Squealer-Rocks.de CD-Review
Liesegang/White - Visual Surveillance Of Extremities

Genre: Hard Rock
Review vom: 04.03.2005
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Doogie White war bisher für mich immer ein sehr guter Sänger, aber niemals überragend. Bei Rainbow, Malmsteen und Konsorten machte er stets eine gute Figur, kam aber an die ganz Großen der Szene nicht heran. Anscheinend lag dies aber wohl nur an den limitierten musikalischen Vorgaben seiner Arbeitgeber. Denn was der gute Mann hier vom Stapel lässt ist schlicht phänomenal. Man muss ihm wohl nur genügend Spielraum lassen. Und das tut Gitarrengott Bill Liesegang(Rod Stewart, Nina Hagen), indem er eine stilistische Bandbreite auf sein Solo Album packt, die fast das komplette Spektrum der harten Rockmusik abdeckt

"Visual Surveillance..“ ist bereits Liesegangs 2. Solo Album, und nachdem auf dem bereits 1996 erschienenen (und 2003 wiederveröffentlichten) Scheibchen "No Strings attached“ mit Glenn Hughes, John Wetton (Asia) und Tony Thurlow gleich drei Sänger am Start waren, sollten diesmal eigentlich auch mehrere Goldkehlchen die Songs einsingen. Doch nach den ersten Takes war Bill Liesegang klar, dass White das ganze Material alleine packen kann.

Und in der Tat. Man schüttelt man ungläubig den Kopf, angesichts dieser enormen Flexibilität des Sängers.
So meint man beim Eröffnungsdoppel ("A Prayer..“ und "Snake Eyes“), David Coverdale in seiner Glanzzeit zu hören. Sind diese Songs noch das erwartete Futter für Rainbow/Whitesnake Fans, fällt mir beim dritten Song glatt das Bierglas aus der Hand.
Tiefer gestimmte Gitarre, Nu Metal Spielereien und mein neuer Lieblingssänger klingt auf einmal wie unser guter, alter Ozzy auf seinen neueren Werken.
Darauf folgt eine schluchzende Blues Nummer, die auch auf der letzten Cd von Glenn Hughes hätte stehen können – kein Problem, dann singt Mr. White halt mal wie Mr. Hughes.
Wahnsinn!

Diese stilistische Abwechslung zieht sich wirklich durch die ganze Platte. Es gibt dann noch Grunge, ein paar schräge 70er Klänge und mit "Black Winter“ eine Nummer wie ich sie mir von Deep Purple seit Jahren wünsche. Wohl überflüssig zu erwähnen, dass Doogie White hier wie Ian Gillan in den guten alten Tagen klingt.
Natürlich ist es prinzipiell nicht schwer ein facettenreiches Album zu produzieren, doch gibt es hier nur überdurchschnittliche Songs zu hören.
Apropos Produktion: Mix und Mastering wurden von Tommy Hansen übernommen (produziert hat Bill, der auch einige Bassparts eingespielt hat, selber), und dessen Fähigkeiten dürften sich mittlerweile wohl herumgesprochen haben.

Bei den regulären Stücken ist Liesegangs Gitarrenspiel sehr songdienlich, seine Fähigkeiten stellt er in 2 Instrumentalsongs zur Schau.
Bei "Vivaldi“ sorgt er für glänzende Augen beim Hörer und Verzweiflung bei allen angehenden Gitarristen, die wohl entnervt ihre Klampfe in die Ecke schmeissen werden.
Das zweite Instrumental "Old Father Time“ ist dagegen sehr rhythmusbetont und entspannt, und erinnert vom Aufbau her etwas an Ace Frehleys "Fractured Mirror“.

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Liesegang/White Zusammenarbeit noch weitere Früchte trägt, denn den beiden ist hier in punkto Vielfalt, Songwriting, Produktion, sowie Gitarrenspiel und Gesang ein absolutes Referenzalbum gelungen.

Tracklist:
1.A Prayer for the Dying
2.Snake Eyes
3.Last Temptation
4.Worlds collide
5.New Addiction
6.Vivaldi
7.The Gathering
8.Lost Horizon
9.The Ballad of Bible John
10.Black Winter
11.Old Father Time

DISCOGRAPHY:

2005 - Visual Surveillance Of Extremities

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