Squealer-Rocks.de CD-Review
Metamorphosis - Dark

Genre: Progressive Rock
Review vom: 29.04.2009
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: ProgRock Records



Na, da hol mich doch dieser und jener, meiner Treu. METAMORPHOSIS??? Da klingelt doch was! In einer mir bekannten kleinen Stadt im mittleren Ruhrgebiet gibt es seit ewigen Zeiten, seit fast dreißig Jahren, eine Rockband namens METAMORPHOSIS, heute gesegnet mit einer rattenscharfen Sängerin namens Anja Habijan (mein lieber Schwan, also äährlich!). Mehr weiß ich nicht, denn die bittere Wahrheit ist, dass ich dieses Ruhrpott-Ensemble seit Jahrzehnten nur von Plakaten oder aus der Zeitung kenne. Sorry vielmals! Außerdem sind die gar nicht gemeint.

Jaaa...? Wo war ich eigentlich? Ach ja....

Bei METAMOPHOSIS, um die es heute tatsächlich geht, handelt es sich um das Schweizer Musikprojekt von Jean-Pierre Schenk (im Folgenden nur JP genannt), dem Komponisten aller bisher erschienenen runden Scheiben seit 2002. Da hat bei mir also die falsche Glocke geklingelt (s.o.).

Waren die schweizerischen METAMORPHOSIS früher deutlich inspiriert von Pink Floyd (ziemlich spät, aber immerhin und im Folgenden nur PF genannt) soll nun „Dark“ einen Wendepunkt darstellen. Nämlich weg von PF und hin zu noch mehr eigenständiger Musik mit besonderem Anspruch. Was zu beweisen wäre!

„Song For My Son“ beginnt mit einem zweiminütigen Riffbrett, das sich gewaschen hat. Es folgen einige überraschende Tempowechsel, schöne Soli und über allem schwebt, eine faszinierende Atmosphäre erzeugend, der Moog.
Ohrwurmcharakter!
Ich liebe so’n Zeuch!
Beim nächsten Track „The Fight Is Over“ beginnt es ruhig und langsam mit Keys und Gitarre und Gesang, und während der nächsten Minuten steigert sich „The Fight Is Over“ beständig. Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen den riffenden Gitarren und den hohen Melodien aus dem Moog (erinnert manchmal an Jean-Michel Jarre!).
Kürzester Titel, längster Song, aber „Hey Man“ erscheint mir ein wenig unausgegoren. Da bleibt nichts wirklich hängen. Für sich allein genommen ist auch „Hey Man“ wirklich gut (wie ein Test bewiesen hat!), aber nach den ersten beiden Tracks fällt er leicht ab und erscheint mir mehr wie eine Synthese aus den beiden ersten Songs.
Bei „Waking Up“ geht’s mir ähnlich. Sorry!
„Knowing All I Do Is Worth Ending“ ist da schon von anderem Kaliber und beginnt schon mal mit netten Soundeffekten und einem antreibenden Groove. Dies ist sozusagen ein leichtgewichtiger Song, der kompositorisch reduziert einfach daherkommt, ein Klangteppich aber keine rüde dröhnenden Soundwände. Da kann man einfach mal fast neun Minuten zuhören.
Auch „You“ ist ähnlich konzipiert. Er beginnt leise mit Keys und akustischer Gitarre, ehe der klare, sanfte Gesang von JP einsetzt. Mit der Zeit nimmt der Song Fahrt auf und nach einem Break gibt die auf einem Klangtepich schwebende Leadgitarre dem Song Profil. Sehr eingängig und einfach herrlich!
„Where Do We Go“ ist die Art Song, die zwar nicht schlecht rüberkommt, aber für ihn gilt auch das, was ich schon über „Hey Man“ und „Waking Up“ geschrieben habe. Dazu unten mehr!

Interessanterweise ist der Titelsong der kürzeste und ruhigste Track auf dieser Scheibe. Mit zurückgenommenem Gesang, anfänglich akustischer Gitarre und dann einem ausgedehnten und schönen Leadsolo über sphärischen Keyboards. Und gerade „Dark“ erinnert wieder deutlich an PF. Ist aber trotzdem (oder deswegen?) Klasse!

