Squealer-Rocks.de CD-Review
UFO - The Visitor

Genre: Hardrock
Review vom: 26.05.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 29.05.2009
Label: Steamhammer / SPV



Das Erscheinen eines neuen UFO Albums zaubert naturgemäß ein fettes Grinsen in die Gesichter aller Freunde von gutem, traditionellen, handgemachten Hardrock. Der Blick aufs Bandfoto allerdings verwandelt die Mimik der Freude zunächst mal in zweifelndes Stirnkräuseln.
„Hm, da fehlt doch einer?“ Richtig, Bass - Urviech Pete Way konnte krankheitsbedingt nicht an den Aufnahmen teilnehmen. Da bekommt die Vorfreude aber einen erheblichen Dämpfer! Ohne den Bad Boy des Rock'n'Roll fehlt der Band doch irgendwie das gewisse Etwas.
Dennoch kann ich die frohe Botschaft verkünden, dass „The Visitor“ zwar kein Meilenstein, aber richtig stark geworden ist.

Bei genauerer Betrachtung der letzten UFO - Jahre ist dies allerdings keine so große Überraschung.
Seitdem „Jungspund“ Vinnie Moore die 6 Saiten bei der englischen Institution zupft, weht wieder ein frischer Wind durch die fliegende Untertasse. Auch der Umstand, dass Jason Bonham dem Ruf der U.S. Dollars gefolgt ist und nun bei Foreigner die Stöcke schwingt, erweist sich im Nachhinein nicht als Manko. Die Rückkehr von Gründungsmitglied Andy Parker tut dem Bandklima hörbar gut. So gut, dass man auch mal - für hoffentlich kurze Zeit – auf Pete Way verzichten kann. Wer letztendlich nun den Bass eingespielt hat, wird im Promo - Text nicht erwähnt, doch wie man hört, stand Peter Pichl (u.a. Running Wild, Herman Frank) am Langholz, dem wir zweifellos einen guten Job bescheinigen können.

Beim ersten Durchlauf der neuen Scheibe gewinnt man zunächst den Eindruck, die Herren um Phil Mogg hätten eine leichte Stilkorrektur vorgenommen. Selbstverständlich bekommen wir hauptsächlich den knochentrockenen, typischen UFO Hardrock geboten, den die Truppe bis heute unverzichtbar macht. Doch man trifft den Kern der Sache wohl ganz gut, wenn man „The Visitor“ einen „dezent amerikanischen Einschlag“ attestiert.
Die britischen Gentlemen haben offensichtlich ihre Liebe zum Southern Rock entdeckt.
Ein Stampfer wie „Villains & Thieves“, incl. Honky Tonk Piano, würde auch den Veteranen von Molly Hatchet gut zu Gesicht stehen, und das mitreißende „Rock Ready“ erzeugt nicht nur aufgrund seiner Slide Guitar Gedanken an staubige Rodeos. Bei der tollen Ballade „Forsaken“ darf der tolerante Fan sogar ein paar Country Klänge heraushören, während „On the Waterfront“ mit fetter Blues Schlagseite und cooler Hammond - Orgel ebenfalls beste Saloon – Mucke ist.
Allerdings sind diese Elemente niemals so präsent, dass sie nerven würden. Im Gegenteil: sie stellen eine absolute Bereicherung im Klangbild der Legende dar. Selbst beim größten Exoten des Albums, dem funkigen „Living Proof“, verlassen UFO niemals ihr angestammtes Terrain.

Für die Puristen gibt es freilich auch genügend Ohrenfutter, wie die typisch britische 70's Hommage „Stranger in Town“ oder „Stop Breaking Down“, ein Musterbeispiel dafür, wie man AOR trotz Ohrwurm - Melodie auch unkitschig vortragen kann.
Ein ebensolches Highlight und von gleicher Machart ist „Can't Buy A Thrill“, eine treibende und (auch textlich) ergreifende Midtempo – Hymne. Klasse!

Irgendwann in grauer Vorzeit haben UFO schon einmal eine Scheibe ohne Pete Way aufgenommen, was mächtig in die Hose ging („Misdemeanor“). Anno 2009 sieht die Sache komplett anders aus. Trotz - oder gerade wegen – der etwas untypischen Ausrichtung klingt „The Visitor“ wesentlich ausgereifter und - natürlich! - abwechslungsreicher als die beiden Vorgänger.
Die wunderbar rohe Produktion tut ihr übriges.
Gerade heute, wo etliche Klon - Kapellen mit ihren Retro - Alben abgefeiert werden wie die Heilsbringer der Musik, ist eine authentische Band wie UFO nahezu lebenswichtig.

Tracklist:
1. Saving Me
2. On the Waterfront
3. Hell Driver
4. Stop Breaking Down
5. Rock Ready
6. Living Proof
7. Can`t buy a thrill
8. Forsaken
9. Villains&Thieves
10. Stranger in town
11. Dancing with St. Peter (Bonus-Limited Edition)

Line Up:
Phil Mogg - Vocals
Vinnie Moore - Guitars
Paul Raymond - Keyboards, Guitars
Andy Parker - Drums

DISCOGRAPHY:

1970 - UFO
1971 - UFO II – Flying
1972 - Live
1974 - Phenomenon
1974 - Live In Concert
1975 - Force It
1976 - No Heavy Petting
1976 - Space Metal
1977 - Lights Out
1978 - Obsession
1979 - Strangers In The Night
1980 - No Place To Run
1981 - The Wild, The Willing And The Innocent
1982 - Mechanix
1983 - Making Contact
1985 - Misdemeanor
1986 - Anthology
1988 - Ain't Misbehavin'
1992 - High Stakes & Dangerous Men
1992 - Lights Out In Tokyo/Live In Japan
1992 - The Essential
1993 - T.N.T.
1994 - Live In Texas
1994 - Too Hot To Handle
1995 - Walk On Water
1995 - Heaven's Gate
1997 - X-Factor - Out There & Back
1998 - On With The Action
1999 - Best Of UFO - Gold Collection
2000 - Covenant
2001 - Regenerator - Live 1982
2002 - Sharks
2004 - You Are Here
2005 - Showtime
2006 - The Monkey Puzzle
2009 - The Visitor
2010 - The Best of a Decade

SQUEALER-ROCKS Links:

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UFO - Nürnberg, Hirsch (Live-Review)

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