Squealer-Rocks.de CD-Review
Sonata Arctica - The Collection

Genre: Melodic Power Metal
Review vom: 10.03.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Seit elf Jahren im Geschäft... sechs durchweg umjubelte Alben unters Volk gebracht... einen neuen Rundling namens UNIA in der Mache... seit geraumer Zeit auch jenseits oberhalb der numerischen Beliebtheitsskalen angesiedelt... eine Inspiration für viele (nicht nur Finnland entstammenden) aufstrebenden Bands...
Was einst als neues Stratovarius in den einschlägigen Metal-Foren kursierte, ist längst erwachsen und autark geworden. Sonata Arctica sind der lebende Beweis dafür, dass selbst in Zeiten, in denen die großen Plattenfirmen jeden Cent zweimal umdrehen, ein mit viel Arbeit und Ausdauer verbundener Aufstieg in die für unantastbar gehaltene Belle Etage des Heavy Metal noch möglich ist.

Solch ein Ereignis und die Tatsache, dass sich die „Lebensdauer“ mittlerweile aus einer zweistelligen Zahl zusammensetzt, müssen gebührend gefeiert werden und – gemäß finnischer Tradition – mit Wodka begossen werden. Doch erst einmal wollen wir – bei einem sich immer wieder auffüllenden Gläschen – anhand des ersten, über den einstigen Wegbegleiter, dem finnischen Kult-Metal-Label, Spinefarm erscheinenden, Best Ofs (alle anderen Zusammenfassungen bezichtigen ein Live-Dokument), kurz THE COLLECTION betitelt, und den darauf befindlichen 17 Songs den Werdegang dieser einzigartigen Combo rekonstruieren.

Wenn du als Komponist, als ersten Song überhaupt, einen Hit für die Ewigkeit schreibst, dann hast du zwar einerseits bereits früh den Grundstein für eine goldene und glorreiche Zukunft gelegt, aber andererseits auch im Falle des möglicherweise nachfolgenden Scheiterns eine zu hohe Hypothek aufgenommen. Wie wir heute wissen, ist nicht zuletzt durch das Charisma des abwechslungsreichen Krachers „FullMoon“, der balladesk beginnt und sich später mit allen nur erdenklichen Finessen zu einem Meisterwerk der musikalischen Leichtigkeit (ich sage nur: „Run away! Run away! Run away!“) aufspielt, Ersteres eingetroffen – und das eigentlich schon auf Album Nummer eins. Nach allen Regeln der Kunst zeigen uns die auf THE COLLECTION vertretenen Repräsentanten des 1999 veröffentlichten Erstwerks ECLIPTICA, wie man den skandinavischen, von prägenden Keyboards und eingängigen Melodien bestimmten Power Metal gekonnt und mit einem hohen Wiedererkennungswert umsetzt. Egal ob das energievolle, von einer schicken Double-Bass untermalte „8th Commandment“, das nicht minder zügige und schmissige „Kingdom For A Heart“, die für diese Zusammenstellung neue eingespielten, auf das ruhige Ambiente vertrauenden und kein Auge trocken lassenden „My Land“ und „Replica“ oder eben „FullMoon“ angespielt wird, die halbe Flasche ist inzwischen aufgebraucht...

Es ist übrigens ziemlich interessant die, als nettes Gimmick ins Booklet mit abgedruckten, allesamt vom Frontmann und Mastermind Tony Kakko verfassten Kommentare zu den einzelnen Liedern zu lesen. Wann erfährt man schon mal von einem Musiker, dass er den Smasher schlechthin („FullMoon“) im Laufe der Zeit aus seinen Favorites gestrichen hat oder das ein seit Jahren existierendes Stück der Extraklasse („Don't Say A Word“) erst auf RECKONING NIGHT im Jahre 2004 seine Entjungferung erleben durfte?

