Squealer-Rocks.de CD-Review
Yana Mangi - Earth Shadow

Genre: Joik Rock/World Music
Review vom: 23.09.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 24.09.2010
Label: Transubstans Records



Yana Mangi Sundgren ist in folkloristischen Kreisen keine Unbekannte. Dass nun aber mit dem monatlichen Promosegen ihr neustes Album ins Haus flattert, verwundert doch schon etwas, erwartet man sonst eher rockige bis metallische Klänge zu finden.
Wer sich aber etwas näher mit Yana beschäftigt, der bemerkt, dass sie schon immer die Art von Musik machte, die ihr gefiel, ungeachtet von Moden und Strömungen.
Lasst uns nun also eintreten in den Schatten der Erde...

Bereits nach wenigen Klängen vermag man zu sagen, dass diesem Album etwas Magisches innewohnt. Die Musik scheint lebendig zu werden, zu atmen und den ganzen Raum mit einer prickelnden Spannung zu füllen. Dabei sind alle Stücke durchdrungen von Bildern und Gedanken, die den Hörer berühren, egal ob sie auf Schwedisch, Englisch oder im Joiking Stile gesungen sind. Gerade letzterer zieht sich wie ein roter Faden durch alle Kompositionen.
Es gelingt Yana mehr als nur einmal populärmusikalische Eingängigkeit mit dezentem Joiking und schamanischen Trommeln in einer erhebend spirituellen Weise zu verknüpfen, so dass man nicht um den ein oder anderen Gänsehautschauer herum kommt.

Immer und immer wieder rotiert die Scheibe, so als ob sie selbst dem Zyklus des Mondes folgen müsste, und doch fällt es schwer dieses Hörerlebnis in Worte zu kleiden. Beginnend mit dem, an die schwedische Folk Pop Band Nordman (Ensiferum coverten auf „From Afar“ das bekannte „Vandraren“) erinnernden, „Sökare“ über das rockig, poppige und in seiner Wirkung an Gospel angelehnte „Say You Will“, welches einen unweigerlich zum Mitsingen und -wippen animiert, landet man bei „The Sun“, das wiederum mit Country Music Elementen garniert ist.
Dies alleine will schon sagen, dass Yana sich tatsächlich nicht auf einen Stil festnageln lässt: „Earth Shadow“ ist alles und zugleich atemberaubend eingängig.

Mit klassischem Joik, wie man ihn von Bands wie Värttinä und Hedningarna kennt, haben die meisten Stücke nicht viel gemein und dennoch gibt es sie, die Passagen, die vom Rhythmus der Trommeln geprägt sind und eine fast schon hypnotische Wirkung entfalten.
Klassisch, in oben genannter Weise, mutet „Nåjden“ an, dessen sphärische Instrumentalparts an Art Rock früherer Jahre denken lässt, die aber im nächsten Moment in einen schnulzigen, von einem nicht näher bestimmten Sänger gesungenen, Refrain übergehen. Man kommt nicht umhin gerade dieses Stück vom musikalischen Aspekt mit den Christrockern Ajalon in Verbindung zu bringen.

Nach all diesen schamanisch-spirituellen Stücken jeglicher Couleur lädt „Altajärvi“ einfach nur zum Feiern und Tanzen ein. Über das ungemein stimmungsvolle „Haukivaarn“ gelangt man zu dem bildgewaltigen „Seasons“. Gäbe es einen Film über Lappland, wie es „Le Denier Trappeur“ über Alaska ist, so wäre dies der Soundtrack. Man glaubt förmlich das nordische Jahr in seinen Extrema und kraftvollen Farben vor seinem geistigen Auge vorbei ziehen zu sehen.
Bevor man in „Free“ gänzlich seinen Körper verlässt und sich auf eine Geistesreise begibt, ganz so wie es im Sinne des schamanischen Gesanges liegt, den Wind unter den Schwingen und die Strahlen der Sonne im Gesicht zu spüren vermeint, begibt man sich mit „Walking Song“ auf einen Spaziergang unter alten Bäumen und nordischem Himmel, welcher wahrlich im besten Road Blues Stile gehalten ist und gleichwohl das Gefühl von Jazzbar atmet.

Wer sich nun noch immer frägt, wie man diese Musik am besten nennen mag, der sollte einfach sich den Titel des Stückes „Nýojk“ zu Herzen nehmen – neuer Joik oder vielleicht auch Joik Rock ist wohl die treffendste Bezeichnung für dieses Schmucke Stück, aber auch für das ganze Album. Sphärische Klänge, Nordlichter am Himmel, dezent orientalischer Klang, Schweben im Raum und dazu ein Litanei ähnlich gesprochener Text:


“He, who comes to you, shall never hunger.
He, who believes in you, shall never thirst.
He, who follows you, shall not walk in darkness.
For I will be you, and you will be me.
[…]”


Das ist „Promises“ und der Ausklang eines unkonventionellen Albums, das nichts sein will, aber alles ist.

Fazit: Obiger Satz könnte bereits das Fazit sein, denn besser lässt sich „Earth Shadow“ wohl nicht zusammenfassen. Von Blues über Country bis hin zu Pop, Rock und Sami Folk ist alles dabei. Wer einfach nur einmal entspannt auf eine musikalische Reise gehen mag, der ist bei Yana Mangi genau richtig.


Tracklist:
1.Sökare
2.Say You Will
3.The Sun
4.Nåjden
5.Altajärvi
6.Haukivaarn
7.Seasons
8.Nýojk
9.Walking Song
10.Free
11.Promises

Anspieltipps: ALLE!

Line-Up:
Yana Mangi Sundgren – Gesang
Linda Lampenius – Violine

DISCOGRAPHY:

1993 - Ealat
1994 - I’m Alive (mit Accagas)
1995 - Free Your Mind (mit Accagas)
1999 - Till Kiruna
2002 - Enyoik
2004 - Free
2010 - Earth Shadow


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Yana Mangi - Earth Shadow (CD-Review)

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