Squealer-Rocks.de CD-Review
Dark Tranquillity - Fiction

Genre: Melodic Death Metal
Review vom: 17.04.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 20.04.2007
Label: Century Media



Die schwedischen Death Metal Stahlschmieden sind – so plakativ und dämlich es klingen mag – nicht tot zu kriegen. Während sich die Presse, sei es aus Neid, Ehrfurcht oder aus was auch immer, bei strategischen Formulierungen der Marke „diese Platte wird die Band in Zukunft vor ein unlösbares Problem stellen“ bedient, beweisen die Acts den Pessimisten Album für Album, dass das berühmt berüchtigte Gegenteil der Fall ist und die musikalische Klasse noch immer gen Himmel wächst. Demzufolge ist eigentlich jeder weitere Satz über den mir vorliegenden neuen Rundling, FICTION, aus dem Hause Dark Tranquillity hinfällig. Oder käme jemand von euch auf die absurde Idee, einen anonymen Alkoholiker danach zu fragen, ob er schon mal ein Bier getrunken hat? Dann mal Scheibe rein und Prost!

Denn so schnell schießen die Preußen, äh Skandinavier, nicht. Solch eine tiefgrunzende Ausnahmecombo am melodischen Todesblei-Firmament, das seit der Bandgründung vor circa 18 Jahren mit einem halben Dutzend „exquisiter“ Studioplatten dekoriert wurde, kann man andererseits nämlich nicht oft genug loben, würdigen und huldigen.

Wo sich die kompositorische Eleganz mit hartem und forschem Riffing und dem antreibenden Schlagzeugspiel, welches Anders Jivarp wie kaum ein zweiter Artgenosse beherrscht, vereint, gelingt der „düsteren Stille“ der weite Spagat zwischen nach Vorne gehender Klassik und verspielter Moderne, so dass man mit einem reinen Gewissen und dem Verweis auf das eindrucksvolle Können des Produzenten Tue Madsen (u.a. Heaven Shall Burn, Ektomorf, The Haunted) sagen kann: „All killer, no filler!“

Bevor etwaige Fragen aufkommen: Alleine das Eröffnungstripel, das den alten Göteborg Death der zum Pflichtprogramm einer jeden CD-Sammlung gehörenden Platten THE GALLERY oder THE MIND’S I in „aufgepäppelter“ Form praktiziert, gibt die Antwort. Demnach versohlt einem „Nothing To No One“ so dermaßen den Hintern, dass die zeitweise eingestreuten Keyboardsphären ihrer Aufgabe als herausstechende Verschnaufpausen mehr als gerecht werden. „Terminus (Where Death Is Most Alive)“, das wie das famose und ultraeingängige „Focus Shift“ Anfang des Monats zum Anrühren der Werbetrommel auf einer Zwei-Song-EP veröffentlicht wurde, hätte dagegen der letzten In Flames Scheibe COME CLARITY einige Rügen erspart.

Erstaunlich ist es, wie perfekt die melancholischen, stellenweise gothic-lastigen Keyboards von Martin Brändström in das gewöhnlich von der melodisch tödlichen Härte diktierte Geschehen reinpassen. Apropos Gothic: Beim letzten Drittel, bestehend aus den Tracks „Misery Crown“, „Focus Shift“ und dem finalen Duett „The Mundane And The Magic“, lassen Sentenced, härtere und gute H.I.M. oder Paradise Lost freundlich grüßen. Damit alle Gothics auch wissen wie der depressive Hase bei Dark Tranquillity läuft, sei folgendes noch angemerkt: Zum sterben schön!

Dass der sich nicht nur auf Growls fokussierende und zu jeder Zeit verständliche Mikael Stanne seinem urzeitlichen Vorgänger und dem jetzigen In Flames Frontsoldaten Anders Fridén bezüglich Ausdruck, Vielseitigkeit, Power, psychotischer Eingebung und aggressiver Würze in nichts, aber auch gar nichts nachsteht, sollte fest in einer in naher Zukunft beschlossenen EU-Verfassung verankert sein

Fazit: Die nicht vorhandenen Fronten dürften geklärt sein! FICTION platziert sich auf ein und derselben Empore, auf der bereits die Genreklassiker Marke Eigenbau wie THE MIND'S I oder DAMAGE DONE stehen, während sich die einzelnen Setzkastenteilchen in die immer länger werdende Song-Perlenkette einreihen, an der sich neben Dark Tranquillity vornehmlich auch In Flames, At The Gates, The Haunted und Soilwork beteiligten bzw. immer noch beteiligen.
Es lebe der schwedische Melodic Death, es lebe Dark Tranquillity und es lebe FICTION. Merkt euch das!

Veröffentlichung: 20. April 2007

Tracklist:
1. Nothing To No One
2. The Lesser Faith
3. Terminus (Where Death Is Most Alive)
4. Blind At Heart
5. Icipher
6. Inside The Particle Storm
7. Empty Me
8. Misery's Crown
9. Focus Shift
10. The Mundane And The Magic

Anspieltipps: Nothing To No One, Terminus (Where Death Is Most Alive), Misery's Crown, Focus Shift

Line-Up:
Mikael Stanne - Gesang
Niklas Sundin - Gitarre
Martin Henriksson - Gitarre
Michael Nicklasson - Bass
Anders Jivarp - Schlagzeug
Martin Brändström - Keyboards

DISCOGRAPHY:

1993 - Skydancer
1995 - The Gallery
1997 - The Mind's I
1999 - Projector
2000 - Haven
2000 - Skydancer/Of Chaos and Eternal Night (ReRelease)
2002 - Damage Done
2004 - Exposures - In Retrospect and Denial
2005 - Character
2007 - Fiction


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