Doch nur mal langsam mit den jungen Pferden! Im Keller steht noch ein ganzes Regal voll mit Flaschen des wundenheilenden glasklaren Elixiers... nur, Wunden müssen in einem Review über Sonata Arctica und den vornehmlich in den hohen Stimmlagen beheimateten Sänger Tony Kakko, der in den Anfangstagen auch die Keyboards bediente, nicht geheilt werden. Denn diese werden von den Kompositionen – zumindest für fast 80 Minuten – geheilt. Und was könnte dazu besser passen als die bewegenden Balladen „Tallulah“ und „Last Drop Falls“ vom Zweitling SILENCE? Das Ausformulieren eines Antwortsatzes ist überflüssig... zu diesen zwei Kalibern gibt es nämlich keine zwei Meinungen. Dass selbiges auf den Hochgeschwindigkeitszug „Wolf & Raven“ und die fröhlich den Melodic Metal abfeiernden „Black Sheep“ und „San Sebastian (Revisited)“ zutrifft, muss ich wohl nicht weiter erörtern.

Bereits etwas abgeklärter konzipiert, aber noch immer den Charme der früheren Werke versprüht das – wie bislang jedes Sonata Arctica Album – mit dem Abstand von zwei Jahren zum Vorgänger auf uns hereinprasselnde – WINTERHEART’S GUILD. Wer bei den auf Anhieb zündenden Metal-Feuerwerken „The Ruins Of My Life“, „Victoria's Secret“ und „The Cage“, sowie dem mit Pop-Elementen herum experimentierenden „Broken“ nicht vor Freude in die Luft springt und anschließend den Lautstärkeregler der Anlage auf Anschlag rechts dreht, dem wird selbst der beste Psychologe nicht helfen können.

Oder braucht er zur vollkommenen Befriedigung Songs von RECKONING NIGHT, dem ersten Nuclear Blast Release? Nichts leichter als das! Wofür gibt es den das bereits angesprochene „Don't Say A Word“ und das ein bisschen durch den Weichspüler gejagte „Ain't Your Fairytale“, auch wenn es sich meiner Meinung nach bei Letzterem um den vielleicht schwächsten Track dieser Compilation handelt. Je nachdem, wie man die Definition des Wortes „schwach“ im Bezug auf Sonata Arctica auslegt...

Fazit: Ihr seid der Auffassung, dass diese Plattenkritik einer Huldigung gleicht? Ja? Ihr glaubt weiter, dass der Schreiber dieser Zeilen dermaßen einen an der in Wodka getränkten Klatsche hat? Ja?
Dann habt ihr verdammt noch mal recht – oder anders ausgedrückt: Es ist mir so was von scheißegal, was ihr denkt. Denn Sonata Arctica sind für den Anhänger des nordischen Heavy Metals, das was für die Kirche das „Reich Gottes“ ist: Ein Leitbild für die Ewigkeit!!!
Mit der ultimativen COLLECTION kann der Fan und der, der es noch werden möchte, nichts falsch machen!
Ich freue mich bereits auf UNIA (auf deutsch: „Träume“), das uns Ende Mai ins Haus steht!

Info: Die Limited Edition von THE COLLECTION stellt zu den 17 Songs auch noch eine Bonus-DVD bereit, auf der es u.a. Live-Videos zu „Wolf & Raven“ und „8th Commandment“ zu bestaunen gibt.

VÖ: 30. März 2007

Tracklist:
1. The Ruins Of My Life
2. 8th Commandment
3. Don't Say A Word
4. Victoria's Secret
5. Tallulah
6. Wolf & Raven
7. Black Sheep
8. Broken
9. Kingdom For A Heart
10. FullMoon
11. My Land (Version 2006)
12. The Cage
13. Last Drop Falls
14. UnOpened
15. San Sebastian (Revisited)
16. Ain't Your Fairytale
17. Replica (Version 2006)

Band Line-Up:
Tony Kakko – Gesang
Jani Liimatainen – Gitarre
Marko Paasikoski – Bass
Tommy Portimo – Schlagzeug
Henrik Klingenberg – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1999 – Ecliptica
2001 – Silence
2002 – Songs Of Silence (live)
2003 – Winterheart’s Guild
2005 – Reckoning Night
2006 – For The Sake Of Revenge (live)
2007 – The Collection (Best of)
2007 – Unia

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