Squealer-Rocks.de CD-Review
Pagan's Mind - Heavenly Ecstasy

Genre: Melodic / Progressive / Metal
Review vom: 14.05.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 20.05.2010
Label: Steamhammer / SPV



Wenn mein hochgeschätzter Chefredakteur, seines Zeichens bekennender Minimalismus – Freak („mehr als ein Break pro Song ist Jazz“) und überzeugter Prog - Hasser, eine progressive Metal Truppe mit solchen Tiraden wie „Meisterwerk“ und „wie geil kann Musik eigentlich sein?“ abfeiert, dann ist das in etwa so, als würde die Hölle zufrieren oder ich ein kühles Bier ablehnen.

Möglich gemacht haben dieses in der Wissenschaft als das „Squealer – Paradoxon“ bekannte Phänomen die Norweger von Pagan’s Mind. Zusammen mit ebenfalls exzellenten Combos wie Circus Maximus, Cloudscape, Malpractice oder Stride kreierten die Burschen seinerzeit einen bis dato unbekannten Stil, der progressive Elemente mit extrem eingängigen Harmonien vermengte, die man sonst nur aus dem Melodic Metal oder AOR Bereich kannte. Man könnte auch sagen, diese Bands haben grenzüberschreitend gearbeitet und konnten somit Leute für ihre Mucke gewinnen, die, wie eben unser Pfälzer Freund mit Bon Jovi Affinität, sonst eher dem unkomplizierten Rock frönen.

Nach 4 Jahren Pause setzen Pagan’s Mind nun ihre Linie weiter fort und legen mit „Heavenly Exctasy“ ihr bisher eingängigstes und wohl auch bestes Werk vor. Ihren Stil haben sie hierbei leicht modifiziert und den Melodic Faktor noch weiter hochgeschraubt, während die proggigen Tunes ein wenig zurückgefahren wurden. Dass man immer noch um Lichtjahre von Kindergarten - Kapellen wie Freedom Call entfernt ist, dürfte dennoch keinen ernstlich überraschen. Die himmlische Ekstase ist nicht nur Titel, sie ist Programm, denn an diesem grandiosen Feuerwerk aus Power / Prog / Melodic Metal Granaten sollte niemand mit funktionierenden Geschmacksnerven etwas zu mäkeln haben.

Bei meiner Wenigkeit ist das ekstatische Wohlbefinden bereits nach dem fulminanten Eröffnungsdoppel „Eyes of Fire“ / „Intermisson“ erreicht. Braucht der Opener, eine Midtempo – Nummer mit proggigem Mittelteil und super – hymnischem Chorus, noch seine zwei / drei Durchgänge um auf die volle Punktzahl zu kommen, so brechen bei „Intermission“ schon beim ersten Hören sämtliche Dämme. Mit etwas erhöhtem Tempo wird hier mega – eingängiger Melodic Metal geboten, natürlich nicht ohne die obligatorischen höchst – intelligenten Breaks, bei dem ich wieder mal meinen Cheffe zitieren muss: Wie geil kann Musik eigentlich sein? Dezente Piano - Parts wechseln sich mit Brachial – Passagen ab und über allem thronen diese unfassbar schönen Melodien, die geilen Gitarren und die noch unfassbarer geile Stimme von Nils. K. Rue.

Der Frontman, den ich mal vorsichtig als eine Mischung aus Geoff Tate, Mark Slaughter und Rob Moratti bezeichnen möchte, gehört in der Tat zu den ganz Großen dieses mit guten Sängern geradezu gesegneten Genres. Weiter geht’s mit dem extrem vielschichtigen „Aftermath“, das von Brutalo -Attacken bis hin zu zuckersüßen Harmonien alles bietet, und dem absoluten Hit der Scheibe, „Walk Away In Silence“. Eine stampfende Nummer, die sowohl Metal Feeling, wie auch L.A. Cabrio -Flair besitzt. Das Teil wird Stammgast in den Rockdiscos der Republik. Garantiert!

Eine Karriere, die dem Stakkato / Epik Bastard „Revelation to the End“ erspart bleibt. Trotz harmonischem Refrain wird hier heftig gebolzt, was den Song jedoch nicht schlechter macht. Herausragend sind die geilen Screams nach „Painkiller“ – Manier. „Follow Your Way“ erinnert latent an das letzte Saga Werk „The Human Condition“, vor allem die Keyboard – Arbeit könnte man schon fast als Plagiat bezeichnen, und stellt gleichzeitig den schwächsten Song des Albums dar. Wobei: „Schwach“ ist im Kontext dieser Band immer noch besser als 95% der übrigen Veröffentlichungen. Mit „Live Your Life Like a Dream“ übertreten Pagan’s Mind fast die Grenze zum AOR. Ein sehr schöner Track mit Hang zur Halbballade und sehr gefühlvollem Text, der bei den Amis zum Radio – Hit werden könnte.

Der Dramaturgie entsprechend folgt mit „The Master’s Voice“ die brutalste Nummer. Gespickt mit Breaks und raffinierten Soli wird hier die Fahne des Prog Metal extrem hoch gehalten und Barde Nils brilliert als Mischung aus Halford und Dickinson. Mir persönlich ist das zu sperrig und heftig, aber es gibt ja noch „When Angels Unite“, diese Piano -Ballade mit dem Wohlfühlwert eines Urlaubs. Das Finale bestreitet der Midtempo – Kracher „Never Walk Alone“, auch hier standen Saga Pate. Der sehr pathetische Chorus verleiht dem Stück in der Tat eine Art „Farewell – Feeling“, auch wenn der Rausschmeisser nicht den Standard der Highlights halten kann.

So, mein lieber Herr Chefredakteur, ich hoffe, ich habe „Deine“ Band entsprechend gewürdigt. Schwer war es nicht, denn „Heavenly Ecstasy“ zählt schon im holden Mai zu den besten Alben des Jahres. Unter den 10 Songs finden sich mindestens 7 Jahrtausendwerke und die Produktion ist perfekt. Wer Kamelot, Avantasia oder Stratovarius mag, der kann seine Taler nicht besser anlegen.
Schade, dass wir keine Punkte vergeben, deshalb gebe ich 9 von 10.

Tracklist:
01. Contact (Intro)
02. Eyes Of Fire
03. Intermission
04. Into The Aftermath
05. Walk Away In Silence
06. Revelation To The End
07. Follow Your Way
08. Live Your Life Like A Dream
09. The Master's Voice
10. When Angels Unite
11. Never Walk Alone

Line Up:
Nils K. Rue - Vocals
Stian Kristoffersen - Drums
Steinar Krokmo - Bass
Jørn Viggo Lofstad - Guitars
Ronny Tegner - Keyboards




DISCOGRAPHY:

2000 - Infinity Divine
2002 - Celestial Entrance
2004 - Infinity Divine (Re-Release)
2005 - Enigmatic: Calling
2007 - God's Equation
2010 - Heavenly Ecstasy

SQUEALER-ROCKS Links:

Pagan's Mind - Enigmatic: Calling (CD-Review)
Pagan's Mind - God's Equation (CD-Review)
Pagan's Mind - Heavenly Ecstasy (CD-Review)

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