Squealer-Rocks.de CD-Review
Griftegård - Psalm Bok

Genre: Doom Metal
Review vom: 05.06.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 08.05.2009
Label: Ván Records



Manch einer mag sich schon die Frage gestellt haben, weswegen man gerade den schleppend langsamen Vertreter des Rocks bzw. Metals mit dem schwermütigen und metaphorischen Beiwerk „Doom“ versieht. Verdienten diesen nicht ebenso all jene epischen Kompositionen aus den unzähligen Abkömmlingen der harten Gitarrenmusik? Die Antwort auf diese Frage erscheint wie die musikalische Welt des Doom Metals selbst, nicht scharfkantig und doch ungemein schneidend zugleich. Doom – Schicksal im Sinne von Verdammnis. In Anbetracht dessen gibt es wohl keinen besseren Bandnamen als Griftegård; ein Friedhof ohne Kapelle, wo in den Ästen der Bäume die Stimmen der Toten im Winde treiben.

„Psalm Bok“ ist noch kein Album und doch schon mehr als eine bloße EP, denn die doom-typische unheilschwangere Atmosphäre, die Griftegård hier erschufen, reduziert sich nicht auf die gut 18 Minuten, sie schafft sich Raum weit darüber hinaus. Nicht nur die düsteren, langsamen Melodien sind es, die den fast schon spirituellen Reiz dieser beiden Stücke ausmachen, auch in den Texten von Ola Blomkvist atmet den Geist der süßen Verwesung. Ist es im ersten Stück „Charles Taze Russell“ noch die Prophezeiung des letzten Gerichts in den gräulichen Metaphern der Offenbarung des Johannes, so schreitet man in „Paul Gustave Doré“ auf den metaphorischen Pfaden des Todes.

Musikalisch ist „Psalm Bok“ herausragend - urtypischer Doom Metal, der seine Kraft aus der Bedächtigkeit seiner Kompositionen und Ausdrucksstärke seines Sängers Thomas Eriksson schöpft.
Insbesondere der zweite Track „Paul Gustave Doré“ schleppt sich Unheil beschwörend heran, so als ob die Welt innehalten müsste im schwebenden Zustand zwischen Leben und Tod.
Schwer und grollend rollen die schleppenden Riffs und träge stampfenden Drums aus den Boxen und ohne weiteres findet man sich in Gedanken in einem düsteren Keller wieder, nichts weiter zwischen sich und der Musik, als die leibliche Hülle, deren Grenzen jedoch im steten Strom der raumgreifenden, die Dunkelheit erfüllenden Melodien allmählich verschwimmen.

Fazit: Musik soll Gefühle vermitteln und im Falle von Griftegårds EP „Psalm Bok“ verfehlt sie dieses primäre Ziel nicht. Nachdem bereits im Frühjahr My Dying Bride und diverse andere Doom Metaller mit ihren Alben punkten konnten, braut sich hier über Schweden etwas zusammen, das die Welt ins Wanken bringen wird, wenn man es denn entfesselt. Man darf auf das Debütalbum der Schweden gespannt sein – diese EP ist bereits außerordentlich beeindruckend!


Tracklist:
1. Charles Taze Russell
2. Paul Gustave Doré

Line-Up:
Thomas Eriksson – Gesang
Ola Blomkvist – Gitarre
Per Broddesson – Gitarre
Dennis Olsson – Bass
Jens Gustafsson – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2007 – Psalm Bok (LP)
2009 – Psalm Bok
2009 – Solemn.Sacred.Severe


SQUEALER-ROCKS Links:

Griftegård - Psalm Bok (CD-Review)
Griftegård - Solemn.Sacred.Severe (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren