Squealer-Rocks.de CD-Review
Kosmic Horror - Zarkov Protocols Vol. 2

Genre: Progressive Metal
Review vom: 28.06.2010
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Kosmic Horror Records



Der Weltraum….

Unendliche Weiten….

Das Raumschiff Enterprise ist überall im Universum auf intelligentes Leben gestoßen. Nur in der Galaxis, genannt Milchstraße, auf dem dritten Planeten eines Sternes vom Typ G, der von den Eingeborenen Erde genannt wird, leider nicht!

Macht aber nichts, denn dafür gibt es im All jede Menge fremdartige Intelligenzen zu bestaunen, allen voran die archaischen, aber niedlichen Klingonen und die bizarren, aber doch irgendwie putzigen Borg.
Ich mag Enterprise schließlich bin ich damit aufgewachsen (trotzdem lebe "Raumpatrouille" hoch!) aber mir war die Serie immer zu familienkompatibel, häufig naiv und zu oft gab es den zu ernsthafter Ermahnung erhobenen moralischen Zeigefinger überdeutlich zu sehen. Nur die Borg gefallen mir wirklich, denn mit denen wird’s immer schön lustig. Sie erinnern mich an die netten Zönobiten aus den "Hellraiser"-Horrorfilmen.


Ich habe zwar nie von etwas gehört, dass bei den genannten Rassen als Musik gehandelt wird, aber jetzt ist es endlich soweit. Nach dem ersten klingonischen Rockalbum auf unserem Planeten "Zarkov Protocols Vol. I" folgt nun das zweite Werk mit dem Titel (ihr werdet es kaum glauben können) "Zarkov Protocols Vol. II" von Kosmic Horrör. Die aus klingonischen Agenten bestehende Band hat die ernsthafte Absicht, die Erdlinge mit spacigen Rocksongs zu klingonifizieren. Ihre Namen (die der Agenten, nicht der Songs) sind Zarkov, QeL, BischofB, Mortok und QaS.

"Zarkov Protocols Vol. II" ist ein Konzeptalbum, das aus auf klingonisch (!), englisch und deutsch gesungenen Songs, Intercom-Gesprächsfetzen, Atmosphäre erzeugenden Soundscapes und gesprochenen Zwischentexten besteht. Erzählt wird die Geschichte des terranischen Wissenschaftlers Zarkov und seine Erlebnisse als Gefangener und Sklave bei den Klingonen und was überhaupt so geschieht. Stichworte sind: bizarre Geschichte, Verschleppung, Gefangener, Sklaverei, Geheimpolizei, Missionarsroboter(!), Mission "False Virgin", die "Geburt" von Kosmic Horrör".

Die Intention der beiden Produzenten C. Kuhlmey und M. Richter-Reichheim und ihres Ideengebers Kumpe war, den allseits beliebten und aus Funk und Fernsehen bekannten Haudraufs aus Klingon-Land eine für sie passende Musik auf den Leib zu schneidern. Der Ethnologe und Science Fiction-Fan Kumpe war fasziniert von dem Phänomen einer Kunstsprache wie dem Klingonischen. Er hielt dazu Kontakt zu Khemorex Klinzhai, dem größten klingonischen Fanclub Europas, dessen Mitglieder die Rituale und die Sprache in dieser Subkultur am Leben erhalten.
Die Erfahrungen der beiden Musiker als Sounddesigner und Filmmusik-Produzenten merkt man dieser hervorragend produzierten Veröffentlichung deutlich an.
Bei einem Gesamtkunstwerk wie "Zarkov Protocols Vol. II" macht erst diese Mischung aus verschiedenen Zutaten die wirkliche Faszination aus. Wenn man das Ganze betrachtet, kann man dieses Gebilde daher eher als musikalisches Hörspiel, Musical oder vielleicht Space-Opera bezeichnen.

Oder, noch genauer, als Klingonical!

