Squealer-Rocks.de CD-Review
Judas Priest - A Touch of Evil - Live

Genre: Heavy Metal
Review vom: 01.07.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 10.07.2009
Label: Sony Music



Als Judas Priest im Februar durch unsere Lande tourten, gab es im Vorfeld nicht wenige Fans die der besten Heavy Metal Band aller Zeiten keine gute Live - Performance mehr zutrauten. Das epische und stilistisch ungewohnte „Nostradamus“ - Album und insbesondere die in der Vergangenheit des Öfteren schwache Form von Rob Halford hinderten doch etliche Wankelmütige an einem Konzertbesuch, was sich in katastrophalen Zuschauerzahlen niederschlug. Allerdings hatte sich in Windeseile - dem Netz sei Dank! - rumgesprochen, dass alle Anwesenden Zeuge einer der besten Priest Shows ever waren und der Metal Gott endlich wieder als solcher erkennbar ist – stimmlich (fast) immer auf der Höhe und agil wie eh und je. Alle Daheimgebliebenen dürften sich also kollektiv in den Arsch beißen und um Salz in die Wunde zu streuen, wird nun das dritte offizielle Live - Album der Band veröffentlicht (Nein, ich habe mich nicht verzählt, denn Alben ohne Rob Halford sind keine Judas Priest Alben).

„A Touch of Evil - Live“ beinhaltet ausschließlich Songs, die es auf „Unleashed in The East“ und „Priest..Live“ nicht zu hören gab. Mal davon abgesehen, dass dies bei 7 der elf Tracks eh nicht möglich wäre, weil sie zu aktuell sind, eins der positiven Dinge an diesem Output – zu den negativen komme ich noch.
Das markanteste und angenehmste Merkmal überhaupt ist freilich der Sound der CD, hier darf man schon von einem kleinen Meilenstein sprechen. Nach über 20 Jahren haben Judas Priest wieder mit Tom Allom zusammengearbeitet, dem Produzenten von Alben wie „British Steel“, „Screaming For Vengeance“ und „Unleashed in the East“. Da man den Konzert - Mitschnitt von 1979 auch gerne „Unleashed in the Studio“ nennt, ist der Gute diesmal auf Nummer Sicher gegangen: hier ist definintiv alles live, mehr live geht nicht!
Das beste Beispiel ist der umstrittene „Painkiller“, von dem selbst die härtesten Halford Fans fordern, man solle ihn doch endlich aus dem Set nehmen: Der Metal Gott hat wirkliche Mühe mit dem Stück und klingt zu Teilen wie ein angestrengter Udo Dirkschneider. Er macht die Sache zwar recht ordentlich, doch es ist schon eine sehr mutige und uneitle Entscheidung, den Song auf einen offiziellen Release zu packen; aber auch eine sehr sympathische und ehrliche Geste.
Hoffentlich wird bei der Diskussion um den Schmerztöter nicht vergessen, dass Rob alle anderen 10 Stücke mit Bravour meistert.

Zurück zum Sound: Die Aufnahmen ballern erstaunlich roh aus den Boxen. Es ist kaum zu glauben, wie viel Raum man Scott Travis mit seinen höllischen Drums gegeben hat. Auch scheint es fast so, dass sich Tipton und Downing außerhalb der Soli etwas zurückgenommen haben. Ich versuche es mal mit folgender Beschreibung: Es hört sich so an, als stünde man mitten in der Halle! Keine Spur von diesen klinischen Mitschnitten, die mittlerweile schwer in Mode gekommen sind. Hier gibt es Ecken und Kanten, hier spürt man Atmosphäre. Man höre sich nur „Riding On the Wind“ an!
Zweifellos ein Referenzwerk, Mr. Allom.

Weitere Highlights sind der „Nostradamus“ - Opener „Prophecy“, der um einiges saftiger als in der Studio - Version tönt, das schlicht geniale „Between the Hammer and the Anvil“, bei dem es Travis' Drumspiel tatsächlich schafft, dass man trotz Kopfhörer Schläge in den Magen bekommt und das unwiderstehliche „Beyond the Realms of Death“, das in dieser grandiosen Version garantiert für Freudentränen sorgen wird.

Bei aller Herrlichkeit gibt es dennoch Anlass zur Kritik, die sich hauptsächlich auf die Veröffentlichungspolitik von Sony bezieht. In Zeiten, in denen sich jeder Musikfreund den Kauf eines Tonträgers dreimal überlegt, ist es denkbar unklug einen Konzertmitschnitt als Einzel - CD zu veröffentlichen und so quasi beinahe die Hälfte eines kompletten Priest Konzerts zu vernachlässigen. Weitere Stimmungskiller sind die völlig verkehrte Reihenfolge der Setlist, sowie das Ausblenden zwischen den einzelnen Songs (wobei ich bei letzterem nur von der Promo - Version sprechen kann und nicht weiß, ob man diese Todsünde auch auf das fertige Produkt übertragen hat). Dann nämlich hätte diese zweifellos edle Teil eher den Charakter eines Sammlerstücks, das eine Aneinanderreihung von seltenen Live Versionen bietet. Was genau hätte dagegen gesprochen, einen kompletten Gig zu veröffentlichen? Bei der „Rising in the East“ DVD ging's doch auch. Manche Geschäftsgebaren muss man wohl nicht verstehen...

Tracklist:
1. Judas Rising
2. Hellrider
3. Between The Hammer And The Anvil
4. Riding On The Wind
5. Death
6. Beyond The Realms Of Death
7. Dissident Aggressor
8. A Touch Of Evil
9. Eat Me Alive
10. Prophecy
11. Painkiller

Line Up:
Rob Halford - Vocals
K.K. Downing - Guitar
Glenn Tipton - Guitar
Ian Hill - Bass
Scott Travis - Drums

DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

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