Squealer-Rocks.de CD-Review
Wicked Temptation - Seein' Ain't Believin'

Genre: Heavy Rock
Review vom: 09.03.2010
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 12.03.2010
Label: Fastball / Sony Music



Früher war alles besser. Jedenfalls dann, und ziemlich sicher auch nur dann, wenn wir den Nostalgiefaktor hinzurechnen. Bestens zu erleben in Sachen Musik: So mancher Song aus anderen Dekaden, den wir geradezu als Göttergeschenk in Erinnerung haben, entpuppt sich bei nochmaligem Hören 20 Jahre später als Weihnachtskrawatte in zartem Rosa.

Was schwärmen wir alten Säcke auch heute noch von den 80ern. Den unzähligen geilen Kapellen. Den unzähligen unvergesslichen Live-Shows. Der Aufbruchsstimmung in der Szene. Alles wahr, ohne Frage. Aber daneben existierte, damals genau wie heute, neben den Highlights unzähliges Mittelmaß. Grenzwertig und ganz schwierig wird es genau dann, wenn eine Kapelle sich anno 2010 aufmacht, den Sound der damaligen Zeit wieder zu beleben.

Nichts weniger als dieses große Ziel haben sich Wicked Temptation auf die Fahne geschrieben. Eine Kapelle, die zwar erst 2008 gegründet wurde, durch die Bank aber aus erfahrenen Musikern besteht. Hans in't Zandt beispielsweise verdrosch schon bei den großartigen Käserollern Vengeance die Felle. Stilistisch ist „Seein' Ain't Believin'“ eine Zeitmaschine geworden, die einen direkt lockere 20 Jahre in die Vergangenheit pustet. Sehr klassischer Riff-Rock ist angesagt, irgendwo zwischen europäischem Heavy Rock und us-amerikanischem Hard Rock der damaligen Zeit.

Keine Ahnung, ob die Verbeugung vor den alten, guten Tagen sogar bewusst konsequent bis zur Produktion durchgehalten wurde, Fakt ist jedenfalls. Dumpf und wenig transparent klingt „Seein' Ain't Believin'“ so, als hätte sie soundtechnisch schon 20 Jahre auf dem Buckel. Musikalisch, und dabei sind wir bei den Gefahren eines solchen Unterfangens, kommt die Scheibe ebenfalls zu keinem Zeitpunkt aus dem Schatten der großen Vorbilder heraus. Nehmen wir den Riff des Openers „Money“, beispielsweise: Den hatten die oben genannten Vengeance vor gefühlten 100 Jahren schon bei „She Is The Woman“ am Start. Damals war das cool und rockte wie Sau, heutzutage darf schon die Frage gestellt werden, was die hunderste Auflage davon bewirken soll.

In der Folge dümpelt das Debut-Werk von Wicked Temptation nicht weiter störend, aber auch wenig nachhaltig am 80er-Haudegen vorbei. Die üblichen zwei Quoten-Balladen gibt’s, von denen mit „Magic“ zumindest für meine Ohren eine völlig missraten ist. Frontmann Hackenberg ist ein ordentlicher Rock-Shouter, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die Song sind eingängig, simpel und machen Laune, tönen aber zugleich sehr altbacken und erreichen zu keinem Zeitpunkt das Niveau derjenigen Kapellen, deren Fans hier angesprochen werden sollen.

Dazu gehören, laut Promo-Flyer, Dokken, Ozzy Osbourne, Lynch Mob, Judas Priest und Dio und ja: Grundsätzlich würden sich Freunde dieser Über-Rocker mit dem Stil von Wickend Temptation sicher anfreunden können. „Seein' Ain't Believin'“ leidet allerdings unter einer schlappen, dumpfen Produktion und wenig abwechslungsreichen, extrem vorhersehbaren Songs, so dass auch Anhänger des 80er-Jahre-Metal vor dem Kauf zumindest eine Proberotation einlegen sollten.

Tracklist:

1.Money
2.Love Just Ain't Enough
3.Hellraiser
4.Liar
5.Magic
6.Rock'n'Roll Disaster
7.Seein' Ain't Believin'
8.Hard To Take
9.Children
10.Waking Up To Die

Lineup:

Hans in 't Zandt (drums)
Dirk Hackenberg (vocals)
Peter Wagner (guitars)
Marc Herrmann (bass)

DISCOGRAPHY:

2010 - Seein' Ain't Believin'

SQUEALER-ROCKS Links:

Wicked Temptation - Seein' Ain't Believin' (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren