Squealer-Rocks.de CD-Review
Scorngrain - 0,05%

Genre: Industrial Thrash Metal
Review vom: 30.11.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Manche Bands machen es der schreibenden Zunft nicht gerade einfach ihre Zusammenhänge und Aussagen zu verstehen. Nicht nur, dass uns ein Presseflyer mit nützlichen Informationen zur Herkunft, Geschichte etc. verwehrt geblieben ist und sich die Bandmitglieder, ohne Angabe des bedienten Instruments, hinter Kürzeln und Pseudonymen verstecken, tappt man auch auf der Suche nach dem Albumtitel auf dem futuristischen Cover im Dunkeln. Bis man entdeckt, dass das schräg zum Bandnamen Scorngrain gestellte „0,05%“ diese Platte künftig in allen möglichen Katalogen vertreten soll, vergeht schon mal ein ganzes Weilchen, das sicher keinen positiven Ersteindruck erwirkt. Hoffen wir, dass wenigstens die Musik Klartext redet!

Tut sie, wie es bei diesen Finnen auch nicht anders zu erwarten war, natürlich nicht! Vielmehr fühlt man sich nach den ersten Umdrehungen dieser neun Tracks starken Platte noch einsamer und verlassener als man es sowieso schon aufgrund der Personalien war. „Ich glaub‘, ich steh‘ im Wald!“; treffender kann man diesen kunterbunten Cocktail des extremen Metals nicht beschreiben. So werden einem von den, musikalisch nur sehr bedingt heimatverbundenen, Nordlichtern sowohl old-school-lastige, thrashig abgehackte Riffeskapaden mit sehr aggressiven, sich auskotzenden Gesängen als auch verworrene, oftmals auch überspannt und deplaziert wirkende Elektrosequenzen gezeigt, um der ganzen Chose einen maschinenartigeren, kälteren und sterileren Industrial-Touch zu verpassen. Und genau darin liegt das Hauptproblem im Streben des Fünfers. Die Industrial-Elemente fungieren zu sehr als ausschmückender Ballast, der den Liedern viel Energie raubt und den Verbindungsaufbau von den Songs zum Hörer stagnieren lässt. Wenn dann, wie in „Mural“, dazu noch das Tempo verschleppt wird, entsteht ein vor sich hin vegetierendes Etwas, ohne erkennbare Höhen und Tiefen und einem Spannungsprozentsatz von 0,05%.

Ein richtig gelungenes Industrial Antlitz kann einzig die Single „Übermensch“ vermelden, bei dem die Synthesizer eine ähnliche Prägung wie früher jene bei Rammstein besitzen. Zur Riege der zu empfehlenden Songs zählen sich jedoch neben der Single nur weitere zwei Nummern, die da wären das von einem grandiosen Galoppeinstieg begleitete und überhaupt sehr im Thrash verwurzelte „The Code“ sowie das generell sehr zügige, von kleinen Verschnaufpausen durchsetzte „Toadstool Journey“ mit seinem giftigen Chorus. Und dann ist bereits früh Schicht im berühmten Schacht!

Fazit: Interpretiert man den Albumtitel 0,05% als die Messlatte, die sich Scorngrain für ihr zweites Werk auferlegt haben, dann kann man von einer wahrhaftigen Überraschung sprechen. Da die Wahrscheinlichkeit, dass dem so sein wird, sehr gering ist, geht die Platte trotz dreier Lichtblicke geradezu im Peleton des Mittelmaßes des Jahres 2006 unter. Schade eigentlich... da wäre nämlich sicherlich mehr drin gewesen!


Tracklist:
1. The Code
2. Toadstool Journey
3. Mural
4. Off With Their Heads
5. Übermensch
6. Draw The Line
7. Shot Down
8. Mama Stabber
9. Teaspoonful

Anspieltipps: The Code, Toadstool Journey, Übermensch

DISCOGRAPHY:

2004 – Cyberwarmachine
2006 – 0,05%

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