Squealer-Rocks.de CD-Review
Lake Of Tears - Illwill

Genre: Dark Metal
Review vom: 22.04.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 29.04.2011
Label: AFM



Na, da bin ich aber mal von den Socken! Ich hätte eher Status Quo oder AC/DC einen Richtungswechsel zugetraut, bevor ich von Lake Of Tears etwas anderes als diese absolut einzigartige Melange aus Psychedelic / Stoner / Space Rock mit melancholischen Gothic - Elementen erwartet hätte. Vorweg: die Schweden haben sich nicht komplett verändert, aber sie haben sich ein ganzes Stück geändert. So sehr, dass ich beim Opener „Floating in Darkness“ zunächst eine regelrechte Wut bekommen habe, getragen von dem Gedanken:
“Nein! Das können die mir doch nicht antun!“.

Statt einer gewohnt locker groovenden Eröffnung im alten Stil trümmern die Herrschaften los, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Double - Bass Attacken beim Refrain, Daniel Brennare brüllt nun, statt wie gewohnt sonor, beinahe hypnotisch seine Lyrics zu intonieren, und tatsächlich wird dem Deibel mit verzerrten Vocals ein saftiges „666“ gewidmet.
Seit 1997, „Crimson Cosmos“, bin ich ein Fan von Lake Of Tears (die ja, streng genommen ein Ein - Mann - Projekt von Herrn Brennare sind), wie also umgehen mit diesem Schock? Weiterhören? Keine Chance! Der Eindruck sitzt zu tief, als das man sich nun auf andere Songs konzentrieren könnte.

Also mal schnell diverse Hausarbeiten erledigt, um einen klaren Kopf zu bekommen und dann frohen Mutes auf zu Versuch Nummer Zwei. Und siehe da: So schlimm ist das gar nicht, nein eigentlich sogar ziemlich cool. Denn trotz aller Brachialität und dem überhöhten Tempo erkennt man, sobald man den ersten Kulturschock verdaut hat, die gängigen Kompositionen, die Lake of Tears ausmachen.
Alles also gar nicht so schlimm? Nö – denn nun folgt der Titeltrack. Und der ist zwar auch durch den aggressiven Gesang und die extrem rohe Produktion untypisch für die Camper vom Tränensee, aber wird spätestens beim dritten Durchlauf zur Sucht und offenbart die Gabe dieser Band, faszinierende Songs zu schreiben. Die Nummer beginnt recht schleppend und mit einem ziemlichen Scheiss - Gesang, kommt dann aber mit einem Chorus um die Ecke, der mich schlicht und einfach unter meinem Kopfhörer paralysiert. Fette, FETTE, Riffs und Growls, die irgendwie unbeschreiblich sind; wie man ja merkt.

OK – eine Track by Track Kritik würde den Rahmen sprengen, deshalb in Kurzform: die angesprochene neue Härte zieht ich wie ein roter Faden durch das Album. „Parasites“ geht pfeilschnell durchs Ziel und erinnert mit seiner rohen Attitüde an die erste Maiden Scheibe. Bei „The Hating“ gibt es gar Riffs, die sich auf Metallicas „Kill ‚em All“ gut gemacht hätten. Auch das ist eine Überraschung: Nämlich, das gerade Lake Of Tears den guten alten Speed Metal auf eine eigentümliche Art hochleben lassen. Und das klingt auch noch gut.

Geteilter Meinung dagegen kann man über den Rausschmeisser „Midnight Madness“ sein. Das ist zu weiten Teilen Black Metal! Ja, richtig gelesen. Die Ähnlichkeiten zu Dimmu Borgir sind frappierend. Als Gimmick ist das Ganze OK, aber dieses Panda - Bär Gekeife passt nun ganz und gar nicht zu dieser Band und spätestens ab Durchgang Numero drei nervt es nur noch. Bitte beim nächsten Album nicht wiederholen.

Dennoch vergisst Herr Brennare nicht die alten Tugenden. „House of the Setting Sun“ ist ein Juwel, ein richtig großes sogar. Wer diese psychedelisch angehauchte Halb – Ballade hört, der weiß warum Lake Of Tears diesen enormen Status im Underground besitzen. Das Ding hat schon beinahe Pink Floyd Niveau. Doch es geht immer noch besser: „Behind the Green Door“ ist das, was mich zum Fan von dieser Band gemacht hat. Ein zweites „Devils Diner“. Hier hören wir die ursprünglichen Lake Of Tears. Fette Riffs, dezente Melodien, die nur diese Band so schreiben kann und ein Gitarren – Solo, wie es nur diese Band kann. Vergleiche mit HIM verbitte ich mir ausdrücklich!

Bei allen Versuchen die Länge des Reviews in Grenzen zu halten, darf ein Song nicht fehlen: „Out Of Control“. Spacige Keyboards fusionieren mit Tribal Drums und eine Art „Indianer – Feeling“ durchzieht diese Hüpf – Nummer mit fetten „Ohhoohoo“ – Chören. Als Sahnehäubchen wieder mal das Lake Of Tears Trademark, mit spartanischen Mitteln, sprich simplem Songwriting in nicht einmal drei Minuten eine akustische Droge auf CD zu bannen, der man sich wochenlang nicht entziehen kann.

Lake of Tears ist eine Gratwanderung gelungen, wie es sie höchst selten zu hören gibt. Die Truppe hat sich weiterentwickelt, den Rahmen jedoch nicht gesprengt. Die Songs neuerer Ausrichtung sind immer noch unverkennbar Lake Of Tears und es gibt dennoch genügend alte Standards zu hören. Somit dürften die alten Fans zufrieden sein und ein Haufen neuer Freunde sollte ebenfalls hinzugewonnen werden. Alles richtig gemacht!
Nach „ A Crimson Cosmos“ die beste Scheibe der Schweden.

Tracklist:
01. Floating In Darkness
02. Illwill
03. The Hating
04. U.N.S.A.N.E.
05. House Of The Setting Sun
06. Behind The Green Door
07. Parasites
08. Out Of Control
09. Taste Of Hell
10. Midnight Madness

Line Up:
Daniel Brennare – Vocals, Guitar
Magnus Sahlgren – Guitar
Mikael Larsson – Bass
Johan Oudhuis – Drums

DISCOGRAPHY:

1994 - Greater Art
1995 - Headstones
1997 - A Crimson Cosmos
1999 - Forver Autumn
2002 - The Neonai
2004 - Black Brick Road
2007 - Moons And Mushrooms
2011 - Illwill

SQUEALER-ROCKS Links:

Lake Of Tears - Moons And Mushrooms (CD-Review)
Lake Of Tears - Illwill (CD-Review)

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