Squealer-Rocks.de CD-Review
Radio Dead Ones - AAA

Genre: Punk
Review vom: 14.04.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 15.04.2011
Label: Steamhammer (SPV)



Es gibt Alben, da weiß man bereits nach den ersten Sekunden, dass man beim Rest der Scheibe entweder grinst oder kotzt. Das überschätzt betitelte Intro „Might Mass Hysteria“ gibt schon mal die Richtung vor: Heute Abend scheißen wir auf eine saubere Produktion, kacken auf filigrane Breaks, Riffs, Soli und pissen auf klare Vocals. Heute Abend trinken wir Billig – Bier und hören Punk. Nee, nee, keinen Ostküsten / Happy - Punk mit Gute Laune – Refrains, sondern den echten Rotz von der Insel. Den Dreck, den seinerzeit U.K. Subs, The Clash und Konsorten zelebriert haben.

In der Tat: Wüsste ich es nicht besser, ich würde die Berliner Radio Dead Ones für Briten halten. In erster Linie ein Verdienst von Frontman Beverly Crime, der seine Poeme in schönstem Slang runterbrüllt.

Moment mal – natürlich sind die Radio Dead Ones keine Retro - Band, es macht sich halt nur immer gut, wenn man die alten Heroen als Referenz nennt, die kennt halt jeder. Natürlich klingen die Boys ohne Radio – Airplay auch in gewisser Weise modern, hier haue ich mal Krawall – Combos a la Rancid oder Cryptic Slaughter in die Runde.

Der größte Pluspunkt des Albums ist die Abwechslung, sofern dies in diesem limitierten stilistischen Rahmen möglich ist. „Emerging Market“ besitzt neben einem angedeuteten AC/DC Riff die typische Ur – Punk Attitüde mit dezentem Ska, während „Too Selective“ wie die Ramones auf hart durch die Kneipe rumpelt. Als Gimmick verwandelt sich das altbekannte „Hey, Ho“ zum Ende des Quickies überraschend in ein „Hu Ha“. Und da sag noch einer, Punk könnte nicht progressiv sein. Mit „Angelina“ gibt es gar einen kleinen Hit zu vermelden. Mit einem etwas weniger miesen Gesang und einer halbwegs vernünftigen Produktion wäre der Song ein klarer Kandidat für 1Live.

Und das ist der Punkt: Die Burschen haben das Talent, anständige Songs zu schreiben, haben Ideen und wissen die auch musikalisch umzusetzen. Nur: Sie wollen das partout nicht zugeben. Denn das hieße, sich anzupassen. Stattdessen tummeln sich zwischen leicht hörbaren Nummern immer wieder überdrehte Tracks, bei denen der eh schon üble Gesang beinahe in Pandabär - Gefilde abdriftet.
Hier muss jeder für sich entscheiden, ob das gut oder schlecht ist. Ich tendiere zu beidem: Ein Song wie „Not Here“ besitzt Harmonien, wie sie auch von Bad Religion sein könnten, ein geiles Gitarren - Solo, einen tollen Bass, ja, die Nummer hat alles, was gute Mucke braucht. Doch ich werde den Eindruck nicht los, dass die Truppe jede Annäherung an kommerzielle Hörgewohnheiten im Keim ersticken will. Siehe oben: Gesang und Produktion. Das finde ich schade und denke mir in Altrocker - -Romantik: „Mensch, da wäre mehr drin gewesen!“.

Andererseits: In Zeiten, in denen eine sterile Hochglanz – Produktion kaum mehr als eine Kiste Bier kostet, ist diese muffige Proberaum - Attitüde natürlich gewollt und nichts anderes als ein Statement. Das macht die Band nicht nur sympathisch, sondern absolut glaubhaft. Die lieben das, was sie machen, die haben Charakter.

Über die volle Distanz ist mir „AAA“ etwas zu krawallig, aber so 1-2 mal im Monat könnte ich mir das schon geben. Für Fans die den ollen Punk mal in seiner Urgewalt, abseits von Billy Talent und Green Day, hören wollen, ist das Triple A jedoch uneingeschränkt empfehlenswert.

Tracklist:
01Might Mass Hysteria
02 Sensual Seduction
03 Emerging Market
04 Too Selective
05 Cigars + Rum
06 Angelina
07 Dirty Love Hotel
08 Into The Sun
09 Fuck Em All
10 Mary Me Or Bury Me
11 Not Here
12 Rdo2 (brämf)
13 Smoking
14 You Don't Make Me Feel Anything 15 God Speed You

Line Up:
Beverly Crime – Vocals
Rik Oldman – Guitar
Andru Bourbon – Bass
TV Moerk - Drums




DISCOGRAPHY:

2008 - Radio Dead Ones
2011 - AAA

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