Squealer-Rocks.de CD-Review
Pearl Jam - Ten (Reissue)

Genre: Alternative Rock
Review vom: 13.04.2009
Redakteur: Colin
Veröffentlichung: 20.03.2009
Label: Sony



Wie schreibt man eine Rezension zu einem Album, das als Meilenstein gilt und dazu noch eine ganze Sparte in der hart rockenden Musikwelt maßgeblich mitgeprägt hat? Gut, es handelt sich bei vorliegendem Album um eine Neuauflage. Das macht die Sache an sich aber nicht leichter, eher im Gegenteil. Die Neuauflage von PEARL JAMs bahnbrechendem Debütalbum „Ten“ hat es gleich in mehrfacher Hinsicht in sich.

Zu „Ten“ braucht man eigentlich nicht viel zu sagen. Es ist mit zwölf Millionen verkauften Einheiten eines der erfolgreichsten Debütalben aller Zeiten. Zudem haben die Jungs um Sänger Eddie Vedder der Alternative Rock-Szene mit diesem Album einen immensen Impuls gegeben. Ich sage bewusst Alternative Rock, weil das, meiner Meinung nach, die Musik ist, die PEARL JAM auf der Scheibe spielen. Die Band wurde in einen Topf mit NIRVANA geworfen und dem Grunge zugeschrieben. Das passt aber vorne und hinten nicht, wie ich finde. Mit den Drei-Akkorde-Schredder-Riffs, die Cobain so abgeliefert hat, haben PEARL JAM nichts zu tun. Dafür ist ihre Musik zu facettenreich und zu tiefgründig. Man kann Songs wie „Even Flow“, „Once“ oder den Übertrack „Alive“ auch achtzehn Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch hören ohne Abnutzungserscheinungen zu registrieren.


Das alleine spricht schon für die Nachhaltigkeit der Musik auf „Ten“. Es sind aber nicht nur die sehr gut arrangierten Gitarren, die immer wieder kurze Licks in die Stücke einstreuen und somit zu ihrer Kurzweiligkeit beitragen. Es ist auch nicht nur der charismatische Gesang von Eddie Vedder, der mit seiner Stimme perfekt zu den Kompositionen passt. Nein, es sind die Kompositionen an sich, die den damaligen Zeitgeist optimal getroffen haben. Stücke wie „Garden“ oder „Jeremy“ sind musikalisch durchaus anspruchsvoll, haben auf der anderen Seite aber auch eine melancholische Note, die zwar immer präsent, aber nie penetrant ist und von daher als Stilmittel optimal eingesetzt wird. Alle diese Elemente sind auch heute noch auf beinahe jeder neuen Alternative-Platte mehrfach zu hören und zeigen deutlich wie wichtig die Scheibe für die Szene war. Hinzu kommt noch die hervorragende Produktion von Rick Parasher, der die Platte weder zu hart noch zu soft produziert und ihr so den richtigen Schliff gegeben hat.


Soviel also zu den Gründen, warum „Ten“ so ein Meilenstein geworden ist. Die aktuelle Neuauflage des Albums ist in verschiedenen Versionen (u.a. mit einer DVD auf der ein bislang nicht veröffentlichtes „MTV Unplugged“-Konzert zu sehen ist) erhältlich. Der Doppeldecker beinhaltet auf der ersten CD das komplette „Ten“-Album in einer remasterten Fassung. Auch wenn die Produktion durch das Remastern etwas druckvoller aus den Boxen kommt, ist das nicht die spannendere der beiden Scheiben. Die ist nämlich die Zweite. Hier hat der langjährige PEARL JAM-Produzent Brendan O’Brien Hand angelegt, die Songs erneut auseinander genommen und neu zusammengefügt. Das Ergebnis ist extrem hörenswert, weil die Songs durch den neuen Mix differenzierter, gleichwohl aber auch direkter daher kommen. Davon profitieren alle Stücke des Albums, da sie durch den O’Brien-Mix ein Stück weit knackiger anzuhören sind. Von daher hat sich das Experiment auf jeden Fall schon als Erfolg erwiesen.


Das Highlight dieses durch und durch gelungenem Paketes sind aber die Bonustracks, die zu den regulären „Ten“-Songs hinzugefügt wurden. Die Bonustracks „Brother“, „Just A Girl“, „State Of Love And Trust“, Breath And A Scream“, „2,000 Mile Blues“ und „Evil Little Goat“ gehören alle zu dem Demo, womit die Band Eddie Vedder als Sänger gewinnen konnte. Die Stücke besitzen schon alle Trademarks, die PEARL JAM bekannt gemacht haben und repräsentierten schon damals die volle Bandbreite, die die Musik des Seattle-Fünfers ausmacht. Die Songs sind mal melancholisch angehaucht, mal bluesig und gehen hier und da auch mal nach vorne. Für Fans also die ideale Ergänzung zu dem bereits bekannten Material.


Ob „Ten“ in gleich vier verschiedenen Versionen neu aufgelegt werden musste, darf zwar getrost bezweifelt werden, der Qualität des Bonusmaterials tut das aber keinen Abbruch. Schließlich kann jeder Fan selbst entscheiden, welche der angebotenen Versionen er sich kauft. Bloße Abzocke kann man dem Label jedenfalls nicht unterstellen, denn das Material wurde ja zweimal neu gemastert, beziehungsweise gemixt. Essentiell für PEARL JAM-Fans ist die Neuauflage von „Ten“ aber allemal.



Tracklist (Disc 2):
1. Once
2. Even Flow
3. Alive
4. Why go
5. Black
6. Jeremy
7. Oceans
8. Porch
9. Garden
10. Deep
11. Release
12. Brother (Bonus)
13. Just A Girl (Bonus)
14. Breath And A Scream (Bonus)
15. State Of Love And Trust (Bonus)
16. 2,000 Mile Blues (Bonus)
17. Evil Little Goat (Bonus)


Line-Up (1991):
Eddie Vedder – Vocals
Stone Gossard – Guitar
Mike McCready – Guitar
Jeff Ament – Bass
Dave Krusen - Drums

DISCOGRAPHY:

1991 - Ten
1993 - Vs.
1994 - Vitalogy
1996 - No Code
1998 - Yield
2000 - Binaural
2002 - Riot Act
2006 - Pearl Jam
2009 - Ten (Reissue)

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