Squealer-Rocks.de CD-Review
Black Trip - Goin' Under

Genre: NWOBHM
Review vom: 11.07.2014
Redakteur: Siggi
Veröffentlichung: 04.07.2014
Label: Steamhammer / SPV



Jaaa, da haben wir doch wieder mal einen Kandidaten für die Dauerrotation! Vor lauter arbeitsbedingtem Zeitmangel hab ich doch dieses schwedische Sahnetörtchen glatt übersehen. Wie schön, dass mir das von den Redaktionskollegen noch keiner weg geschnappt hat. Ein Debutalbum, ja, aber Anfänger? Nein! Bei BLACK TRIP sind nur Profis am Start.

Ein Blick auf das Cover lässt fast vermuten, dass hier irgendein remastertes Produkt vorliegt, ein Werk aus den späten 70ern/frühen 80ern, das ein bisschen gepimpt wurde. Aber nix da, alles ganz neu! Äääähm, na ja, neu ist hier allerdings schon ein bisschen relativ, denn die Idee zu diesem Projekt wurde bereits 2003 geboren.

Zusammen mit Daniel Bergqvist (ex-Wolf) heckte Peter Stjärnvind den Plan aus, eine neue Band zu gründen, eben BLACK TRIP, um den musikalischen Helden ihrer Jugend zu huldigen. Stjärnvind legte die Drumsticks mal kurz beiseite, schnappte sich die Gitarre und schrieb ein paar Songs. Dann verlief das ganze Projekt im Sande, wohl hauptsächlich weil es an einem geeigneten Sänger fehlte. Anno 2011 ergab sich in einem Pläuschchen mit Joseph Throll, dass dieser gern mal statt die Saiten zu zupfen die Stimmbänder strapazieren würde. Seine Stimme passte perfekt ins Konzept, komplettiert wurde die Truppe durch weitere Ex-Member der Black-Metal-Band Nifelheim und Speed/Thrash Metallern Enforcer. BLACK TRIP war eine richtige Band geworden. Nun konnte es losgehen und nach einer Demo und einer Single liegt endlich der erste Longplayer vor.

Ja, und wie hört sich denn Ganze nun eigentlich an? Einfach geil! Unter dem Deckmantel NWOBHM, produziert im dreckigen Garagensound, tummelt sich hier so einiges, unüberhörbar aber die frühen Iron Maiden und Thin Lizzy. Die eisernen Jungfrauen stehen Paten beim Aufbau der meisten Songs sowie den harten, aber dennoch sehr melodischen Riffs und den zweistimmigen Leadgitarren („Voodoo Queen“, „No Tomorrow“, „Going Under“), Phil Lynott und Konsorten geben ihre Portion Blues dazu. Für genau diese Mischung ist Josephs Stimme dass passende Teil zum Puzzle. Wieso hat dieser Mann nicht schon früher gesungen?
Schon bei dem Anspielen des Openers ist man geneigt sich nostalgischen Gefühlen hinzugeben, wenn nicht …. ja, wenn sich das alles nicht so frech und frisch anhören würde! Daran werden auch die Spaß haben, die Mitte der 70er noch in Windeln durchs Wohnzimmer gerobbt sind oder sich noch nicht einmal im Planungsstadium befanden. Retro hin oder her, das klingt weder altbacken noch angestaubt oder aufgewärmt!

Kritiker mögen anführen, dass zwischen den Songs zuviel Ähnlichkeit besteht. Aber dafür ist in den Tracks selbst, zum Beispiel durch plötzliche Tempo- und/oder Rythmuswechsel wie beim absolut geilen Refrain von „Tvar Dabla“, für reichlich Abwechslung gesorgt. Etwas aus der Rolle fällt das hardrocklastige und weniger nach Metal klingende „Putting Out The Fire“. Ein echter Ohrwurm, der bei mir auf Anhieb richtig gezündet hat. Da gibts nur eine Richtung für die Lautstärke, sofern sie nicht sowieso schon die Schmerzgrenze erreicht hatte. Ausfälle gibt’s nämlich keine, das ganze Album ist ein echter Hammer! Selbst die Ballade „Thirst“ hat noch so viel Druck, dass sie schlichtweg durch und durch geht. Fühlen statt hören!

Ja, zweifellos eine Hommage an die 70er/80er und als solche perfekt inzeniert und produziert. Es passt einfach alles zusammen, vom Cover übers Songwriting bis zur vinylkompatiblen Spiellänge von nicht einmal 35 Minuten. Und vielleicht ist es sogar gut, dass das Release so lange auf sich warten ließ, denn nun liegt die Scheibe voll im Trend. Bleibt nur zu hoffen, dass in der Flut der Neuerscheinungen im Retro-Gewand hier nicht gilt „Nomen est Omen“. Denn das hätte „Goin' Under“ wirklich nicht verdient. Ich bin jedenfalls gespannt auf den Nachfolger, den es wohl auf jeden Fall geben soll.
Unbedingt reinhören!

Anspieltipps: Voodoo Queen, Radar, Putting Out The Fire, No Tomorrow, Tvar Dabla, Goin' Under und die restlichen zwei am besten auch. ;-)

Tracklist
01 - Voodoo Queen
02 - Radar
03 - Putting Out The Fire
04 - No Tomorrow
05 - Tvar Dabla
06 - The Bells
07 - Thirst
08 - Going Under

Line-Up
Peter Stjärnvind – Gitarre (ex-Entombed, ex-Nifelheim)
Joseph Tholl – Gesang (Enforcer)
Sebastian Ramstedt – Gitarre (ex-Necophobic, ex-Nifelheim)
Johan Bergebäck – Bass (ex-Necophobic, ex-Nifelheim)
Jonas Wikstrand – Schlagzeug (Enforcer)

DISCOGRAPHY:

2014 - Goin' Under

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