Squealer-Rocks.de CD-Review
Wissmut - Bi

Genre: Alternative Elektro Rock
Review vom: 27.02.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Die deutschsprachige Musik ist durch die jüngsten Erfolge der (SQUEALER.net untauglichen) Künstler wie Wir Sind Helden, Söhne Mannheims, Silbermond oder Juli wieder voll im (um das „coole“ Wort zu verwenden) Trend. Ob man sich da als Rockfan nun freuen soll oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Aber ein Gutes hat das Ganze ja: Endlich können auch weniger bekannte Bands mit deutschen Texten in der Musiklandschaft ein Zeichen setzen. Bestes Beispiel: Wissmut!

Obwohl Wissmut schon seit 2001 existieren, ist BI das erste Album des Quartetts, welches zu drei Vierteln aus Mitgliedern der ehemaligen Underground Kultband Die Art besteht. Zuvor veröffentlichte man zwar eine 4-Song-EP, namens SONNE UND MOND, fand aber beim damaligen Label keine Beachtung. Nun soll beim Leipziger Indie-Label Brachialpop alles anders werden und die Chancen stehen gut. Wissmut bewegen sich musikalisch, grob definiert, irgendwo zwischen den oben genannten Söhne Mannheims, die für traurige Popklänge bekannt sind, diversen Alternative Bands, sowie den Meistern für poppigen Rock selbst, U2. Aus dieser kurzen Definition wird deutlich, dass die vier versuchen eine Brücke zwischen Pop- und Rockmusik zu schlagen. Das Ganze ab und an noch etwas mit abwechslungsreichen Gitarrenparts und mit Keyboarding und anderen Elektrospielereien gewürzt und fertig ist ein Sound, der Massen begeistern kann, da bin ich mir ziemlich sicher!

Größtenteils wirkt das Liedgut von Wissmut verträumt und von leichter Melancholie besessen (zum Beispiel „Ohne Grund/Abgesang“, „Viele Sterne Hat Die Nacht“, „Du Bist Die Welt“), was von Sänger Makarios‘ Gesangslinien, der in seiner Art des Singens pure Verzweiflung, Trauer und zum Teil auch Hilflosigkeit ausdrückt, bestens untermalt wird. Leichte E-Gitarren-Einsprängsel und verhältnismäßig schnelleres Schlagzeugspiel wie im Opener „Gift Auf Deinen Lippen“, dem an „Die Behauptung“ vom neuen Tote Hosen Album erinnernde, nur weniger chaotische „Fluchtbild“ oder dem flotten „Show Me The Way“ kommen dem Hörer wie Befreiungsschläge aus der weinerlichen Klemme des Klangbilds vor.

Doch bei aller Melancholie geht manch ein Stück ziemlich schnell ins Gehör, was neben der glasklaren Produktion an Auflockerungen durch den Elektroeinsatz und dem poppigen Gewand des ein oder anderen Songs liegt (Beispiel: „Liquid Song“ oder „Kleiner Schmerz“). Eine Textzeile wie „Sieh‘ das Meer hat keine Ufer mehr“ (aus dem Lied „Keine Ufer“) zieht einen total in seinen Bann. Die elektronische Abwechslung lässt dagegen Querverweise zu den Alben PLASTIK (1999) und EGO (2001) des Braunschweiger Trios Oomph! zu. Soll heißen: vielseitige, teils auch mystische Klänge, die schnell Bezug zum Hörer herstellen (siehe: „Tanz Mit Mir“ und „Träume“).

Fazit: Wissmut haben das gewisse Etwas, um ganz Großes zu leisten. Makarios (Gesang), Thomas Gumprecht (Gitarre), Conrad Hoffmann (Bass) und Shiva Rudra (Schlagzeug) verstehen es, tiefgreifende Lieder zu schreiben, die mit einem äußerst hohen Wiedererkennungswert ausgestattet sind, was einfach darauf schließen lässt, dass es sich hier um vier großartige Musiker handelt. Wann die vier Herren ganz Musikdeutschland einnehmen werden, ist bei solchem Songmaterial eigentlich nur eine Frage der Zeit!


Tracklist:
1. Gift Auf Deinen Lippen
2. Liquid Song
3. Kleiner Schmerz
4. Ohne Grund / Abgesang
5. Tanz Mit Mir
6. Fluchtbild
7. Viele Sterne Hat Die Nacht
8. Keine Ufer
9. Träume
10. Show Me The Way
11. Gedankenlos
12. Du Bist Die Welt
13. Das Schiff

Anspieltipps: Gift Auf Deinen Lippen, Liquid Song, Keine Ufer, Show Me The Way

Band Line-Up:
Makarios – Gesang
Thomas Gumprecht – Gitarre, Bass, Keyboards
Conrad Hoffmann – Bass
Shiva Rudra – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2003 – Sonne Und Mond
2004 – Cured By Wissmut (The Cure Tribut)
2005 – Bi

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Wissmut - Bi (CD-Review)

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