Squealer-Rocks.de CD-Review
Bleibende Schaeden - Vintage Karma

Genre: Deutsch - Rock
Review vom: 11.07.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Comet Records



Der Bandname und das Covermotiv lassen mich nicht gerade vor Freude im Dreieck springen. Was mag da kommen? Mein konservatives Altrocker – Hirn meldet: „Das ist entweder übelster Krach – Punk oder abgehobene Jazz - Kacke!“
Kampfposition!! Noch mal schnell zwei, drei Ted Nugent Zitate auswendig gelernt, noch einige Manowar und Molly Hatchet Gassenhauer gehört und fertig zum Verriss!
„Leute, legt euch nicht mit Biertrinkern an!“
Und nun? Alle Vorbereitungen umsonst, Kommando zurück! Die Combo mit dem komischen Namen hinterlässt keine bleibenden Schaeden, dafür einen guten Eindruck.

Mein erster Gedanke beim Hören des Albums war: „Klingt wie der alte Westernhagen oder der alte Waggershausen.“ Das sieht die Truppe wahrscheinlich etwas anders, die von ihr gewählte Marschroute führt nach eigenen Angaben vorbei an Ton, an Steinen und an Scherben.
Da gehen wohl wirklich der Eindruck von Hörer und Künstler schwer auseinander. Gottlob kann sich der Künstler hier nicht wehren, deshalb zählt meine Beschreibung:

Insgesamt ist „Vintage Karma“ erstaunlich leicht eingängig und schön „easy“, was unbedingt als Kompliment zu verstehen ist. Im Grunde reichen die ersten beiden Tracks aus, um auch den Freund konventioneller und härterer Klänge von dieser Band zu überzeugen; sofern sein Horizont nicht am Kühlschrank endet.
„Der Punk im Überraschungsei“ bietet einen tollen Groove, die Stromgitarre dröhnt standesgemäß nach den 70ern und der Text überfordert uns nicht mit Weisheiten der intellektuellen Linken.
Nett und durchaus mit coolem Rock – Feeling.
Beim nachfolgenden ruhigen „Ohne Ziel“ dürfte es wohl keinen Zeitgenossen geben, der hier nicht an Frühwerke von Westernhagen denkt. Ein fantastisches Lied mit enorm viel Gefühl und einem schönen Mandolinen Solo. Hut ab! Ein wirklich toller Song.

Es bleiben neben den Schaeden und dem guten Eindruck jedoch mehr als zwei Songs, die der Rede wert sind.
„Exil“ ist ein echter Ohrwurm, so eine Art Oasis auf deutsch. In die gleiche Schiene haut „Kaleidoskop“. Ein bisschen Hooters, ein bisschen Beatles und das übliche Deutsch – Rock Flair; könnte echt ein Radio - Hit werden.
Der „Wolkenlose Himmel“ hätte auch auf einem Rio Reiser Solo Album stehen können und „Weihnachten in Berlin“ ist nichts anderes als eine leicht sozialkritische Hommage an die Gegenden der Hauptstadt, verpackt in einem Liebeslied.

Sogar ein Gespür für Dramaturgie darf man den Musikern aus dem Großraum Bonn attestieren: mit dem flippigen „Die Ballade von Mary und Jane“ stellt man kurz vor Ende des (regulären) Albums noch so etwas wie eine kleine Hymne auf die Setlist. Da darf gehüpft und gesungen werden!
Schließlich intoniert dann eine zwar sehr, sehr gute Sängerin den „Riverman“, aber so richtig passend ist das nicht; was auch für den Rest des Album, hier die „C - Seite“ genannt, gilt. Hier hört man in der Tat die eingangs von mir befürchteten Jazz - Interpretationen und noch allerhand mehr geistig hochstehende Mucke.
Nee – dat is' uns dann doch zu intellektuell.

Das hält mich allerdings nicht davon ab, den „normalen“ Teil der Scheibe auch Metal Fans und Biertrinkern wärmstens ans Herz zu legen. Wer mal Lust auf eine paar ruhigere Töne und ein Faible für Deutsch - Rock der guten alten Schule hat, der wird mit „Vintage Karma“ ein paar schöne Stunden erleben.

Tracklist:
1. Vintage Karma Intro
2. Der Punk im Überraschungsei
3. Ohne Ziel
4. Exil
5. Kaleidoskop
6. Der wolkenlose Himmel
7. Haifischzahn
8. Weihnachten in Berln (Albumversion)
9. Die Ballade von Mary und Jane
10.Riverman
11. Vintage Karma Outro

"C - Seite":
12:Would You Cum To My Place

Line - Up:
Dietmar "Goliath" Schmeil - Vocals & Guitar
Gerd "Gottesfurcht" Breuch - Bass
Stefan "Steve" Ludmann - Drums
Johanna Pfeifer - Accordeon & Vocals
Carsten "Keule" Collenbusch - Guitar & Mandolin

DISCOGRAPHY:

1999 - Hotel Europa (Maxi)
2005 - Hossa mein kleines Leben
2009 - Vintage Karma

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