Squealer-Rocks.de CD-Review
Wuthering Heights - The Shadow Cabinet

Genre: Symphonic Power Metal
Review vom: 13.10.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Um ehrlich zu sein: Meine erste Begegnung mit den dänisch-schwedischen Verfechtern des symphonischen Metals, Wuthering Heights, endete im Jahr 2004 mit dem Erklingen des Überlängesongs „Longing For The Woods Part II: The Ring Of Fire“ von der FAR FROM THE MADDING CROWD schneller als Whitesnake’s Headliner-Performance auf dem diesjährigen Bang-Your-Head Festival. Mein zweiter Anlauf hört nun auf den Namen THE SHADOW CABINET und wird wesentlich mehr Zeit beanspruchen – gerade deswegen, weil es bei unseren nördlichen Nachbarn (ganz im Gegenteil zu den geologischen Aspekten) wesentlich mehr Licht als Schatten gibt, um die Begeisterung noch verhalten auszudrücken.

Was die Wuthering Heights um den Allzweckmusiker Erik Ravn, der neben der Gitarre und den Keyboards u.a. auch die Mandoline bedient, binnen 50 Minuten abfackeln, ist – mit Verlaub gesagt – an Geilheit nur schwerlich zu übertreffen. Hier sitzt jedes Riff, jedes Arrangement, jedes Solo, jedes Keyboardgeklimper, jede Strophe, selbstredend jeder Refrain und noch vieles mehr... oder kurz gesagt: Es passt, angefangen bei Tommy Hansens (Helloween, Pretty Maids, TNT) kerniger und sauberer Produktion, einfach alles! Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, dem gehört das Recht, sich Metaller zu schimpfen, aberkannt.

Den Freunden des symphonisch verzierten Power Metals wird in „Demon Desire“, das sich auf ein Tempo, wie es Primal Fear auf SEVEN SEALS nicht besser vorgelegt haben, stützt, das Wasser im Mund zusammenlaufen. Den episch Veranlagten bieten das zwischen gebrechlicher Bedrücktheit und bedingungsloser Tempoarbeit umher schwingende „Carpe Noctem“ und die mit einigen balladesken Tönen auskommende und von wunderbaren mehrstimmigen Gesängen begleitete Nummer „Sleep“ das volle Programm, das Rhapsody ihrerseits nur noch mit zugekleisterten Passagen zustande bringen.

Bei den saftigen, voller Abwechslung steckenden „Beautifool“ und „Envy“ könnten selbst Jon Oliva’s Pain trotz ihres unumstritten Werkes MANIACAL RENDERINGS ins Grübeln geraten. Die Solofraktion bearbeitet dabei das Griffbrett wie Mutti einst das Bügelbrett, wenn ihre Heavy Metal Schützlinge nach einer halben Woche Festival wieder nach Hause gekommen sind. Wenn man etwas auf THE SHADOW CABINET jedoch noch mehr mit Superlativen überschütten kann, dann sind es ohne Frage die beiden Teile „Faith“ und „Snow“ von „Apathy Divine“. Die Band wichst hier, von Folklore (Týr lassen grüßen) über Mitsing-Refrains bis hin zu fast schon Speed metallischen Attacken reichend, mehr umeinander als selbiges in einem Porno getan wird. Auf den Vergleich der Treffsicherheit wollen wir erst gar nicht genauer eingehen, denn den Punkt werden sowieso die Wuthering Heights einheimsen. Doch Schluss ist noch lange nicht: Mit dem, für alle Europäer auserkorenen, Bonus Track „Midnight Song“ kratzt der Sechser gar Pink Floyd’sche Progsphären und zeigt an: „Wir können alles – und das perfekt!“.

An der Spitze gibt es mit einem gewissen Nils Patrik Johansson (unser Astral Doors Fanatiker Eric wird vor Freude in die Luft springen und mir den Kopf abreißen, dass ich mir diese Scheibe unter die Nägel gerissen habe) einen Schweden an der Gesangesfront zu vermelden, der mit seiner ganz speziellen Methodik und Ausdrucksweise besonders stark auffällt und eigentlich dafür prädestiniert ist, großartige, einzigartige Alben zu veröffentlichen. Fans von Richard Andersson‘s Space Odyssey können ein Liedchen davon singen.

Fazit: Für mich persönlich versenken Wuthering Heights mit ihrer Hit-Sammlung THE SHADOW CABINET alles, was ich in diesem Jahr als Sensation abgestempelt habe. Vor zwei Jahren von mir als eine unter vielen Durchschnittscombos abgetan, steigen die Dänen heuer wie Phönix aus der Asche und belehren mich eines Besseren. Habe ich schon gesagt, dass auf dieser Platte alles göttlich ist... indirekt habe ich das wohl irgendwann mal erwähnt... „They are red they are white – they are a Danish and symphonic dynamite!“

VÖ: 13. Oktober 2006

Tracklist:
1. Demon Desire
2. Beautifool
3. The Raven
4. Faith - Apathy Divine Part I
5. Envy
6. Snow - Apathy Divine Part II
7. Sleep
8. I Shall Not Yield
9. Reason ... ?
10. Carpe Noctem - Seize The Night
11. Midnight Song

Anspieltipps: ALLE!

Band Line-Up:
Nils Patrik Johansson – Gesang
Erik Ravn – Gitarre, Keyboards, Mandoline, Backing Vocals
Martin Arendal – Gitarre
Teddy "Dr.Müller" Möller – Bass
Morten Gade Sørensen – Schlagzeug, Percussion, Backing Vocals
Andreas Lindahl – Keyboards, Backing Vocals

DISCOGRAPHY:

1999 - Within
2002 - To Travel For Evermore
2004 - Far From The Madding Crowd
2006 - The Shadow Cabinet
2010 - Salt

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