Jawoll, auch wenn jetzt einige meiner Kollegen schon die Messer wetzen, hiermit eröffne ich ein neues Musikgenre innerhalb unserer rockigen und metallischen Musikwelt. Ätschibätsch!
Die auf klingonisch gesungenen Titel bilden dabei die Dreh- und Angelpunkte der Story, die in dieses Gerüst aus musikalisch unterlegten Erzählparts, Gesprächsfetzen und Soundscapes eingehängt sind. Die Frage ist jetzt natürlich, welche Qualität diese Songs mal unabhängig von dem ganzen Drumherum haben.
Zunächst einmal sind die Songs progressiven Metal mit leichtem Gothic/Industrial-Einschlag. Aber Abwechslung wird großgeschrieben im Hause Kosmic Horror. Die Palette reicht von eher langsameren, entspannten Songs wie z.B. "PuchDaq Da pub", "Zarkov 2" bis hin zu härteren, leicht metallischen Nummern wie "vISov'be", "4kt" oder dem treibenden "Weak urthers", "Bom Mey Kuv" und den affenscharfen, industriellen und hervorragenden "K'Tinga" und "X-ploding".
"Manmachine" ist dagegen ein sehr schöne Stück mit akustischer Gitarre und verschiedenen sphärischen Sounds, die wie auf der gesamten(!) CD eine entsprechende Atmosphäre verbreiten. KLASSE!!!
Und Melodien schreiben können die Jungs, mein lieber Schwan. Jede Menge Hooklines und Wiedererkennungswert, wohin das Auge blickt und das Ohr hört. Und es gibt noch viel mehr zu entdecken auf "Zarkov Protocol Vol. II, z. B. das abschließende gothic-artige "Lichtermeer".
Es machte hier wenig Sinn, die einzelnen Tracks wirklich detailliert zu besprechen, denn wir haben es hier mit einem Gesamtkunstwerk zu tun. Die Songs hören sich so an, wie ich mir klingonische Rockmusik schon immer vorgestellt habe. Der Gesang ist so, wie man sich klingonischen Gesang auch vorstellt, rau aber verständlich, deshalb wirkt die Sprache wie selbstverständlich und einfach passend und besser auch als vieles aus Black- oder Death-Metal.

Abschließend kann ich nochmals mit Fug und Recht behaupten, dass wir es hier mit einem sehr guten Konzeptalbum zu tun haben, das wie aus einem Guss daherkommt. Bemerkenswert ist dabei dieser Hörspielcharakter, der es erfordert, immer die komplette CD zu hören. Also nix für Leute mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne, sondern für Kenner und Genießer, die ein Kunstwerk zu schätzen wissen und dann auch die entsprechende Zeit dafür mitbringen.

Allerdings sind Kosmic Horrör nicht die ersten, die sich auf einer solche Geschichte und eine Kunstsprache im Science Fiction-Gewand stürzen.
In den Siebzigern begründete die französische progressive Rock-Band Magma mit der Kunstsprache Kobaianisch das Genre Zheul. Die Musik, performiert von einer Rhythmusgruppe, dem E-Piano und einer Bläsersection aber machte es der Mehrheit der Fans sehr schwer, einen Zugang zu finden, da die zugrundeliegenden Rhythmen, Arrangements und Instrumentierungen (Chorgesang!) selbst für gutwillige Hörer von progressiver Rockmusik (wie mich beispielsweise) zu ungewöhnlich waren. Die Veröffentlichung "Atthak" von 1977, auffällig durch ein Coverbild vom Schweizer Künstlers H.R. Giger, habe ich mir nur seinetwegen gekauft. Einen größeren Fehlkauf hat es in meinem Leben nicht gegeben. Dagegen verblasst selbst der Griff zum Perkusisonsoverkill der deutschen Rockband Niagara mit z.B. Udo Lindenberg am Schlagzeug. Aber die Basis für Magma an sich war eben wie bei Cosmic Horrör eine bizarre, allerdings noch ausgefeiltere, Science Fiction- Mystik, wobei sich die Band als Sprachrohr der Kobaianer zur Verkündigung des Untergangs der Erde durch Hass, Krieg und Umweltzerstörung verstand. (siehe auch die Öko-Oper "L'Opera Vert" vom Franzosen Eric Charden von 1978). Diese Umweltthematik war halt seinerzeit erstmals ganz groß im Kommen.

Verglichen also mit diesen Vorbildern, vor allem Magma, ist Cosmic Horrör leichter verdauliche Kost, obwohl "Zarkov Protocols Vol. II" durchaus eine komplexe Struktur und eine interessante Geschichte zu erzählen hat, die im Booklet erläutert wird. Was die Liedtexte anbelangt, sind sie leider nicht abgedruckt. Würde mir aber auch nix nützen.
Zusammengefasst: richtig gut! Sehr gute Songs! Leicht bizarre Story! Klasse Gesamtkunstwerk! Kaufen! Sofort! Bitte!
Danke!


Tracklist:
1. Protocol VI 2:27
2. PuchDaq Da pub 4:17
3. Intercom 1 / trek to the stars 0:29
4. VISov'be / BischofB 2:58
5. Intercom 2 0:04
6. 4kt 3:26
7. Truth as a weapon 1:47
8. Protocol VII 1:42
9. Zarkov 2 3:53
10. Weak urthers 3:21
11. Protocol VIII 1:56
12. Bom Mey Kuv 2:30
13. K'Tinga 3:35
14. Manmachine 4:12
15. x-ploding 4:41
16. Isqu' 2:29
17. Note 1 1:07
18. Lichtermeer 4:02

Line-up:
Zarkov (Christian Kumpe) - vocals, narrator
QeL (Christian Kuhlmey) - drums, backing vocals
BischofB (Mathis Richter-Reichhelm) - vocals, guitars, e-violin, syntheziser, thermin
Mortok (Michael Postmann) - guitar, backing vocals
QaS (Detlef Strüb) - bass, backing vocals


DISCOGRAPHY:

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