„Dark“ (die CD!) ist dunkel (wie der Name schon sagt!), kraftvoll, nachdenklich, ein wenig psychedelisch, mit wunderschönen Melodien und vielen Soli der üblichen Verdächtigen, nämlich Gitarre und Moog-Syntheziser. Es gibt einige Hooklines und der Vergleich mit diesen Göttern aus dem Olymp, PF, ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. PF überstrahlen einfach alles und das ist dann auch der Fluch der anderen Bands, die sich in diesem Genre tummeln. Aber METAMORPHOSIS sind auf „Dark“ einfach nur gut, verflixt noch mal, und versucht mal jemanden zu finden, der PF nicht kennt, und spielt ihm die Platte vor. Dann wollen wir doch mal sehen, ob sie nicht für sich alleine stehen kann. Ich denke ja!

Bei „Dark“ ist dieser zweifellos vorhandene Einfluss aber nur reduziert wahrzunehmen, denn METAMORPHOSIS haben ihren eigenen Stil, der durch die markante Stimme des Chefs-Von-Allem (JP, zur Erinnerung!) noch selbständiger wird. Sein Gesang passt sich den Songs an, manchmal schwebt die Stimme hallend-sphärisch über den Klangbildern. Es werden Klangteppiche erzeugt, ohne dass großartig gefrickelt wird. Niemand will den Hörer von seinen ach so sensationellen Qualitäten am Instrument überzeugen. Die Songs mit ihrem symphonischen Charakter sind durchdacht komponiert, haben klare Konturen und Strukturen, nichts wird zugekleistert, hier muss keiner etwas beweisen, er muss sich ganz dem Song unterordnen. Oder, wie im Fall der Drums, den Song nach vorne bringen und ihm so richtig Groove verleihen. Das hatta echt drauf, der JP!

Auch die kritischen Texte über aktuelle Themen haben für mich alten Sack etwas erfrischendes (ich hab schon mehr vergessen, als andere überhaupt gelesen haben! Sorry, aber wer angibt, hat mehr vom Leben!), obwohl sie alles andere als fröhliche Mitsingsongs sind. Sie wirken wie für die Musik gemacht. Alles fügt sich organisch-musikalisch ineinander! Jessus, was für eine Formulierung! (Glückwunsch, Mattes! die Red.)

Es gibt da aber einen Punkt, den ich doch hier an dieser Stelle mal ansprechen muss, nämlich die Tatsache, dass meiner bescheidenen Meinung nach eine CD mit einer Spielzeit von 63 Minuten schlichtweg zu lang ist. Der vorhandene Platz auf einer CD führt natürlich zu dem Versuch, diesen auch auszunutzen, besonders wenn man die heutigen Preise berücksichtigt. Aber unter rein künstlerischen Aspekten wären oft ein paar Tracks weniger für das Gesamtbild wesentlich günstiger. Dadurch würde ein kompakterer Eindruck entstehen, was zu einem insgesamt runderen Gesamtbild führen würde. Manche Songs scheinen nur als Füllmaterial zu dienen, und fallen qualitativ oft ab oder bestehen nur aus wiederholten Versatzstücken der übrigen Songs.
Der Punkt ist hier, dass das auch nicht gut für die anderen guten Songs ist. Früher war nicht alles besser, aber eine LP hatte (vor der Wiedervereinigung) eine Gesamtspielzeit von meist bis zu 40 Minuten (okay, „Dune“ von Klaus Schulze hatte über 56 Minuten -30:07 und 26:11! Nur zur Information!), was für mich völlig in Ordnung war. Klarerweise konnte man sich dann die Songs besser merken, denn sie waren ja noch auf zwei Seiten verteilt. Das erforderliche Umdrehen der LP stellte auch immer einen Einschnitt dar.

Trotzdem bin ich ganz anderer Meinung als beispielsweise der werte Kollege von Rocktimes. Ich kann der werten Leserschaft nur raten, sich METAMOPHOSIS und „Dark“ legal zuzulegen. Es lohnt sich! Versprochen! Äährlich!

Track list:
Song For My Son 8:26
The Fight Is Over 7:53
Hey Man 9:57
I’m Waking Up 7:16
Knowing All I Do Is Worth Ending 8:44
You 6:34
Where Do We Go 9:51
Dark 3:16

Line-up:
Jean-Pierre Schenk – vocals, keyboards, drums, bass (virtual)
Olivier Guenat – acc. guitars, elect. guitars
Roger Burri – guitars

DISCOGRAPHY:

2002 – After All These Years
2003 – Nobody Cares
2005 – Then All Was Silent
2009 - Dark


SQUEALER-ROCKS Links:

Metamorphosis - Dark (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren