Squealer-Rocks.de CD-Review
Neal Morse - ?

Genre: Progressive Rock
Review vom: 11.02.2005
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Drei Studio Alben in 3 Jahren zu veröffentlichen ist im Rock Business als absolut ungewöhnlich zu bezeichnen. Wenn es sich dabei noch um progressive Klänge handelt, kann man schon von einem sensationellen Output sprechen. Für einen Genius wie Neal Morse scheint dies allerdings das Normalste auf der Welt zu sein. So beteuert der Gute fürs Songwriting seines neusten Prachtstücks, schlicht "?“ betitelt, gerade mal eine Woche benötigt zu haben. Weiss man dann noch, dass Mr. Morse neben seinem tollen Gesang auch Gitarre und Keyboards eingespielt hat und zudem noch für die absolut perfekte Produktion an den Reglern einen fehlerfreien Job abgeliefert hat, steigt die Punktzahl auf der nach oben offenen Bewunderungsskala natürlich in astronomische Höhen.

Und das musikalische Ergebnis dieser Mammutarbeit ?
Nun, ja – wie bei jedem seiner Solo Alben fragt man sich auch hier als erstes, warum der Mann überhaupt bei Spock’s Beard ausgestiegen ist. Jeder Fan der Bärte kommt auch mit "?“ bestens zurecht. Wir sprechen hier zwar nicht von einer Kopie, allerdings können die berühmten "musikalischen Differenzen“ niemals der Grund für den Split gewesen sein. Pikanterweise übernimmt Neil’s Bruder Alan hier auch noch eine Gastperformance an der Gitarre.

Besser als sich jedoch darüber den Kopf zu zerbrechen ist es, diesen einen Song einfach zu genießen. Als diesen will der Meister den Silberling nämlich verstanden wissen: ein Lied, unterteilt in 12 Sequenzen. Das ist so neu nicht, trifft hier aber den Kern der Sache. Zwar funktionieren die meisten Teile auch als eigenständige Nummer, wirken im Gesamtkontext aber noch überzeugender.
Die knappe Stunde Spieldauer vergeht nämlich dank der enormen Abwechslung wie im Flug. Was auch an der fast ungewohnten Eingängigkeit liegt.
Drei Viertel der Stücke möchte ich beinahe als "Prog Light“ bezeichnen. Bereits der Opener zwingt mit seinem Wechsel aus metallischen Gitarren, einem erhabenen Chorus und Beatles – artigen Harmonien eher zum Mitsingen als zu dem, in diesem Genre üblichen, andächtigen Kopfnicken.
Und die wunderschöne Ballade "Outside looking in“ verdient schon den Begriff "WDR 2 kompatibel“. Lediglich zum Ende hin greift Neal zu kräftig in den Schmalztopf. Da fühlt man sich schon an U.S. Stadion Tränentreiber der Marke REO Speedwagon erinnert. In Verbindung mit den christlichen Texten eine Nummer zu zuckersüß.

Selbstverständlich hat die Prog Ikone aber auch nicht vergessen, ein paar ordentliche Frickel - Parts einzubauen.
Da gibt es jazziges, bluesiges oder einfach flippiges.
Fachmännische Unterstützung bekommt er von solchen Szene Größen wie Mike Portnoy und Jordan Rudess ( Dream Theater), Roine Stolt ( Flower Kings, Kaipa ) oder der lebenden Legende Steve Hackett ( ex - Genesis).

"?“ ist vielleicht nicht das beste Album in Neal’s Karriere, aber ein sehr, sehr gutes und wunderbar abwechslungsreiches.
Sein Ziel "ein Band - orientiertes und nicht zu kompliziertes“ Scheibchen zu produzieren, ist ihm zweifelsohne gelungen.
Wir hören uns im nächsten Herbst wieder.

Tracklist:
1. The Temple of the living God
2. Another World
3. The Outsider
4. Sweet Elation
5. In the Fire
6. Solid as the Sun
7. The Glory of the Lord
8. Outside looking in
9. 12
10. Deliverance
11. Inside his Presence
12. The Temple of the Living God

Line up:
Neal Morse – Vocals, Keyboards, Guitar
Randy George – Bass
Steve Hackett – Guitar
Mark Leniger – Sax
Alan Morse – Guitar
Mike Portnoy – Drums
Jordan Rudess – Keyboards
Roine Stolt – Flower Kings

DISCOGRAPHY:

2003 - Testimony
2004 - One
2005 - ?
2006 - Cover to Cover
2007 - Sola Scriptura

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Neal Morse - ? (CD-Review)
Neal Morse - Sola Scriptura (CD-Review)

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