Squealer-Rocks.de CD-Review
Dee Snider - We are the Ones

Genre: Rock / Metal
Review vom: 29.10.2016
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Earmusic



Es kotzt mich sooooooo an! Dieses netzweite Gejammere, dass Twisted Sister ja nun nicht mehr existieren. Liebe „Trauergemeinde“: Das tun sie faktisch schon seit schon seit Mitte der '80er nicht mehr! Das letzte Album unter dem TS Banner, „Love is for Suckers“, war schon ein Dee Snider Solo – Teil, eingespielt von Gastmusikern.

Was kam denn danach unter dem Banner der Schwestern? Aufwärmen hoch drei, Weihnachtsplatten, alle 3 Jahre ein Gig in Balingen beim „Bang Your Head“ und gelegentlich wurde vor dem Ballermann - Pöbel in Wacken das Programm runtergerotzt, wobei 80% des verkleideten Partyvolks eh nicht wussten, wen sie da gerade abfeiern.

Das Mr. Dee „fuckin'“ Snider stets albumtechnisch aktiv war, sei es mit Widowmaker, Desperado oder Solo, ist der pseudo – traurigen Masse eher unbekannt.
Von daher sehe ich „We are the Ones“ nicht als Überraschung, sondern als logische Weiterführung seiner jahrzehntelangen Arbeit abseits von Twisted Sister.

Und nur diese – zugegeben polemische und klugscheisserische – Einstellung und der entsprechende Kenntnisstand über das Schaffen des Künstlers Snider lässt eine adäquate und unaufgeregte Beurteilung dieses Albums zu.
Gut – erstmal schön den Leser beleidigt, jetzt sprechen wir über die Songs.

Kommen wir direkt zum Minuspunkt, in doppelter Hinsicht:
„We're not gonna take it“ zum 800. Mal zu verbraten ist schon mal Kacke. Das Weihnachtslied in einer lediglich von Klavier begleiteten Version ist grundsätzlich nicht schlecht. Da die Fassung aber keine gelungene Dramaturgie für sich verbuchen kann – es „plätschert“ etwas – ist die Langzeitwirkung quasi gleich Null.
Echt schade - und DAS ist nahezu unglaublich! -, denn Dee Snider ist stimmlich in der Hochform seines Lebens.

Nun zum Guten: Der Titelsong zu Beginn macht sooooooo viel Spaß und rockt richtig! Mit TS hat das nix zu tun. Saftiger Melodic Punk der Marke The Offspring und Konsorten ist zu hören.
Beim folgenden „Over Again“ werden Against Me zitiert, fast kopiert.
Kein Problem, tönt geil!

„Close to You“ kommt mit dezent morbidem Elektro – Feeling a la Marylin Manson um die Ecke – nett, nicht mehr – und leider sehr vorhersehbar, quasi „Schema F“.
Da ist „Rule the World“ stilistisch aus einer anderen Schublade entnommen: Bon Jovi mit 'nem guten Sänger, sach' ich mal so. Allerdings genauso wenig zwingend wie der Schwiegermutter - Traum aus New Jersey. Wird auch nach dem dritten / vierten Durchlauf extrem langweilig.
Bei „Crazy for nothing“ geht es wieder flotter zur Sache. Über guten Durchschnitt kommt die Nummer, die ein bisschen wie KISS auf Speed klingt jedoch leider nicht hinaus. Hier machen Bands wie The Poodles oder Hardcore Superstar bessere Arbeit.

„Believe“ hat außer dem hymnenhaften Rufen des Titels, der sehr süsslich und kitschig klingt, nicht viel zu bieten. Für Fans von (wieder!) neueren Against Me wohl ganz nett....wer nach inteligentem Songwriting sucht, der ist hier jedoch auf der falschen Spur.
„Head like a Hole“ - Ja, die Nine Inch Nails haben definitiv ein Loch im Kopp!! Drogensong! Nix für ehrliche Biertrinker! Nullnummer! Warum covert ein Rock'n'Roll Gott wie Dee Snider so einen Mist??? OK - wahrscheinlich hat er unverständlicherweise Spaß dran....

Das akustische Elend bei„Superhero“ ist fast nicht zu beschreiben: Lasche elektronische Tunes a la Britney Spucke oder Lady Kacka! Da holt auch der gutgemeinte Chorus nix mehr raus. Eine Peinlichkeit sondergleichen!!
Gottlob verlässt uns unsere Legende nicht peinlich: „So What“ ist auch fast unbeschreiblich, diesmal jedoch im positiven Sinn. Eine schräge, fast verstimmt klingende Akustik - Klampfe, ein schreiender Dee Snider, ganz dezente Streicher – leck' mich am Arsch, das ist mal richtig geil! Progressive im Wortsinn!

Was bleibt? Im Grunde liest sich meine Kritik schlimmer als sie gemeint ist. „We are the Ones“ ist genau das Album geworden, was man erwarten konnte. Es ist - natürlich - kalkuliert, der Mann will ja schließlich Geld mit seinen Platten verdienen. Klar, es ist schon strange, wenn ein Kerl kurz vorm Rentenalter Musik für Twens macht – und das Experiment ist in meinen Augen auch nur bedingt gelungen.
Doch man muss im Gegenatz auch lobend erwähnen, dass er eben nicht weiter auf der Twisted Sister Schiene fährt.
Eine Kaufempfehlung spreche ich bedingt aus. Die Gesangsleistung vom Meister ist wahrhaft meisterlich und rettet viele durchschnittliche Kompositionen.
Wer die alten TS hören will, sollte besser die Finger hiervon lassen.

Tracklist:


1. We Are The Ones
2. Over Again
3. Close To You
4. Rule The World
5. We're Not Gonna Take It
6. Crazy For Nothing
7. Believe
8. Head Like A Hole
9. Superhero
10. So What

DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

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