Squealer-Rocks.de CD-Review
Delphian - Unravel

Genre: Symphonic (Melodic) Metal
Review vom: 29.04.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Lion Music



Wer bei der Kombination „niederländische Metalband“ und „hohe weibliche Kopfstimme“ nicht sofort an Within Temptation denkt, muss ein geborener Lügner sein. Denn egal ob wir diese von Cheffe Eric beinahe abgefeierte Band lieben oder hassen, sie prägt unser Denken und Handeln im Bezug auf das musikalische Dasein unseres Nachbarlandes wie keine zweite. Schlechte Karten für das Quintett Delphian, das sich mit seinem zweiten Album UNRAVEL gegen die Plagiatvorwürfe wehren muss.

Diesen Vorwürfen entgegnet man am besten mit Qualität und von der nennen Delphian trotz der bedingt vorhandenen Within Temptation Färbung einiges ihr Eigen. Anders als ihre Landsleute beruft sich das Gespann um den Schlagzeuger Roel van Helden, der auch im Line-Up der Prog Metaller Sun Caged anzutreffen ist, weniger auf hitkompatiblen, symphonisch übermalten Melodic Metal und mehr auf emotionalen, komplexer strukturierten, stellenweise gar behäbigen Metal, der einen großen Klassikbezug besitzt. Als Vergleichsoptionen dürfen hierbei auch The Gathering, Leaves Eyes oder Edenbridge genannt werden.

Geht die Truppe beim Einsteiger „Starting To Unravel“ noch relativ beherzt und mit kleineren Drumfeuerwerken zu Werke, so schleppt man sich – begleitet von einem sehr monotonen, fast hypnotischen Gitarrenspiel – durch die sechs Minuten von „Creation“. Um dieser doch recht schweren Kost beizukommen, müssen garantiert fünf bis zehn Durchläufe eingeplant werden. UNRAVEL empfiehlt sich für alle Genießer unter den Metalheads, die auch beim Zurücklehnen die Musik aufsaugen können. Die an Nummer drei angesetzte Ballade „Sleepless Lullaby“ suggeriert in der ersten Hälfte nichts anderes als das Hinabsteigen in eine melancholisch angestrichene Traumwelt, die der Hörer alsbald betritt, wenn er in den Bann der exzellenten, gefühlsbetonten und bewegenden Gesangsperformance von Sängerin Aniek Janssen, die ich genauso wie die Paatos-Frontdame Petronella Nettermalm in mein Herz schließe, gezogen wird.

Verstärkt wird diese sich einschleichende Apathie durch den geschickten Einsatz von Keyboards und Flöten, die nicht dazu dienen das musikalisch führende Heft in die Hand zu nehmen, sondern lediglich das düstere, aber in der Intention nicht hoffnungslose Gesamtbild gekonnt untermalen sollen. Kaum zu glauben, dass die Jungs und das Mädel von Delphian diese knapp 50 Minuten lange Platte selbst produziert haben. Der Sound passt zur von den Songs ausgehenden Stimmung wie der Arsch in den Eimer – keine Über-, geschweige den Unterproduktion.

Dies spricht für die Musiker, die mit Ausnahme des Stücks „Focus On Acid“ stets die fünf Minuten Marke knacken und sich mit dem abschließenden Zehnminüter „Air“ selbst ein kleines, aber aussagekräftiges Denkmal setzen, das angefangen beim Duett zwischen Aniek und dem Gastsänger Leon Brouwer all das beinhaltet, was diese Band ausmacht.

Fazit: Auf Lion Music ist – allen anfänglichen Befürchtungen zum Trotz – Verlass. Mit Delphian haben sie eine aufstrebende und hochwertige Band unter Vertrag genommen, die alles andere als ein Abklatsch von Within Temptation, sondern weitaus progressiver und verhaltener ist. Top!!!

Tracklist:
1. Starting To Unravel
2. Creation
3. Sleepless Lullaby
4. Focus On Acid
5. Black & Blue
6. Hidden
7. Undone
8. Air

Anspieltipps: Starting To Unravel, Sleepless Lullaby, Air

Band Line-Up:
Aniek Janssen – Gesang, Flöte
Coert Bouten – Gitarre
Marcel Volleberg – Gitarre
Sjoerd Hoeijmakers – Bass
Roel van Helden – Schlagzeug, Percussion

DISCOGRAPHY:

2004 – Demo
2005 – Oracle
2007 – Unravel


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Delphian - Unravel (CD-Review)

Coert Bouten von Delphian (Interview)
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