Squealer-Rocks.de CD-Review
Ian Hunter - Original Album Classics (3 CD Box)

Genre: Rock/ Glam Rock
Review vom: 08.10.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music



Mut zur Lücke nennt man so etwas wohl: Ich bekenne mal ganz freimütig, dass ich den Namen Ian Hunter lediglich durch die Coverversionen von Great White , die mit „Once bitten, twice shy“ einen Hit verbuchen konnten, und die Little Angels kenne, die auf ihren Konzerten stets den Klopper „England Rocks“ zockten.
Nun gut, das ist jetzt auch schon wieder um die 20 Jahre her und wie das eben so ist, nimmt man sich 2 Dekaden lang vor, sich mal „irgendwas“ vom Urheber dieser unsterblichen Klassiker zu kaufen. Und wie das eben so ist, verballert man seine Moneten stets für etwas anderes.
Wieder mal bedarf es also der höchst lobenswerten „Original Album Classics“ Reihe für die verspätete Grundausbildung zu sorgen.
Und, was soll ich sagen, ich bin geschockt! Ja, echt geschockt!

Der Schock jedoch, der ist natürlich absolut positiv. Erwartet habe ich simplen Rock, aber nicht drei der vielseitigsten Alben der rockenden und rollenden Historie, die obendrein noch wie eine Droge wirken. Wobei das Solo - Debut des früheren Mott The Hoople Fronters, treffend „Ian Hunter“ betitelt, noch erwartungsgemäß startet.
„Once bitten...“ beweist direkt, dass selbst eine anerkannte Combo wie Great White den Charme des Originals nicht mal ansatzweise umzusetzen vermag. Die Amis haben gerockt, doch Hunter mit seinem rotzigen britischen Slang hat dazu noch gerollt oder gerult - Scheiss egal, welches misslungene Wortspiel Ihr hier auswählt: Hunter ist einfach besser.


Der schon erwähnte Schock tritt erstmals nach den beiden überaus geilen Glam - Rockern „Who do You love“ und „Lounge Lizard“ ein.
„Boy“ ist ohne Übertreibung eine echte Grenzerfahrung. Irgendwie völlig kaputt, andererseits klingt diese Halb – Ballade absolut episch, erinnert an David Bowie und macht WIRKLICH süchtig.
Ohne Witz – ich kenne ja nun wirklich viel, aber selten hat mich ein Song so fasziniert wie dieser.
Dieses Wechselspiel aus krachendem Rock und leisen Songwriter Tunes zieht sich weiter durch das komplette Album und macht mich echt fertig.
Da gibt es fast schon Musical – kompatible Mini – Opern wie „It ain't easy when You fall“, dann wieder treibende Rocker im besten 70er Style a la „I get so excited“, wie sie auch von Slade oder The Sweet sein könnten. Herrlich! HERRLICH!!

Der Nachfolger „All American Alien Boy“ von 1976 ist insgesamt etwas ruhiger, doch nicht minder faszinierend. Beim schön atmosphärischen und ruhigen Opener „Letter to...“ wurde zwar mächtig bei Alice Coopers „Only Women bleed“ geklaut, aber es gibt schlimmeres.
Der Titelsong ist eine tolle Fusion aus Rock, Gospel und Blues. Hatten wir das schon? Herrlich!
Demgegenüber steht hier nur ein harter Rocker mit dem Titel „Restless Youth“.
Der Rest ist weniger restless (gibt es eigentlich einen Nobelpreis für Wortspiele?) und erinnert an Springsteen Alben wie „Nebraska“.
Nur: Hunter war früher und, was haben wir gerade gelernt?
Richtig: Hunter ist einfach besser.

Anscheinend wollte auch der Hunter, der Ian, wieder mehr rocken. Nicht anders ist zu erklären, dass „Overnight Angels“ überwiegend aus härterem Material besteht.
Klopper wie „Wild'n'Free“ oder der geile Opener „Golden Opportunity“ lassen mich endlich verstehen, weshalb KISS bei der Frage nach ihren Einflüssen ständig von Ian Hunter und Mott the Hoople faseln.
Natürlich gibt es auch hier die Mini - Opern, die einen Meat Loaf ganz alt und dünn aussehen lassen. „Shallow Crystals“ ist so ein Ding. Noch einmal: HERRLICH!!!
Und natürlich gibt es noch „ENGLAND ROCKS“!
Ein völlig simpler Rocker zwar, der aber der absolut perfekte Abschluss dieser höchst faszinierenden Album - Trilogie ist, und den ich auf eine Stufe mit Bob Segers „Get out of Denver“ oder Meat Loafs „All revved up...“ stellen möchte.
Und bei dem auch die Little Angels erkennen müssen: Hunter ist besser!

Damit ist alles gesagt, außer vielleicht, dass Mr. Hunter vor kurzem mit 73 Jahren ein neues Album veröffentlicht hat, welches den Hörproben nach oberste Liga sein muss.
Da muss ich als alter Fan doch direkt mal zum CD Dealer humpeln...

Tracklist:

Ian Hunter

1. Once Bitten, Twice Shy
2. Who Do You Love
3. Lounge Lizard
4. Boy
5. 3,000 Miles From Home
6. The Truth, The Whole Truth, Nuthin’ But The Truth
7. It Ain’t Easy When You Fall / Shades Off
8. I Get So Excited
9. Colwater High
10. One Fine Day
11. Once Bitten, Twice Shy (Edit)
12. Who Do You Love (Edit)
13. Shades Off (Poem)
14. Boy (Edit)

All-American Alien Boy

1. Letter To Brittania From The Union Jack
2. All-American Alien Boy
3. Irene Wilde
4. Restless Youth
5. Rape
6. You Nearly Did Me In
7. Apathy 83
8. God (Take It)

Overnight Angels

1. Golden Opportunity
2. Shallow Crystal
3. Overnight Angels
4. Broadway
5. Justice Of The Peace
6. (Miss) Silver Dime
7. Wild N’Free
8. The Ballad Of Little Star
9. To Love A Woman
10. England Rocks

DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

SQUEALER-ROCKS Links:

Ian Hunter - Original Album Classics (3 CD Box) (CD-Review)
Ian Hunter - From the Knees of my Heart - The Chrysalis Years ('79 - 81) - 4 CD Box (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren