

Gottlob erspart euch und mir das folgende „The Freak Show“ derartig abenteuerliche Beschreibungen, denn dieser Track ist eine recht simpel strukturierte melodische Prog Rock / Metal Nummer. Einfach und geradeaus mit fettem Riff und einer tollen Melodie zum Mitsingen. Eine Mischung aus Saga und Threshold - fertig. Kurz, aber richtig geil. Hat schon fast Radio Potential.
Zum Ende wird es dann - der alten Dramaturgie folgend – balladesk. Leider, denn „It's Only Me“ ist der definitive Schwachpunkt des Albums. Die Nummer ist zwar meilenweit vom Durchschnitt entfernt und Legionen von anderen Bands würden für so eine Komposition Hab und Gut verscherbeln, aber von einer Legende wie Pendragon erwartet man mehr. Man kann wunderbar eintauchen in diese 8 Minuten vertonter Schönheit und Romantik, doch irgendwie passt das Ding nicht auf dieses Album. Vielleicht liegt das Level aber einfach viel zu hoch nach dem, was vorher war.

Als Produzent war übrigens neben Nick Barret Threshold Mainman Karl Groom mit an den Reglern tätig und hat überdies den Mix und das Mastering übernommen.
Da fragt doch wohl keiner ernsthaft nach der Soundqualität dieses Meisterwerks, oder?
Ja, Leute – es ist ein Meisterwerk! Und zudem noch eines, das Pendragon eine ordentliche Ladung neuer Fans bescheren sollte. Denn so genial und trotzdem so eingängig zu sein, das gelingt nur ganz, ganz wenigen Bands.
11 von 10 Punkten!

Tracklist:
1.Indigo
2.Eraserhead
3.Comatose
I. View From the Seashore
II. Space Cadet
III. Home and dry
4. The Freak Show
5.It's Only Me

Line Up:
Nick Barret – Guitars, Vocals
Clive Nolan – Keyboards
Peter Gee – Bass, Guitar
Scott Higham – Drums








DISCOGRAPHY:

1985 - The Jewel
1988 - Kowtow
1991 - The world
1993 - The windows of Life
1996 - The Masquerade Ouverture
2001 - Not of this World
2005 - Believe
2009 - Pure

SQUEALER-ROCKS Links:

Pendragon - Believe (CD-Review)
Pendragon - Pure (CD-Review)

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